Weil sie ihre Muttersprache verschmäht: VDS verleiht Ursula von der Leyen Negativauszeichnung

Ursula von der Leyen
Seit sie Kommissionspräsidentin ist, spricht sie bei öffentlichen Ansprachen kaum noch Deutsch, obwohl sie es könnte und die EU über einen fähigen Dolmetschdienst verfügt. - Bild: EU

„Das hatten wir noch nie!“, sagt Prof. Walter Krämer, Vorsitzender des Vereins Deutsche Sprache (VDS), verblüfft zur Wahl von Ursula von der Leyen zum „Sprachpanscher“ 2021. „Dass jemand diesen unrühmlichen Titel gleich zweimal bekommt, ist vorher noch nie passiert.“

Die EU-Kommissionspräsidentin wurde von den VDS-Mitgliedern zu der Person gewählt, die im vergangenen Jahr besonders nachlässig mit der deutschen Sprache umgegangen ist.

2014 hatte sie den Titel schon einmal inne. Damals ebenfalls wegen ihrer Einstellung, wann immer möglich auf die deutsche Sprache zu verzichten.

„Frau von der Leyen drückt sich bestimmt besser auf Englisch aus als manch ein anderer deutscher Politiker“, so Krämer, „aber warum drückt sie sich nicht auf Deutsch aus, der Sprache, in der sie fehlerfrei kommunizieren kann?“ Stattdessen nutze sie bei Verhandlungen und Mitteilungen Englisch, was fehleranfällig sei, da man als Nicht-Muttersprachler meist nicht alle feinen Nuancen einer Sprache kenne.

„Es gibt ausgebildete Dolmetscher, die dafür bezahlt werden. Außerdem sollte es selbstverständlich sein, als Repräsentantin eines Staates der EU auch dessen Sprache ganz natürlich als Teil dieser Repräsentanz zu sehen“, so Krämer weiter.

Wie wäre es mit einer Auszeichnung für die besten Fremdsprachenkenntnisse?

Es stimmt schon, dass Ursula von der Leyen in Brüssel keine Werbung für die deutsche Sprache macht. Das ist jedoch nicht typisch von der Leyen, sondern typisch für alle Auslandsdeutschen.

Die Supermutter von sieben Kindern und frühere Superministerin (ein Landes- und drei Bundesministerien) möchte – wie alle Deutschen – einfach nur bei jeder Gelegenheit unter Beweis stellen, dass sie auch supergut Fremdsprachen beherrscht.

Ihr ist zudem bewusst, dass sie ihren Job Emmanuel Macron verdankt, der im Gegenzug eine Französin an der Spitze der Europäischen Zentralbank installieren durfte.

Ursula von der Leyen will in Brüssel als Europäerin wahrgenommen werden, und nicht als Deutsche. Sie spricht daher in der Regel Englisch, gelegentlich Französisch und gelegentlich Deutsch.

Bei ihrer Kandidatur zum höchsten EU-Amt wies sie darauf hin, dass sie in Brüssel geboren wurde und zur Schule gegangen ist; als Tochter von Ernst Albrecht, dem späteren niedersächischen Ministerpräsidenten, der damals Kabinettschef eines Mitglieds der EWG-Kommission war. Für sie schließt sich mit der neuen Aufgabe in der Hauptstadt Europas ihr Lebenskreis.

Dass von der Leyen die deutsche Sprache offensichtlich als unwichtig erachtet, darf man durchaus kritisieren. Andererseits könnte man ihr aber auch eine Auszeichnung verleihen: für die besten Fremdsprachenkenntnisse in der kleinen Riege der deutschen Spitzenpolitiker.

Platz 2: KaDeWe

Platz 2 in der Rangfolge der Negativauszeichnung des VDS geht an das Traditionskaufhaus KaDeWe (Kaufhaus des Westens). Nach Auffassung des Sprachvereins zeigt das Haus deutlich, wie wenig ihm an seinen deutschsprachigen Kunden gelegen ist. Statt verständlicher Werbebotschaften pflege man in Berlin ein denglisches Kauderwelsch:

„Entdecken Sie unseren Department Store: Internationale Designermarken und lokale Brands, Events und Specials, exzellenter Service. […] Auf sieben Etagen erwartet Sie alles von Fashion über Beauty und Home bis hin zu Food. Limited Editions, Kooperationen und exklusive Edits vervollständigen die Vielfalt.“

Wer kein Englisch kann, habe hier verloren.

Platz 3: Justizministerin Christine Lambrecht

An dritter Stelle steht Bundesjustizministerin Christine Lambrecht. Ihr Ministerium hatte gleich einen ganzen Gesetzesentwurf nur für Frauen vorgelegt – von „Haftung der Schuldnerin“ und „Geschäftsleiterinnen“ war die Rede. Dies wurde jedoch vom Bundesinnenministerium gestoppt. Zurück bleibe ein peinlicher Versuch, Genderregeln durch die Hintertür zu verankern, so der VDS.

Platz 4: Audi

Vierter wurde der Autobauer Audi, der wegen seines Gender-Leitfadens aktuell in der Presse ist. Wer seinen Arbeitnehmern eine „falsche Sprache“ aufzwingen wolle, habe nicht verstanden, wie Sprache sich entwickle. Der VDS unterstütze daher einen Mitarbeiter des Audi-Mutterkonzerns Volkswagen, der juristisch gegen die Auflage, Gendersprache zu verwenden, vorgehe.

Platz 5: taz

Auch die Tageszeitung taz hat sich nicht mit Ruhm bekleckert: In einem Beitrag zum Welttoilettentag (und dem Fehlen von Hygieneorten) nannte sie im November 2020 Frauen „Menschen mit Gebärmutter“. Laut VDS ist dies ein Schlag ins Gesicht für alle Frauen, die aufgrund von Fehlbildungen keine haben oder sie sich entfernen lassen mussten und damit psychisch zu kämpfen haben.

Negativpreis wird seit 24 Jahren verliehen

VDS-LogoDer Negativpreis „Sprachpanscher“ wird 2021 bereits zum 24. Mal vergeben. Wahlberechtigt sind die Mitglieder des VDS. Bisherige Preisträger waren u. a. der ehemalige Bahnchef Hartmut Mehdorn, der ehemalige Intendant des WDR, Fritz Pleitgen, und zuletzt die Tagesschau und die heute-Nachrichten.

Mehr zum Thema

VDS, rs