Arabisch-persisch-osmanische Übersetzungen im Mittelmeerraum zwischen 1400 und 1750

Philip Bockholt
Prof. Dr. Philip Bockholt vom Institut für Arabistik und Islamwissenschaft der Universität Münster. - Bild: Meike Reiners

Der Islamhistoriker Prof. Dr. Philip Bockholt vom Institut für Arabistik und Islamwissenschaft der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster (WWU) erhält eine Förderung von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG).

Die DFG finanziert seine Emmy-Noether-Nachwuchsgruppe mit dem Titel „Innerislamischer Wissenstransfer im Rahmen arabisch-persisch-osmanischer Übersetzungsprozesse im östlichen Mittelmeerraum zwischen 1400 und 1750“ bis 2028 mit rund 1,6 Millionen Euro.

Mit der Förderung will Bockholt ein Forschungsteam aufbauen, das Quellen in arabischer, persischer und türkischer Sprache im Hinblick auf Übersetzungsprozesse untersucht.

Das Emmy-Noether-Programm hat zum Ziel, herausragenden Nachwuchsforschern wissenschaftliche Unabhängigkeit zu bieten und sie für eine Hochschulprofessur zu qualifizieren.

Übersetzungen spielten eine geschichtlich wichtige Rolle

„Übersetzungsprozesse haben eine wichtige Rolle bei der Herausbildung des Osmanischen Reiches in der Frühen Neuzeit gespielt“, betont der 38-Jährige, der seit 2022 an der WWU lehrt und forscht. „Wir möchten zeigen, dass osmanisch-türkische Übersetzungen aus dem Arabischen und Persischen zu Auflösungsprozessen kultureller und literarischer Mehrdeutigkeit zwischen dem sunnitischen und schiitischen Islam beigetragen haben.“ Die Erkenntnisse sollen helfen, geistesgeschichtliche Entwicklungen der Region zu verstehen.

Vier Teilprojekte behandeln unterschiedliche Literaturgattungen, vor allem Übertragungen historiografischer, biografischer, enzyklopädischer und exegetischer Texte. Die Nachwuchsgruppe untersucht insbesondere Handschriften und beleuchtet dabei nicht nur den Inhalt der Werke, sondern anhand von sogenannten paratextuellen Elementen wie Besitzvermerken, Stempeln oder Illustrationen auch deren Leserschaft.

Bockholt hat Islamwissenschaft, Geschichte und katholische Theologie in Bochum, Münster, Berlin, Jerusalem, Istanbul, Kairo sowie Teheran studiert. Er promovierte 2018 an der Freien Universität Berlin zu persischer Weltgeschichtsschreibung um 1500. Von 2018 bis 2022 war er am Orientalischen Institut der Universität Leipzig tätig und als Gastwissenschaftler zeitweise in Sankt Petersburg, Jerusalem, Madrid, Paris und Istanbul.

PM Universität Münster