Erste Buchmesse nach Corona auf ein Drittel geschrumpft
Karin Schmidt-Friderichs als Vorsteherin des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels und Buchmesse-Direktor Juergen Boos konnten auf der Eröffnungsfeier der Frankfurter Buchmesse stolz verkünden, dass in den letzten Wochen die Zahl der Aussteller durch Kurzentschlossene noch auf immerhin gut 2.000 aus 70 Ländern angewachsen ist.
Für die erste Präsenzveranstaltung nach der rein digitalen Messe im Vorjahr ist das ein Zeichen der Hoffnung.
Vergessen werden darf aber nicht, dass zu normalen Zeiten wie zuletzt 2019 wesentlich mehr, nämlich 7.450 Aussteller aus 104 Ländern nach Frankfurt reisen. Auch die Zahl der Besucher, die sich 2019 auf 302.267 belief, wird 2021 unter keinen Umständen erreicht werden können, denn es dürfen pro Tag maximal 25.000 eingelassen werden. Selbst bei Vollauslastung wird man an den fünf Messetagen so allenfalls auf eine Zahl von 125.000 kommen.
In Bezug auf die Zahl der Aussteller und Besucher entspricht die Buchmesse dieses Jahr also ungefähr einem Drittel des Gewohnten.
Monika Grütters unterstreicht Rolle der Übersetzer
„Übersetzen ist der Akt der Empathie schlechthin.“ So zitierte Monika Grütters, die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien, in ihrer Ansprache die Literaturübersetzerin Patricia Klobusiczky. Diese schrieb vor Kurzem in einem Zeitungsbeitrag:
Wer übersetzt, überschreitet und überwindet Grenzen – der Sprache und Nationalität, des Geschlechts und Glaubens, der historischen und gesellschaftlichen Erfahrung. Darum können wir selbst das Leid unserer Nächsten erfahren und für andere erfahrbar machen. Darin liegt das ganze utopische Potenzial des Übersetzens als Mittel der Verständigung.
Die fähigste Übersetzerin jedoch sei die Literatur selbst, so Grütters, die auch darauf hinwies, dass aus Anlass der Buchmesse insgesamt 401 Werke des Ehrengastes Kanada ins Deutsche übersetzt wurden.
Die in der Branche überaus beliebte und von allen Seiten gelobte Politikerin ist seit 2013 Kulturstaatsministerin. Sie hatte auf der Buchmesse ihren wahrscheinlich letzten großen Auftritt. Zwar wurde vom frisch gewählten Bundestag noch kein neuer Kanzler ins Amt gehievt, aber Grütters wird ihren Hut nehmen müssen, sobald eine Koalition ohne ihre Partei, die CDU, gebildet worden ist.
Zum ersten Mal dürften auf einer Eröffnungsfeier der Frankfurter Buchmesse ein paar Sätze Inuktitut (ᐃᓄᒃᑎᑐᑦ) gesprochen worden sein – von Mary May Simon, der Generalgouverneurin von Kanada. Deren Mutter gehört der indigenen Eskimo-Volksgruppe der Inuit an.
Auffallend gut war die Moderation der Eröffnungsfeier durch Mona Ameziane. Sie sprach – nur mit Moderationskarten ausgestattet – vollkommen frei und ohne einen einzigen Versprecher, wenn man vom gelegentlich demonstrativen Gendern absieht. Zudem richtete sie sich hin und wieder in akzentfreiem Englisch und Französisch an die internationalen Gäste.
Richard Schneider