Jackie Smith mit Helen-und-Kurt-Wolff-Übersetzungspreis 2021 ausgezeichnet

Jackie Smith
Die britische Übersetzerin Jackie Smith wird für ihr Werk „An Inventory of Losses“ ausgezeichnet. - Bild: Goethe-Institut, Smith, New Directions

Der Helen-und-Kurt-Wolff-Übersetzungspreis 2021 geht an die britische Übersetzerin Jackie Smith. Ausgezeichnet wird ihre Übertragung von Judith Schalanskys Verzeichnis einiger Verluste, das als An Inventory of Losses beim New Yorker Verlagshaus New Directions Publishing erschienen ist.

Der Preis ist mit 10.000 US-Dollar dotiert und feiert in diesem Jahr sein 25-jähriges Bestehen. Er wird jährlich für eine herausragende literarische Übersetzungsarbeit vom Deutschen ins Englische vergeben.

Die Preisübergabe findet am 24. Juni 2021 im Goethe-Institut in New York statt. An der Feierstunde wird auch Alexander Wolff teilnehmen, der Enkelsohn von Kurt Wolff.

Vom Fachtext zur Belletristik – Jackie Smith übersetzte früher für eine Bank

Das jetzt ausgezeichnete Buch ist das erste von Jackie Smith vollständig übersetzte belletristische Werk. Es stand auf der Longlist des „International Booker Prize 2021“. Ein Rezensent des Wall Street Journals lobte Smiths Übertragung als „a triumph of subtle accuracy“.

Smith hat Deutsch und Französisch in Cambridge studiert. Sie startete ihre Karriere als Fachübersetzerin in der Wirtschaft und arbeitete mehrere Jahre bei einer deutschen Bank, bevor sie zur Literaturübersetzung fand. Ihre Arbeit erstreckt sich sowohl auf die Belletristik als auch auf Sachbücher.

2017 gewann sie den Übersetzungspreis des Österreichischen Kulturforums London.

Judith Schalansky, Verzeichnis einiger Verluste
Der Originaltitel „Verzeichnis einiger Verluste“ von Judith Schalansky ist Ende 2018 bei Suhrkamp erschienen. – Bild: Suhrkamp

„Remarkable grace and agility, brilliantly capturing the musicality of the original text“

Aus insgesamt 30 nominierten Titeln waren vier in die engere Auswahl gekommen. Auf der Liste standen neben Smith zuletzt auch die Übersetzer Jefferson Chase, Tess Lewis und Imogen Taylor.

Ihre Entscheidung zugunsten von Smith begründet die Jury wie folgt:

The jury for the Helen & Kurt Wolff Translator’s Prize is excited to award the prize for 2021 to Jackie Smith for her translation of An Inventory of Losses by Judith Schalansky, published by New Directions. Kirkus Reviews described the book as „an exploration of extinct animals and objects told through dazzling stories that question the bounds of memory and myth,“ and Jackie Smith’s rendering into English is no less dazzling.

Schalansky’s genre-bending (or blending) text roams across time and space in twelve chapters whose identical lengths belie their tremendous diversity of subject matter, as they transport us from an island that disappeared into the South Pacific all the way to the moon, from ancient Greece to present-day Germany – and beyond. One of the many extraordinary features of Schalansky’s writing is to equip each episode with its own distinct narration, and the resultant voices are every bit as wide-ranging as the tales they tell.

Jackie Smith’s translation follows this back-to-the future slalom with remarkable grace and agility, brilliantly capturing the musicality of the original text, its philosophical depths, psychological insights, meticulous scientific observations—as well as its playful ingenuity and deeply poetic imagination. In fact a catalogue of these achievements might properly be construed as an „Inventory of Gains.“

Wolff-Preis zeichnet Übersetzungen aus dem Deutschen ins Englische aus

Der Helen-und-Kurt-Wolff-Übersetzungspreis wird seit 1996 vom Goethe-Institut in den USA verliehen und zeichnet jedes Jahr eine herausragende Literaturübersetzung vom Deutschen ins Englische aus. Bis 2014 lag die Zuständigkeit beim Institut in Chicago, seitdem in New York.

Die von der Bundesregierung geförderte Auszeichnung wurde in den vergangenen Jahren unter anderem an die Übersetzer John E. Woods, Joel Agee, Anthea Bell, Ross Benjamin, Susan Bernofsky und Philip Boehm verliehen.

Die Preisträger werden von einer fünfköpfigen Jury aus Fachleuten ausgewählt. Derzeit sind dies die Vorsitzende Shelley Frisch, Bettina Abarbanell, Philip Boehm, John Hargraves und Susan Harris.

Helen und Kurt Wolff waren in den 1920er-Jahren bedeutende Verleger in Deutschland. 1941 immigrierten sie nach New York und gründeten das Verlagshaus „Pantheon Books“, das sich überwiegend auf Übersetzungen deutscher sowie europäischer Literatur konzentrierte.

rs, Goethe-Institut