Ausstellung zu Sprachgenie Emil Krebs im Landtag Brandenburg eröffnet

Emil Krebs
Emil Krebs’ chinesische Visitenkarte (Ausschnitt); Emil Krebs (um 1925); Personalakte Emil Krebs, Politisches Archiv, Auswärtiges Amt Berlin (Ausschnitt). - Bild: Privatarchiv Eckhard Hoffmann

Im Eingangsbereich des Landtags Brandenburg in Potsdam ist vom 15. März bis 11. Mai 2023 eine Ausstellung zu sehen, die sich dem Leben und Wirken des Sprachengenies Emil Krebs widmet. Der 1867 in Schlesien geborene Diplomat, Dolmetscher, Übersetzer und Sinologe Emil Krebs gilt als eines der größten Sprachgenies weltweit. Er beherrschte 68 Sprachen.

Als Chefdolmetscher der Deutschen Kaiserlichen Gesandtschaft in Peking von 1893 bis 1917 erwarb er sich den Ruf einer überragenden Autorität für Chinesisch, Mongolisch, Mandschurisch, Tibetisch, Japanisch und Koreanisch. Als Autodidakt erlernte er Fremdsprachen nicht allein über Deutsch, zum Teil setzte er bereits beherrschte Drittsprachen ein, z. B. Englisch, Französisch, Russisch, Chinesisch, Italienisch, Türkisch und Arabisch.

Der Mitarbeiter im Sprachendienst des Auswärtigen Amts in Berlin war in der Lage, aus über 40 Fremdsprachen amtliche Texte ins Deutsche zu übersetzen. Seine Bibliothek mit Schriften in 111 Sprachen erwarb nach seinem Tode 1930 die Library of Congress, die amerikanische Nationalbibliothek in Washington D. C.

Sein Gehirn wurde Objekt der Forschungen am ehemaligen Kaiser-Wilhelm-Institut für Hirnforschung in Berlin-Buch. Später kamen die Präparate an die Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, an das heutige Cécile-und-Oskar-Vogt-Institut. Seine noch vorhandene Grabstätte befindet sich auf dem Südwestkirchhof Stahnsdorf.

Die zweisprachige Ausstellung „Emil Krebs – Ein Leben für die Sprachen“ zeigt Bilder und Dokumente. Sie entstand im schlesischen Schweidnitz (heute Świdnica), wo Krebs aufwuchs, und weist ihn auch als Mittler zwischen Deutschland und Polen aus.

Ausstellung zu Emil Krebs
Landtagspräsidentin Liedtke begrüßt die Gäste zur Ausstellungseröffnung. – Bild: Landtag Brandenburg

Zur Eröffnung der Ausstellung sagte Landtagspräsidentin Prof. Dr. Ulrike Liedtke:

Wie mag es einem Menschen gehen, der dieses Talent in sich entdeckt? Und welche Erfüllung muss es für Krebs gewesen sein, seiner Fähigkeit – die zugleich eine Leidenschaft war – nachgehen zu können?

Jedenfalls fügte es sich, dass just mit dem Schulabschluss von Emil Krebs das Seminar für Orientalische Sprachen in Berlin eingerichtet wurde; auf Wunsch Bismarcks, dem Dolmetscher fehlten für die kolonialen und hegemonialen Ambitionen des Deutschen Kaiserreiches.

An dem Berliner Seminar kam Krebs (der auch Theologie und Rechtswissenschaft studierte) mit dem Chinesischen in Kontakt– und das ließ ihn nicht mehr los:
Fast ein Vierteljahrhundert verbrachte Krebs in Peking als Dolmetscher und Diplomat. Auch aufgrund dieser Erfahrungen kritisierte er später, als er China schon hatte verlassen müssen, den Umgang der Europäer mit diesem großen, alten Land: Chinas territoriale und souveräne Rechte seien vergewaltigt worden, schrieb er.
Mit seiner Bewertung des westlichen Kolonialismus in China war er seiner Zeit weit voraus.

Emil Krebs liebte nicht nur die fremden Sprachen, er interessierte sich ebenso für die Menschen und ihre verschiedenen Kulturen, ihre Traditionen und rechtliche Lage. Das war mitten im Ringen der Großmächte am Ende des 19. Jahrhunderts eine durchaus ungewöhnliche, moderne Sichtweise.

In seinem Sinne möchten wir heute die Beziehungen der Nationen untereinander gestalten: In gegenseitigem Respekt und mit Interesse an den Besonderheiten anderer Länder und Menschen.

Die Ausstellung zeigt Bilder und Dokumente aus dem Leben des Sprachengenies Emil Krebs – und gibt damit den Anstoß, sich seinem spannenden Leben und zugleich fremden Kulturen zu nähern.

Ausstellung Emil Krebs
Eckhard Hoffmann, Großneffe von Emil Krebs, aus dessen Archiv viele Exponate stammen, spricht ein Grußwort auf der Ausstellungseröffnung. – Bild: Landtag Brandenburg

Auch der Großneffe von Emil Krebs, Eckhard Hoffmann, wandte sich an das Publikum. Einführende Worte zum Thema sprachen darüber hinaus Gunnar Hille, Leiter des Kompetenz- und Koordinationszentrums Polnisch KoKoPol, sowie Prof. Dr. Renata Nadobnik von der Jakob-von-Paradies-Akademie aus Gorzów Wielkopolski.

Ausstellung zu Emil Krebs
Ausstellung zu Emil Krebs

An der Ausstellungseröffnung nahm neben zahlreichen Gästen auch eine Delegation aus dem niederschlesischen Heimatort von Emil Krebs sowie der polnische Botschafter Dariusz Pawlos teil.

Pawlos war vorher zu einem Antrittsbesuch in den Landtag gekommen und hatte mit dessen Präsidentin Prof. Dr. Ulrike Liedtke über die Beziehungen beider Staaten und die Zusammenarbeit auf regionaler Ebene gesprochen. Ein Thema war dabei auch der Jugendaustausch zwischen Polen und Deutschland.

Die Ausstellung in deutscher und polnischer Sprache kann ohne Anmeldung im Foyer des Landtags werktags zwischen 8:00 und 18:00 Uhr besucht werden. Sie ist vom 15. März bis 11. Mai 2023 zu sehen. Der Eintritt ist frei.

Ausstellung zu Emil Krebs
Bild: Landtag Brandenburg
Ausstellung zu Emil Krebs
Bild: Landtag Brandenburg
Ausstellung zu Emil Krebs
Bild: Landtag Brandenburg
Ausstellung zu Emil Krebs
Bild: Landtag Brandenburg

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