„Latein. Tot oder lebendig!?“ Große Sonderausstellung im ehemaligen Kloster Dalheim

Büste von Cicero
Marcus Tullius Cicero war der berühmteste Redner Roms. Bis heute gilt der Politiker, Anwalt, Schriftsteller und Philosoph als Meister der lateinischen Sprache. - Bild: LWL

Totgesagte leben länger: Dass die Sprache Latein heute noch längst nicht am Ende ist, zeigt eine große Sonderausstellung im ehemaligen Kloster Dalheim im Kreis Paderborn. Die von der Stiftung Kloster Dalheim und dem Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) entwickelte Schau blickt vom 13. Mai 2022 bis 8. Januar 2023 auf die bewegte Geschichte einer vermeintlich toten Sprache und fragt nach ihrer heutigen Relevanz.

Ein umfangreiches Rahmenprogramm lädt zu Vorträgen, Kursen, Führungen und Ferienprogrammen ein.

Elf Geschichten zur Muttersprache Europas

Von Cicero über Hildegard von Bingen und Erasmus von Rotterdam bis hin zu Asterix – anhand von 11 Biografien veranschaulicht die Ausstellung „Latein. Tot oder lebendig!?“ im ehemaligen Kloster Dalheim, welchen Stellenwert die „Muttersprache Europas“ für die europäische Bildungs- und Kulturgeschichte hat.

Latein war nicht nur über Jahrhunderte die Sprache der Klöster und Ordensleute. Neben dem Griechischen war es Verkehrssprache des Römischen Reiches und „lingua franca“ in weiten Teilen Europas.

Autoren wie Cicero, Caesar, Vergil oder Horaz prägten das klassische Latein. In der karolingischen Zeit entstand das mittelalterliche Latein als „Sprache ohne Volk“ und Verständigungsmittel der Gebildeten. Auch im Zeitalter der Renaissance und des Humanismus bleibt Latein ein Grundpfeiler weltlicher Bildung.

Tot oder lebendig?

Und heute? Schülerschreck und für tot erklärt? Ex contrario: Latein ist die dritthäufigste Fremdsprache an deutschen Schulen und Voraussetzung für zahlreiche Studiengänge. Rundfunk- und Fernsehstationen bieten Sendungen in lateinischer Sprache an. Zu den berühmten Geschichten von Asterix und Obelix kommen neuerdings die Abenteuer des Harrius Potter oder der Alicia in terra mirabili hinzu. Steckt in unserem Alltag etwa doch mehr Latinum als das übliche „carpe diem“?

Über 200 Exponate, darunter Alltagsgegenstände aus der Antike, wertvolle mittelalterliche Handschriften sowie Objekte aus der aktuellen Populärkultur erzählen vom Aufstieg und Fall des Lateinischen. Auf insgesamt 600 Quadratmetern Ausstellungsfläche führt die Schau durch 2100 Jahre bewegte Sprachgeschichte.

Das Publikum trifft auf alte Römer, progressive Prophetinnen, revolutionäre Entdecker, wegweisende Dichterinnen, widerspenstige Gallier und leidenschaftliche „Latin Lovers“.

Die Sonderausstellung in Zahlen:

  • 2100 Jahre Sprachgeschichte
  • 11 Biografien
  • 600 Quadratmeter Ausstellung
  • 200 Exponate

Vortragsreihe

In einer vierteiligen Vortragsreihe informieren bundesweit führende Experten über Themen aus dem Kontext der Sonderausstellung:

  • Dr. Maura Zátonyi OSB: Hildegard von Bingen und das lateinische Wort (15.05.2022)
  • Prof. Dr. Hans-Walter Storck: Der Cicero-Codex aus Corvey (12.06.2022)
  • Rudolf Henneböhl: Augustinus von Hippo – Zwischen Antike und Mittelalter (11.09.2022)
  • Dr. Sigrid Albert: Und wenn sie nicht gestorben ist – zur „Latinitas viva“ (09.10.2022)
Cicero mit Kopfhörer
Bild: LWL

Hocus, locus, jocus – Podcast über Latein und seine Geschichte

  1. Latinitas viva – Lebendiges Latein für Latin Lovers
  2. Virus, Corona und die ganze Digitalisierung – Latein in unserer modernen Sprache
  3. Die spinnen die Römer – Latein in der Popkultur
  4. Cicero – der Mörder des Lateinischen

Alle vier Folgen sind auf der Website des Klosters Dahlheim abrufbar.

Katalog zur Ausstellung
Katalog zur Ausstellung. – Bild: LWL

Reich bebilderter Ausstellungskatalog

Der Katalog zur Sonderausstellung blickt auf 304 Seiten auf 2100 Jahre bewegte Sprachgeschichte zurück. Geschichtswissenschaftliche und philologische Beiträge untersuchen den früheren und heutigen Stellenwert der „Muttersprache Europas“ und zeigen, warum Latein auch heute noch quicklebendig ist.

Autoren: Sigrid Albert, Cornel Dora, Helga Fabritius, Adam Gitner, Ingo Grabowsky, Andreas Joch, Hendrik Köplin, Matthias Laarmann, Jürgen Leonhardt, Tino Licht, Carolin Mischer, Josef Mühlenbrock, Verena Pfaff, Hans-Walter Stork, Wilfried Stroh, Jochen Walter.

  • Stiftung Kloster Dalheim. LWL-Landesmuseum für Klosterkultur (Hg., 2022): Latein. Tot oder lebendig!? Lindenberg i. Allgäu: Kunstverlag Josef Fink. 304 Seiten, 24,80 Euro, ISBN 978-3-95976-375-2. Auf Amazon ansehen/bestellen.

Weiterführender Link

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