Wie die schweizerische Schillerstiftung mitteilt, erhält Barbara Sauser den 2023 erstmals vergebenen „Viceversa-Preis für literarische Übersetzung“.
Die mit 5.000 Schweizer Franken dotierte Auszeichnung wurde in Zusammenarbeit mit der Literaturplattform Viceversa ins Leben gerufen. Sie wird für die Übersetzung eines bedeutenden literarischen Werks vergeben, das einen Autor aus der Schweiz in einer anderen Landessprache bekannt macht.
Die Autoren des Werks oder der Übersetzung müssen die Schweizer Staatsangehörigkeit besitzen oder mindestens seit fünf Jahren in der Schweiz leben. Eine Altersbegrenzung besteht nicht. Im Selbstverlag publizierte Werke werden nicht berücksichtigt.
„Präzise, vielschichtige Übersetzung“
Die Jury schreibt in ihrer Begründung:
Doris Femminis’ 2020 mit einem Schweizer Literaturpreis ausgezeichneter Roman erzählt die Geschichte der jungen Studentin Giulia, die mit einer depressiven Mutter, einem überforderten Vater und vier Brüdern im fiktiven Tessiner Dorf Giusello aufgewachsen ist.
Wegen eines Selbstmordversuchs landet sie in der Psychiatrischen Klinik von Mendrisio. Wird ein Leben „draussen“ für sie je wieder möglich sein?
Dank Barbara Sausers präziser, vielschichtiger Übersetzung vermag der in verschiedenen Landesteilen der Schweiz spielende Roman eine deutschsprachige Leserschaft zu begeistern.
Barbara Sauser gelingt es, den zahlreichen Figuren, den „Normalen“ wie den psychisch Kranken, den alten Dorfbewohnern wie den Jugendlichen, der Mailänder Chefärztin wie der Hilfspflegerin aus Ex-Jugoslawien, den Quasselstrippen und den Schweigsamen eine eigene Stimme zu geben.
Ihre flüssige Sprache drückt differenzierte Emotionen aus, ohne je kitschig zu werden.
Sauser übersetzt hauptsächlich aus dem Italienischen
Barbara Sauser wurde 1974 in Bern geboren. Sie studierte Slawistik und Musikwissenschaft in Freiburg i. Ue. und Kazan (Russland).
Nach einem Volontariat im Lektorat des Diogenes Verlags arbeitete sie sieben Jahre als Lektorin und Pressebeauftragte im Zürcher Rotpunktverlag.
Sie übersetzt hauptsächlich aus dem Italienischen – darunter zahlreiche Tessiner Autoren –, in kleinerem Umfang auch aus dem Französischen, Russischen und Polnischen.
Sie hat an vielen Werkstätten und Seminaren teilgenommen, ist Mitglied und Mitorganisatorin der Weltlesebühne Schweiz, seit 2020 Delegierte des A*dS (Autorinnen und Autoren der Schweiz) im Dachverband der Literaturübersetzer:innen Europas CEATL und seit 2022 Vorstandsmitglied des A*dS.
Femminis erhielt für Fuori per sempre Schweizer Literaturpreis
Doris Femminis, geboren 1972 und zuhinterst im Maggiatal aufgewachsen, arbeitete mehrere Jahre als Krankenschwester in der Psychiatrie und hielt daneben 50 Ziegen. Später zog sie ohne Herde nach Genf, wo sie sich weiterbildete und eine Familie gründete. Heute lebt sie mit ihrer Familie am Lac de Joux.
Für Fuori per sempre, ihr zweites Werk, erhielt sie 2020 einen Schweizer Literaturpreis.
Bibliografische Angaben
- Doris Femminis (2022): Für immer draussen. Zürich: Edition 8. Übersetzt von Barbara Sauser. 296 Seiten, 24,00 Euro, ISBN 978-3859904361.
Weiterführender Link
red