Arbeitsstipendium des Freistaats Bayern für Literaturübersetzer Maximilian Murmann

Bayerisches Staatswappen
Großes Staatswappen des Freistaats Bayern. - Bild: gemeinfrei

Das mit 7.000 Euro dotierte Arbeitsstipendium des Freistaats Bayern geht in diesem Jahr an den Übersetzer Dr. Maximilian Murmann für seine Erstübertragung des finnischen Klassikers Das Mädchen auf der Himmelsbrücke von Eeva-Liisa Manner. Die Übergabe der Urkunde soll am 28. September 2021 im Literaturhaus München stattfinden.

„Brückenbauer in andere Lebenswelten über Raum und Zeit hinweg“

Bernd Sibler
Bernd Sibler – Bild: StMWK

Bernd Sibler, bayerischer Staatsminister für Wissenschaft und Kunst, drückt bei dieser Gelegenheit seine Wertschätzung für die Kunst der literarischen Übersetzung aus: „Literarische Übersetzungen ermöglichen uns, der Kultur anderer Länder zu begegnen und dabei auch deren Andersartigkeit wie Verwandtes empathisch und ästhetisch zu erleben.“ Literarische Übersetzer seien Brückenbauer in andere Lebenswelten über Raum und Zeit hinweg. Ihrem Schaffen zolle er große Achtung.

Zum Empfänger des Stipendiums und der ausgezeichneten Übersetzung erklärt Sibler:

Maximilian Murmann nimmt uns mit in das Finnland in den 1920er-Jahren und lässt uns das fragile Seelenleben eines Kindes miterleben. Als Kunstminister berührt mich besonders, wie der Roman und seine Übersetzung den Einfluss der Kunst auf unser alltägliches Leben beschreiben. Mit diesem Werk bringt uns Dr. Murmann auch eine hierzulande noch wenig bekannte Autorin nahe. Ich freue mich daher sehr, dass wir Dr. Murmann für diesen wertvollen literarischen Beitrag mit dem Arbeitsstipendium des Freistaats Bayern auszeichnen.

„Übersetzer beweist Empathie, Fingerspitzengefühl und große Souveränität“

Auch die Jury würdigt Murmanns hohes übersetzerisches Können:

Die lyrische, metaphernreiche Sprache der Erzählinstanz überzeugt dabei ebenso wie die Übertragung der Figurenperspektive der neunjährigen Leena, in der sich Kindlichkeit mit philosophisch-existentiellen Fragen und Überlegungen und einer eigentümlich erwachsenen Abgeklärtheit und Innerlichkeit mischt.

Der Übersetzer beweist dabei Empathie und Fingerspitzengefühl sowie große Souveränität und ein beeindruckendes Sprachgefühl im Umgang mit den stilistischen Herausforderungen und Eigenheiten des Textes.

Zudem gelingt seiner Übersetzung die Gratwanderung, als deutscher Text voll und ganz zu funktionieren, sich dabei aber zugleich eine Aura der zeitlichen und räumlichen Fremdheit zu bewahren.

Spezialist für estnische und finnische Literatur

Maximilian Murmann
Dr. Maximilian Murmann – Bild: privat

Murmann hat in den letzten Jahren vor allem als Übersetzer estnischer und finnischer Literatur auf sich aufmerksam gemacht. 2018 promovierte er an der LMU München/Universität Helsinki. Für seine übersetzerische wie seine wissenschaftliche Arbeit wurde er mehrfach ausgezeichnet, zuletzt mit einem Arbeitsstipendium des Deutschen Übersetzerfonds und mit dem Promotionspreis der Gesellschaft für die Erforschung der finnischen Sprache.

Er nahm an verschiedenen Übersetzerseminaren in Deutschland und Finnland teil. Zu den von ihm übersetzten Werken gehören der Roman Die Nacht der Seelen (estnischer Originaltitel: Hingede öö, 1953) von Karl Ristikivi, erschienen bei Guggolz, Berlin, der Roman Der Verrückte (Hullu, 2012) von Juha Hurme, erschienen im Verlag Kommode, Zürich, der Roman Gogols Disko (estnisch Gogoli disko, 2016) von Paavo Matsin, erschienen bei homunculus, Erlangen und die Graphic Novel Zwischen zwei Tönen – Aus dem Leben des Arvo Pärt (estnisch Kahe heli vahel – Graafiline romaan Arvo Pärdist, 2018) von Joonas Sildre, erschienen bei Voland & Quist, Berlin/Dresden.

Arbeitsstipendium existiert seit 2009

Das Bayerische Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst vergibt seit 2009 jährlich ein Arbeitsstipendium für ein Übersetzungsvorhaben, um die bedeutende kulturelle Leistung der literarischen Übersetzer zu würdigen, die die Literatur anderer Sprachen für den größten, nicht polyglotten Teil der Leserschaft erst zugänglich macht. 2020 wurde die Dotierung von bislang 6.000 auf 7.000 Euro erhöht.

Das Arbeitsstipendium soll den damit bedachten ermöglichen, sich ohne wirtschaftlich-materiellen Zwang einem Übersetzungsvorhaben zu widmen. Über die Vergabe des Stipendiums entscheidet der Bayerische Staatsminister für Wissenschaft und Kunst auf Vorschlag einer Jury, die die eingereichten Eigenbewerbungen prüft.

Der Jury gehören derzeit an: Tanja Handels, Kristina Kallert und Claudia Steinitz.

StMWK