Berchtesgadener Land und Caritas starten neue Ausbildungsrunde für Laiendolmetscher

Laiendolmetscher-Ausbildung Berchtesgadener Land
Laiendolmetscher-Ausbildung im Landkreis Berchtesgadener Land im Jahr 2019 mit der Referentin Antje Bommel. - Bild: LRA BGL

Die Integrationslotsin für den Landkreis Berchtesgadener Land, Astrid Kaeswurm, organisiert in Zusammenarbeit mit der Caritas wieder eine Ausbildung für Laiendolmetscher. Diese übersetzen beispielsweise in Schulen und bei Behörden. Sie füllen damit eine Lücke, die durch professionelle Dolmetscher nicht geschlossen werden kann.

Nicht jeder Migrant beherrscht die deutsche Sprache so, dass er in Gesprächen alles versteht. In manchen Situationen, etwa bei Gesprächen mit Klassenlehrern, beim Arztbesuch oder bei Behördengängen, ist es notwendig, dass möglichst korrekt übersetzt wird, ohne dass dafür jedes Mal ein professioneller Dolmetscher zur Verfügung steht.

Schulung vermittelt Grundlagen des Dialogdolmetschens

Beim Dolmetschen ist vollständig und richtig zu übersetzen. Vor allem dürfen Dolmetscher nicht ihre eigenen Überzeugungen einbringen. Stattdessen müssen sie sachlich und unparteiisch gegenüber beiden Parteien sein. Für Gespräche mit Ärzten oder Anwälten ist die Kenntnis von Fachvokabular notwendig.

Dies lernen die angehenden Laiendolmetscher in der Grundausbildung und stehen dann im Landkreis für entsprechende Einsätze zur Verfügung. Bislang wurden im Berchtesgadener Land bereits 24 Laiendolmetscher ausgebildet. Die meisten sind bis heute ehrenamtlich tätig.

Bedarf für Tigrinja, Russisch, Polnisch, Spanisch, Burmesisch

Nun soll eine weitere Ausbildung durchgeführt werden, um Lücken im Sprachangebot zu schließen. So gibt es für die Landessprache in Eritrea (Tigrinja) derzeit nur einen aktiven Laiendolmetscher. Auch für die Sprachen vieler Menschen, die aufgrund von Arbeit in den Landkreis kommen, fehlen Sprachmittler. Russisch, Polnisch und Spanisch werden dringend gesucht. Seit nicht allzu langer Zeit werden auch Menschen aus Myanmar im Asylverfahren zugewiesen. Hier fehlen Übersetzer für Burmesisch. Diese Liste kann noch um einige Sprachen weitergeführt werden.

Daher wünschen sich die Initiatoren, dass sich möglichst Menschen mit ganz unterschiedlichen Sprachkenntnissen für eine Ausbildung zum Laiendolmetscher bewerben. Die Ausgebildeten werden nach bestandener Prüfung bei der Caritas in einer Ehrenamtskartei geführt und nach Bedarf bei Dolmetsch-Terminen eingesetzt. Mit einer Ehrenamtspauschale werden die Einsätze entsprechend gewürdigt.

Projekt erhielt oberbayerischen Integrationspreis

Die Bedeutung dieses Projekt hat sich gerade wieder dadurch gezeigt, dass die Laiendolmetscherin Hanan Al Sarhan und die Integrationslotsin Astrid Kaeswurm in München den oberbayerischen Integrationspreis entgegennehmen konnten. Das Preisgeld wurde zum Teil schon in die Fortbildung investiert. Mit der verbleibenden Summe möchten die Caritas und das Landratsamt einen Ausflug mit den Laiendolmetschern organisieren. Wegen der aktuellen Corona-Inzidenzen muss das jedoch aufs kommende Jahr verschoben werden.

Auswahlverfahren im Dezember, Schulung im April

Das Auswahlverfahren für die neue Ausbildung zum Laiendolmetscher wird am 17. Dezember 2021 ab 17 Uhr durchgeführt, coronabedingt digital via Zoom. Bewerber erhalten einen Zugangslink zeitnah vor dem Termin zugeschickt.

Die Ausbildung selbst soll dann im April 2022 stattfinden. Die Teilnehmer werden an zwei Wochenenden geschult und müssen in der Woche danach zwei begleitete Dolmetschgespräche absolvieren. Zudem ist Lernzeit für die prüfungsrelevanten Inhalte einzuplanen. Nach erfolgreichem Abschluss werden die neuen Laiendolmetscher im Rahmen einer feierlichen Zertifikatsverleihung offiziell in ihr neues Tätigkeitsfeld eingeführt.

Interessierte, die bereit sind, im Anschluss an die Ausbildung ehrenamtlich zu dolmetschen, können sich bei Matthias Burgard, Fachdienstleiter Flucht- und Migration bei der Caritas, oder bei Astrid Kaeswurm, Integrationslotsin am Landratsamt Berchtesgadener Land, über die Ausbildung informieren und für das Auswahlverfahren anmelden.

LRA BGL