Eugen-Helmlé-Übersetzerpreis 2022 geht an französische Literaturübersetzerin Barbara Fontaine

Barbara Fontaine
Barbara Fontaine lebt in Paris, ist aber regelmäßig in Deutschland unterwegs. - Bild: SR

Die Pariserin Literaturübersetzerin Barbara Fontaine wird am 7. September 2022 um 19:00 Uhr im städtischen Veranstaltungszentrum AULA in Sulzbach mit dem Eugen-Helmé-Übersetzerpreis 2022 ausgezeichnet.

Die mit 10.000 Euro dotierte Auszeichnung wird von der Stiftung des Verbandes der Metall- und Elektroindustrie des Saarlandes (Stiftung ME Saar), der Stadt Sulzbach und dem Saarländischen Rundfunk (SR) getragen und würdigt das Andenken des bedeutenden Sulzbacher Übersetzers und Autors Eugen Helmlé (1927 – 2000).

Jury lobt ausgeprägtes Rhythmusgefühl

Barbara Fontaine übersetze mit großer Eleganz und Feinsinnigkeit aktuelle Belletristik aus dem Deutschen ins Französische, so die Jury. Werke von Autoren wie Katja Lange-Müller, Ursula Krechel oder Thomas Hettche habe sie mit einem ausgeprägten Rhythmusgefühl übertragen. Weiter heißt es:

Das größte Kompliment für Barbara Fontaine ist, wenn man bei der Lektüre eines von ihr übersetzten Textes vergisst, dass es sich dabei um eine Übersetzung handelt. Dies wird besonders in ihrer französischen Version der Romane von Hans-Ulrich Treichel deutlich, über die sie selbst sagt: „Jedes Mal, wenn ich eines seiner Bücher übersetze, ist es wie nach Hause kommen.“

Fontaine hat Germanistik und Romanistik studiert

Barbara Fontaine wurde 1968 in Paris geboren, wo sie Germanistik und Romanistik studiert hat. Seit 1999 übersetzt sie hauptberuflich Werke zeitgenössischer deutscher Autoren. Für ihre Übertragung von Stefan Wackwitz‘ Roman Ein unsichtbares Land wurde sie 2008 mit dem André-Gide-Preis ausgezeichnet. Seit 2009 unterrichtet sie an den Universitäten, unter anderem in Paris und Brüssel.

Barbara Fontaine lebt in Paris reist häufig nach Berlin. Von April 2022 bis März 2023 wird sie im Rahmen des Villa-Concordia-Stipendiums des Freistaats Bayern zu Gast in Bamberg sein, wo sie aktuell ihre französische Übersetzung von Hans-Ulrich Treichels Roman Schöner denn je vollendet.

„Beitrag zur Völkerverständigung“

SR-Intendant Martin Grasmück hebt zur Preisvergabe den Brückenbau von Übersetzern zwischen Ländern und Kulturen hervor:

Übersetzerinnen und Übersetzer bauen mit ihrer kreativen Arbeit eine wichtige Brücke zwischen Ländern und Kulturen. Indem sie die Sprache von Autorinnen und Autoren in all ihren Facetten für die Leserinnen und Leser in anderen Ländern übertragen, leisten sie einen unverzichtbaren Beitrag zur Völkerverständigung und zur Teilhabe am kulturellen Erbe.

Gerade hier in der Großregion freuen wir uns besonders über die Übersetzungen von Werken unserer französischen Nachbarn. Die Pflege der deutsch-französischen Beziehungen ist uns beim SR Selbstverpflichtung und außerdem wichtiger Bestandteil des öffentlichen Auftrags des Saarländischen Rundfunks.

„Enge Verbundheit mit französischen Nachbarn“

Oswald Bubel, Vorstandsvorsitzender der Stiftung ME Saar:

Literatur verbindet. Sie öffnet uns für das Denken anderer. Das gilt besonders für fremdsprachige Literatur, die uns die Lebenswirklichkeit anderer Länder erschließt. Ich freue mich, dass mit Barbara Fontaine eine Übersetzerin geehrt wird, der es gelingt, deutsche Literatur auf höchstem Niveau ins Französische zu übertragen.

Sie trägt zu einem besseren Verständnis unserer Kultur im Nachbarland bei. Gerade für uns Saarländer ist das von Bedeutung, die wir seit vielen Jahren in enger Verbundenheit mit unseren französischen Nachbarn leben.

Der Bürgermeister der Stadt Sulzbach, Michael Adam, betont:

Eugen Helmlé war in unserer Stadt beheimatet und verwurzelt. Ich bin daher sehr stolz, dass mit dem Eugen-Helmlé-Übersetzerpreis die Bedeutung seines Lebenswerkes noch stärker ins Bewusstsein der Öffentlichkeit gerückt wird.

Es sind so besondere Menschen wie Eugen Helmlé, die eine Stadt wie Sulzbach nicht nur interessant, sondern auch weit über die Grenzen unseres Landes hinaus bekannt, und gleichzeitig die besondere Beziehung zu unseren französischen Nachbarn und die kulturelle Verbindung mit Frankreich deutlich machen. Der neuen Preisträgerin Barbara Fontaine gratuliere ich ganz herzlich.

Jury und bisherige Preisträger

Die Jurorinnen des Eugen-Helmlé-Übersetzerpreises 2022 waren die Berliner Journalistin Susanne von Schenck, die Literaturbeauftragte der Direction Régionale des Affaires Culturelles (DRAC) der Region Grand Est in Metz, Colette Gravier, und Tilla Fuchs, Literaturredakteurin (Saarländischer Rundfunk).

Bisherige Preisträger waren Tobias Scheffel (2005), Claude Riehl (2006), Andrea Spingler (2007), Nicole Bary (2008), Lis Künzli (2009), Olivier Le Lay (2010), Holger Fock und Sabine Müller (2011), Alain Lance und Renate Lance-Otterbein (2012), Jürgen Ritte (2013), Cécile Wajsbrot (2014), Hinrich Schmidt-Henkel (2015), Anne Weber (2016), Simon Werle (2017), Olivier Mannoni (2018), Sonja Finck (2019) Corinna Gepner (2020) und Andreas Jandl (2021).

Die Verleihung findet am Mittwoch, dem 7. September, um 19:00 Uhr in der Aula Sulzbach statt.

rs