G20-Gipfel wirken mitunter wie die Welt in Klein: Menschen aus den unterschiedlichsten Ländern und Kulturen, quirliges Gewusel auf den Gängen und ein Sprachengewirr, in dem man leicht die Orientierung verlieren kann.
Auch wenn sich die Gruppe der Zwanzig in diesem Jahr nicht wie geplant am 21. und 22. November in Riad, sondern nur virtuell trifft, sorgen die Dolmetscher, unter anderem auch Mitglieder des Verbands der Konferenzdolmetscher (VKD) im Bundesverband der Dolmetscher und Übersetzer (BDÜ), dafür, dass sprachliche Barrieren überwunden werden.
Die Besonderheit von G20-Gipfeln liegt in ihrer Sprachenvielfalt. Insgesamt nehmen 19 Staats- und Regierungschefs mit unterschiedlichen Muttersprachen teil. Hinzu kommen Vertreter der Europäischen Union mit weiteren Sprachen sowie Delegierte von Staaten ohne Stimmrecht und von Nichtregierungsorganisationen aus aller Welt.
Herausforderung Sprachenvielfalt oft nur mit Relais-Sprachen zu bewältigen
Diese Vielsprachigkeit bringt Herausforderungen mit sich – vor allem organisatorische: Denn es ist nicht immer leicht, für alle Sprachen qualifizierte Dolmetscher zu finden. Für Koreanisch oder Indonesisch zum Beispiel muss man intensiv suchen. Bei Bedarf wird daher mit sogenannten „Relais-Sprachen“ gearbeitet.
Das heißt, dass beispielsweise ein Koreanisch-Dolmetscher die Wortmeldungen der Vertreter Koreas ins Englische dolmetscht. Bundeskanzlerin Angela Merkel hört währenddessen einem Dolmetscher der deutschen Kabine zu, der die englische Tonspur des Koreanisch-Dolmetschers ins Deutsche überträgt.
Intensive Vorbereitung, lange Arbeitszeiten, Dreierteams in Kabine
„Nicht nur für den Organisator, sondern auch für die Dolmetscher bedarf es im Vorfeld eines G20-Gipfels einer intensiven Vorbereitung“, weiß Roland Schmieger, Leiter des Dolmetschdienstes des Auswärtigen Amtes. Schmieger hat unter anderem beim G7-Gipfel 2015 in Elmau, beim G7-Außenministertreffen 2015 in Lübeck sowie bei anderen Großveranstaltungen der OSZE unter deutschem Vorsitz den Dolmetschereinsatz organisiert.
„Für die Dolmetscher besteht die Vorbereitung im Wesentlichen darin, die umfangreichen Gesprächsunterlagen eingehend zu studieren, um die detaillierten Fachgespräche inhaltlich präzise dolmetschen zu können – und das auch nach vielen Stunden im Einsatz.“ Denn die Arbeitszeiten während dieser Großveranstaltungen sind oft besonders lang. Deshalb wird in der Regel in Dreierteams mit maximal überlappenden Sprachkombinationen gearbeitet, sodass die Ablösung möglichst flexibel erfolgen kann.
Nach Abschluss eines langen Konferenztages geht es in aller Regel ruhig zu. „Insgesamt kann man sagen, dass alle auf einem Gipfel eingesetzten Dolmetscher nach getaner Arbeit einen guten Schlaf haben“, so Schmieger.
Was bedeutet G20?
Die Gruppe der 20 ist ein seit 1999 bestehender informeller Zusammenschluss wichtiger Industrie- und Schwellenländer, der sich mindestens einmal pro Jahr auf einem Gipfeltreffen über globale Themen austauscht. Die Vertreter repräsentieren mehr als 85 Prozent der weltweiten Wirtschaftsleistung, drei Viertel des Welthandels und rund zwei Drittel der Weltbevölkerung. Die jährlich wechselnde Präsidentschaft liegt in diesem Jahr bei Saudi-Arabien.
Wer gehört zur G20?
Die Gruppe der 20 besteht derzeit aus Argentinien, Australien, Brasilien, China, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Indien, Indonesien, Italien, Japan, Kanada, Mexiko, Russland, Saudi-Arabien, Südafrika, Südkorea, Türkei und den USA. Zudem zählt die Europäische Union zu den G20-Mitgliedern und vertritt die übrigen EU-Länder. Spanien ist als ständiges Gastland dabei.
Wer ist der VKD?
Der deutsche Verband der Konferenzdolmetscher (VKD) im Bundesverband der Dolmetscher und Übersetzer (BDÜ) e.V. vertritt seit 2003 die Interessen seiner 670 Mitglieder. Alle Konferenzdolmetscher des VKD erfüllen strengste Aufnahmekriterien und arbeiten nach der Berufs- und Ehrenordnung des Verbands.
Weiterführender Link
- Unternehmen, die Konferenzdolmetscher benötigen, finden diese in der Mitgliederdatenbank unter vkd-suche.bdue.de – für insgesamt 33 Sprachen von Arabisch bis Ungarisch.
VKD