Internationaler Hermann-Hesse-Preis 2020 für Chimamanda Ngozi Adichie und Judith Schwaab

Chimamanda Ngozi
Chimamanda Ngozi Adichie war 2018 die Hauptrednerin auf der Eröffnungspressekonferenz der Frankfurter Buchmesse. - Bild: Ngozi / Fischer

Die in Nigeria geborene Schriftstellerin Chimamanda Ngozi Adichie und ihre Übersetzerin Judith Schwaab erhalten den Internationalen Hermann-Hesse-Preis 2020. Dies gab der Vorstand der Calwer Hermann-Hesse-Stiftung bekannt.

Der Preis ist mit insgesamt 20.000 Euro dotiert und zählt zu den renommiertesten deutschen Literaturpreisen.

  • Judith Schwab
    Judith Schwab – Bild: Schwab

    Chimamanda Ngozi Adichie wurde 1977 in Enugu (Nigeria) geboren. Im Alter von 19 Jahren ging sie zum Studium in die USA. Mittlerweile lebt und arbeitet sie sowohl in Nigeria als auch in den Vereinigten Staaten. Sie schreibt in englischer Sprache.

  • Judith Schwaab wurde 1960 in Grünstadt geboren. Sie studierte italienische Philologie und arbeitet als literarische Übersetzerin aus dem Englischen und Italienischen. Schwaab wurde 1991 Verlagslektorin bei Droemer Knaur Kindler. Von 1997 bis 2002 arbeitete sie als Cheflektorin für Belletristik beim Blessing/Knaus Verlag.
    Schwaab übersetzt Autoren wie Laura Barnett, Geraldine Brooks,Carol O’Connell, Anthony Doerr, Lauren Groff, Jane Harris oder Don Winslow aus dem Englischen und unter anderem Maurizio de Giovanni, Viola di Grado und Francesca Muci aus dem Italienischen.

Purple Hibiscus

Aufmerksamkeit und Anerkennung für ein noch nicht so bekanntes Werk

Gewürdigt wird „eine schriftstellerische Leistung von internationalem Rang in Verbindung mit ihrer Übersetzung“ – so heißt es im Statut. Mit dem Preis, der alle zwei Jahre von der Calwer Hermann-Hesse-Stiftung verliehen wird, soll einem literarischen Werk Anerkennung und Aufmerksamkeit verliehen werden, das dieses nach Auffassung der Jury verdient, aber noch nicht in entsprechender Weise erfahren hat.

Blauer Hibiskus ist der Titel des ersten Romans von Chimamanda Ngozi Adichie. Das Werk wurde 2003 im englischen Original veröffentlicht, 2015 erschien die deutsche Übersetzung von Judith Schwaab im S. Fischer Verlag.

Die Jury schreibt zur Begründung:

Adichie zeichnet die Porträts der Personen so fein, dass man sich in jede einzelne, auch die Nebenfiguren, hineinversetzen kann und mit ihnen fühlt. Auch die Kultur Nigerias, die Natur, die verschiedenen Sprachen, die Speisen und Umgangsformen sind so lebendig geschildert, dass man sich förmlich dorthin versetzt fühlt.

Selten haben wir einen so spannenden und ausgereiften Roman gelesen, in dem alles stimmte, vom hohen sprachlichen Niveau über die stringenten Handlungsstränge, die fesselnde Spannung von der ersten bis zur letzten Seite bis hin zur psychologischen Entwicklung der Figuren. Wir halten mit Blauer Hibiskus ein Stück Literatur in der Hand, das berührt und zugleich Bewunderung für die Autorin weckt.

Mit ihrer Übertragung ist es Judith Schwaab gelungen, die Wirkungsäquivalenz des Originals und damit den „Geist“ des Romans zu bewahren. Auch hat sie Adichies Werk sprachlich sensibel und respektvoll der Kultur der Autorin gegenüber übersetzt, was uns sehr wichtig ist. Daher hat auch sie diesen Preis unbedingt verdient.

Die diesjährige Jury bestand aus Katharina Borchardt, Susanne Goumegou, Mirjam Nuenning, Stefanie Schäfer und Stefan Weidner.

Hermann-Hesse-Preis wird alle zwei Jahre vergeben

Der Internationale Hermann-Hesse-Preis wird alle zwei Jahre am 2. Juli verliehen, dem Geburtstag von Hermann Hesse. Der Preis wurde gestiftet von der Sparkasse Pforzheim Calw und dem Südwestrundfunk und wird vom Land Baden-Württemberg unterstützt. Er ist mit 20.000 Euro dotiert.

Vergeben wird er für ein literarisches Werk im Geiste Hermann Hesses von internationalem Rang. Dies kann eine schriftstellerische Leistung in Verbindung mit ihrer Übersetzung sein, eine originär schriftstellerische Leistung oder eine übersetzerische Leistung. Der Preis kann auch geteilt werden.

rs, Hermann-Hesse-Stiftung