Niederländisch-Übersetzerin Verena Kiefer erhält Gustav-Heinemann-Friedenspreis

Reden ist Verrat
Die Originalausgabe erschien Ende 2018 unter dem Titel „Het meisje met de vlechtjes“ (Das Mädchen mit den Zöpfen).

Der Gustav-​Heinemann-Friedenspreis 2021 geht an die niederländische Autorin Wilma Geldof und ihre Übersetzerin Verena Kiefer. Ausgezeichnet wird damit der Roman Reden ist Verrat (Het meisje met de vlechtjes), der auf der wahren Geschichte einer jungen Niederländerin basiert, die im Widerstand gegen die Nazis kämpfte.

Die Auszeichnung wird von der Landesregierung Nordrhein-Westfalens vergeben und ist mit insgesamt 7.500 Euro dotiert, von denen die Autorin 6.000 und die Übersetzerin 1.500 Euro erhält. Die Übergabe ist für den 19. November 2021 geplant. Sie soll im Heinrich-Heine-Haus in der Düsseldorfer Altstadt erfolgen.

Freie Übersetzerin und Lehrbeauftragte in Siegen

Verena Kiefer, geboren 1964, absolvierte eine Ausbildung zur Buchhändlerin und übte diesen Beruf aus, bis sie Sprach- und Literaturwissenschaften studierte. Seit 1997 ist sie freie Übersetzerin und seit 2010 auch Lehrbeauftragte für Niederländisch an der Universität Siegen.

„Kiefer schafft es, die Geschichte anschaulich zu vermitteln“

Kultur- und Wissenschaftsministerin Isabel Pfeiffer-Poensgen erklärt:

Der Jugendroman erzählt vom mutigen Widerstand in den von den Nationalsozialisten besetzten Niederlanden und besticht durch einen erfrischenden Schreibstil. Autorin Wilma Geldof thematisiert vielschichtig und psychologisch differenziert die ethischen Dimensionen des Widerstands gegen die Nazis. Das entschlossene Handeln der jungen Frau, die im Kampf für die Freiheit ihr Leben riskiert und auch Zweifel empfindet, spendet Hoffnung.

Verena Kiefer schafft es durch ihre Übersetzung, die Geschichte der Freddie Oversteegen anschaulich zu vermitteln.

Buch thematisiert auch moralische Grenzen des Widerstands

Das Buch erzählt, wie sich die junge Niederländerin Freddie miterlebt, wie der Geheimdienst eine Jüdin und deren kleinen Sohn abholt, die in ihrem Haus untergetaucht waren. Mit ihrer Schwester schließt sich die Jugendliche später einer bewaffneten Widerstandsgruppe an.

Bei den teils lebensgefährlichen Aktionen gegen die Unterdrücker stößt die Jugendliche auch an moralische Grenzen. Dabei stellt sich bald die Frage, wie weit man im Kampf gegen die Besetzer gehen darf. Bis hin zum Mord? Die Rolle von Gruppendynamiken wird ebenfalls reflektiert.

Bei ihren Recherchen für das Jugendbuch traf die niederländische Autorin auch die 1925 geborene und 2018 verstorbene Freddie Oversteegen, deren wahre Geschichte die Basis für den Roman bildet.

Wilma Geldof, Freddie Oversteegen
Autorin Wilma Geldof mit Freddie Oversteegen, von deren Lebensgeschichte das Jugendbuch inspiriert ist. Geldof arbeitete viele Jahre als sozialmedizinische Pflegekraft in der Psychiatrie. Ihr erstes Kinderbuch erschien 2001. Inzwischen widmet sie sich ganz dem Schreiben. – Bild: Rob van Weegen

Gustav-Heinemann-Friedenspreis

Der Gustav-Heinemann-Friedenspreis zählt zu den wichtigsten Auszeichnungen für deutschsprachige Kinder- und Jugendliteratur. Für den Preis wird jährlich ein Buch ausgewählt, das junge Leser ermutigt, sich für Menschenrechte, für zivile Formen der Konfliktbewältigung, für Toleranz und gegen Gewalt zu engagieren.

Die Ehrung erinnert an das friedenspolitische Engagement des ehemaligen Bundespräsidenten Gustav Heinemann (1899-1976). Betreut wird die Auszeichnung, die in diesem Jahr bereits zum 38. Mal verliehen wird, von der Landeszentrale für politische Bildung im Ministerium für Kultur und Wissenschaft.

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rs