„Bombenwetter“, „Blindgänger“ und „Senkrechtstarter“ stammen augenfällig aus der militärischen Luftfahrt. Ebenso aber auch – was kaum jemandem bewusst ist – die Ausdrücke „etwas auf dem Schirm haben“ und „am Boden zerstört sein“.
Ab September 2022 ist in der Flugwerft Schleißheim, einer Außenstelle des Deutschen Museums München, für ein halbes Jahr die Sonderausstellung „Bombenwetter“ zu sehen. Sie behandelt beispielhaft rund 30 Begriffe und Redewendungen, die aus der Fliegersprache in die Umgangssprache übergegangen sind.
Das ist für den „Bombenteppich“ vielleicht noch naheliegend. Doch für das Loriot’sche „Lametta“ oder „sich verfranzen“ ist die Herkunft aus dem Luftkrieg durchaus überraschend.
Die vom Militärhistorischen Museum (MHM) in Berlin-Gatow konzipierte Ausstellung präsentiert zahlreiche Beispiele in anschaulicher Weise und erklärt dazu die Hintergründe. Das Museum hat seinen Sitz auf dem früheren Militärflugplatz der Wehrmacht (1935 – 1945) und der britischen Royal Air Force (1945 – 1994).
Das Team um die Kuratoren Karin Grimme und Rolf-Bernhard Essig hat dazu zahlreiche Beispiele zusammengetragen. Die Schlagworte werden dabei schwarz auf gelb auf großformatigen Modulen präsentiert, ergänzt durch passende Exponate und Erklärtexte.
So findet sich bei der „Sexbombe“ sowohl eine schwarze Bombenkugel als auch ein spitzer, rosa Büstenhalter. Und der „Blockbuster“, der eigentlich eine Großbombe der britischen Royal Airforce bezeichnete, wird heutzutage mit Starkino und inzwischen sogar mit umsatzstarken Medikamenten in Verbindung gebracht – wie die Covid-Impfstofffläschchen neben dem riesigen, explosiven Zylinder illustrieren.
Dass unter anderem ein Kompass zum Thema „sich verfranzen“ gezeigt wird, scheint wiederum eher nachvollziehbar. Geht es doch um Orientierung – in dem Fall das Fehlen derselben.
Den Ursprung hat die Redensart schon aus den frühesten Zeiten der Militärfliegerei. Piloten trugen damals den Spitznamen „Emil“. Beobachter, die meist auch zu navigieren hatten, und auch deren Kompasse wurden „Franz“ genannt. Navigieren hieß entsprechend „franzen“. Und das Ergebnis falscher Navigation „sich verfranzt haben“.
„Das Fliegen faszinierte die Menschen von Beginn an, und der Luftkrieg wurde in populären Medien als ritterlicher Kampf stilisiert“, sagt Rolf-Bernhard Essig. „So wanderten Fachbegriffe und Redensarten aus der Flieger- in die Alltagssprache.“ Der Co-Kurator hat bereits mehrere unterschiedliche Ausstellungen über Redensarten mit mehr als 250.000 Besuchern kuratiert und sich auch als Autor vielfach mit dem Thema befasst.
Karin Grimme vom Militärhistorischen Museum Flugplatz Berlin-Gatow hatte Essig im Sommer 2019 kontaktiert, um eine Ausstellung zum Thema „Militär und Sprache“ zu konzipieren. Er schlug vor, das Thema noch weiter zu schärfen, sprichwörtliche Redensarten, die mit dem Luftkrieg zu tun haben, in den Fokus zu rücken und lieferte gleich zwei Dutzend lohnende Beispiele von „am Boden zerstört sein“ bis zu „schräger Musik“.
Auf dieser Grundlage erarbeitete das Kuratorenteam die „Bombenwetter!“-Ausstellung, die abwechslungsreich und interaktiv sensibilisiert für unser wichtigstes Werkzeug: die Sprache.
Sie veranschaulicht zugleich, welche große Rolle die militärische Luftfahrt und ihre Protagonisten besonders in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts in der Wahrnehmung durch die Bevölkerung nicht nur in Deutschland spielten, wenn die Sprache der „Flieger“ so nachhaltig Eingang in den Alltag fand.
Die Sonderausstellung „Bombenwetter!“ ist vom 2. September 2022 bis zum 28. Februar 2023 in der Flugwerft Schleißheim zu sehen.
rs