Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier würdigte in seiner Ansprache zur Eröffnung der Frankfurter Buchmesse 2022 ausdrücklich auch die Übersetzer:
Niemand kann alle Bücher in ihrer jeweiligen Sprache lesen. Darum ist die Arbeit der Übersetzerinnen und Übersetzer so unersetzlich.
Ich freue mich deshalb, dass die diesjährige Buchmesse auf das Übersetzen, auf seine – nicht nur das Handwerk, sondern die große Kunst – auf besondere Art und Weise aufmerksam macht, durch das eigens eingerichtete ‚Internationale Zentrum für Übersetzung‘. Einen herzlichen Dank an alle Übersetzerinnen und Übersetzer.
Das Publikum im vollbesetzten Saal „Harmonie“ des der Messe angegliederten Congress Centers applaudierte.
Ehrengast Spanien durch Königspaar vertreten
Spanien ist Ehrengast der diesjährigen Buchmesse. Das Land wurde auf der Eröffnungsfeier durch das spanische Königspaar Felipe VI. und Leticia vertreten.
Felipe ging in seiner Rede nur am Rand auf die Sprachenbranche ein und begrüßte zu Beginn die „große Familie“ der Buchmesse: „Schriftsteller, Verleger, Übersetzer“ und verwies auf die Übersetzungstätigkeit des Frankfurters Goethe, der die erste direkte Übersetzung des ‚Don Quijote‘ angefertigt habe.
Dies stimmt jedoch offenbar nicht. Zumindest laut Wikipedia hat Goethe zwar Calderón übersetzt, aber nicht den Quijote-Autor Cervantes. Aber vielleicht wurde auch nur bei der Verdolmetschung etwas verwechselt. Das ist der übliche diplomatische Ausweg, wenn man hochrangige Redner nicht direkt kritisieren will.
Messedirektor zur Arbeit der Übersetzer: „kongeniale Leistung, neben dem Autor“
Buchmesse-Direktor Juergen Boos erklärte im Interview auf der Bühne auf die Frage, warum man sich für das Motto „Translate, transfer, transform entschieden habe:
Wir glauben, dass […] die Leistung der Übersetzer oft nicht gesehen wird. Das ist ganz wichtig, das sichtbar zu machen, dass das eine kongeniale Leistung ist, neben dem Autor.
Schon Moderatorin Mona Ameziane hatte ganz zu Beginn der Feierstunde auf den Wahlspruch „Translate words, transfer ideas, transform minds“ Bezug genommen und auf die eigene Zweisprachigkeit (Deutsch, Französisch) verwiesen.
Zudem richtete sie die Aufmerksamkeit der Zuschauer auf die Dolmetschkabinen unter der Decke des Congress Centers und begrüßte die dort hinter den Scheiben sitzenden Sprachmittler, die diesmal nicht nur ins Englische, sondern auch ins Spanische dolmetschten. Der Saal applaudierte.
Richard Schneider