
Der vom Deutschen Literaturfonds alljährlich vergebene Paul-Celan-Preis für herausragende Literaturübersetzungen ins Deutsche geht in diesem Jahr an Eveline Passet. Der Preis ist mit 20.000 Euro dotiert. Der Jury gehören an: Karin Betz, Ursula Gräfe, Gabriele Leupold, Miriam Mandelkow und Ulrich Sonnenberg.
Eveline Passet wird für ihr Gesamtwerk ausgezeichnet, das Übersetzungen aus dem Französischen und Russischen umfasst, darunter Werke von Alphonse Daudet, Benjamin Constant, Daniel Pennac, Wassili Rosanow und Wassili Golowanow.
Übersetzerin und Herausgeberin der Tagebücher von Michail Prischwin
Besonders würdigt die Jury die Übersetzung des 2019 erschienenen ersten Bandes der Tagebücher von Michail Prischwin (1873–1954), die sie auch herausgibt und kommentiert. Grundstürzende Veränderungen wie kleinste Mutationen im politisch-gesellschaftlichen Leben des nachrevolutionären Russlands werden darin in Alltagserlebnissen, Begegnungen mit einfachen Menschen und berühmten Zeitgenossen, Betrachtungen zur Literatur und Philosophie, Träumen, Naturschilderungen und Skizzen zu literarischen Arbeiten eingefangen.
Die Jury lobt:
Eveline Passet erweist sich in all diesen Registern als hellhörige, die Tonlagen und Redeweisen des Textes erkennende Übersetzerin und überträgt ihn in ein reiches, vielstimmiges Deutsch, das uns den Text nahebringt, ohne ihm seine zeitliche Distanz und Widerständigkeit zu nehmen.
Vom Hessischen über Paris nach Berlin
Passet wurde 1958 geboren und ist im Südhessischen aufgewachsen. In Paris studierte sie Slawistik und Romanistik. Seit 1985 lebt sie in Berlin als Literaturübersetzerin mit den Arbeitssprachen Russisch und Französisch.
Darüber hinaus erstellt sie für den Rundfunk Literatur-Features und ist der Fachöffentlichkeit durch verschiedene Projekte, Fortbildungen und Vortragsreihen bekannt, die sie zum Beispiel im Literarischen Colloquium Berlin mitorganisiert.
Paul-Celan-Preis: 1988 für Übersetzungen aus dem Französischen gestiftet
Seit 1988 stiftet der Deutsche Literaturfonds den Paul-Celan-Preis, der zunächst für herausragende Literaturübersetzungen aus dem Französischen ins Deutsche verliehen wurde. Seit 1994 ist der Preis für alle Sprachen geöffnet und deutschsprachigen Übersetzern vorbehalten.
Mit diesem Preis wird das Ziel verfolgt, „den geistigen Austausch und die gegenseitige Verständigung auf dem Gebiet der Gegenwartsliteratur über alle Grenzen hinaus zu intensivieren“.
Der Preis wird für ein Gesamtwerk vergeben, jedoch auf der Grundlage einer besonders herausragenden Einzelleistung: ein belletristisches Werk, das lieferbar und nach Möglichkeit innerhalb der letzten vier Jahre erschienen ist.
Rang 2 der höchstdotierten Übersetzerpreise
Der Paul-Celan-Preis liegt mit einem Preisgeld von 20.000 Euro gemeinsam mit dem Straelener Übersetzerpreis und dem Preis der Leipziger Buchmesse auf Rang zwei der höchstdotierten Übersetzerpreise im deutschsprachigen Raum. Platz 1 belegt mit 50.000 Schweizer Franken (46.550 Euro) das Zuger Übersetzer-Stipendium. Aber auch dieses konnte Eveline Passet bereits 2017 abräumen.
- 2017-01-27: “Ich spreche jeden Text laut” – Literaturübersetzerin Eveline Passet im Video-Porträt
- 2017-01-23: Zuger-Übersetzer-Stipendium: 50.000 Schweizer Franken für Eveline Passet, 10.000 für Andreas Nohl
Deutscher Literaturfonds