Sprachgenie Ioannis Ikonomou: „Chinesisch ist der Mount Everest der Sprachen“

Ioannis Ikonomou ist der beste Übersetzer der EU. Aus Spaß lernte er Suaheli, Gotisch, Maya und Amharisch. Litauisch hat er wieder vergessen. Trotzdem grenzen seine Sprachkenntnisse an ein Wunder.“ So beginnt ein Artikel in der Welt über den griechischen Übersetzer, der in Brüssel arbeitet und 32 Sprachen beherrscht.

In seinem Posteingang liegen gerade französische und deutsche Gesetzestexte, die in den nächsten zwei Wochen ins Griechische übersetzen werden müssen. Das sei „etwas langweilig“, spannender findet er drei Sonderaufträge der EU-Kommission, die dringend die Übersetzung vertraulicher Dokumente aus dem Hebräischen, Chinesischen und Aserbaidschanischen benötigt.

„Total immersion“ als Prinzip des Sprachenlernens

Beim Lernen neuer Sprachen taucht Ikonomou stets vollkommen in die andere Kultur ein:

Die Regeln einer Sprache sind nur der Anfang für mich. Ich will alles verstehen, das Essen, die Musik, die Religion, die Traumata eines Volkes.“ […] „Sprache ist wie Liebe“, sagt er. „Wenn du dich in jemanden verliebst, willst du doch auch die ganze Geschichte dieser Person kennen, ihre Eltern treffen, ihre alte Schule besuchen. Eine Sprache ist für mich nicht nur das Jetzt, sondern auch die Vergangenheit.

Abends und nachts schaue er am PC gerne chinesisches oder ungarisches Fernsehen und chatte stundenlang auf Russisch, Türkisch, Bulgarisch oder mit Amharisch-Sprechern aus Äthiopien. Erst gegen vier Uhr morgens gehe Ikonomou ins Bett und schlafe nur vier bis fünf Stunden.

Ioannis Ikonomou spricht 21 der 24 Amtssprachen der Europäischen Union. Was ist mit den drei fehlenden? „Litauisch habe ich wieder vergessen, für Gälisch und Maltesisch hatte ich keine Zeit.“ Seine Lieblingssprache? „Chinesisch. Sie ist total anders, der Mount Everest für Europäer.“

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Richard Schneider