DVÜD unterzeichnet als erster Übersetzerverband Fairwork Pledge

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Bild: Fairwork

Das Forschungsprojekt Fairwork beleuchtet weltweit die Arbeitsbedingungen auf digitalen Arbeitsplattformen – und möchte sie durch seine transparenten Rankings verbessern. Mit einem weiteren Instrument, dem „Fairwork Pledge“, gibt das Projekt auch Unternehmen und NGOs die Möglichkeit, sich im Schulterschluss mit Fairwork für gerechtere Arbeit einzusetzen.

Der DVÜD (Deutscher Verband der freien Übersetzer und Dolmetscher) hat nun als erster Verband der Übersetzungsbranche diese Selbstverpflichtung unterzeichnet, um die Fairwork-Arbeit zu unterstützen, wichtige Aufklärungsarbeit zu leisten und für einen Mentalitätswandel zu werben.

Fairwork-Studie Übersetzungsplattformen
Fairwork-Studie von 2022 zu Übersetzungsplattformen. – Bild: Fairwork

Fairwork hat 2022 Studie zu Übersetzungsplattformen herausgegeben

Fairwork wird vom Wissenschaftszentrum Berlin und dem Oxford Internet Institute koordiniert. Im Fokus des Projekts standen bislang digitale Plattformen wie z. B. Uber, deliveroo, Upwork, Clickworker oder Fiverr.

Im Oktober 2022 hat Fairwork erstmals auch die Übersetzungsbranche in den Blick genommen und die Arbeitsbedingungen auf neun großen Übersetzungs- und Transkriptionsplattformen untersucht.

Dreh- und Angelpunkt der Bewertung sind fünf Kriterien – Bezahlung, Bedingungen, Management-Prozesse, Verträge und Mitbestimmung –, die mithilfe von knapp 400 Interviews mit Übersetzern aus 88 Ländern und aktuellen Recherchen des beteiligten Teams bepunktet wurden.

Das nüchterne Ergebnis für die Marktführer unserer Branche: Prädikat prekär. SmartCat und TransPerfect erzielen null von zehn möglichen Punkten, Lionbridge gerade einmal zwei Punkte. Translated konnte mit acht Punkten ausgezeichnet werden, immerhin.

Selbst die vollen zehn Punkte machen ein Unternehmen noch nicht zum Vorreiter – sie belegen nur, dass es Mindestanforderungen erfüllt, die für faire Arbeitsbedingungen sorgen. Im Bericht heißt es deshalb deutlich, aber kaum überraschend:

Die Arbeitskräfte sind als Freiberufler:innen auf einem globalen Arbeitsmarkt tätig und sind oft mit hoher Konkurrenz, niedrigen Löhnen, langen Arbeitszeiten, einem stressigen Arbeitsumfeld und mangelnder Einkommenssicherheit konfrontiert.

Unterzeichnung für DVÜD mehr als ein gut gemeintes Zeichen

Die DVÜD-Vorstände erklären:

Die Unterzeichnung des Fairwork Pledge ist für uns mehr als nur ein gut gemeintes Zeichen – wir wollen Kund:innen und Agenturen konstruktive Orientierung geben. Aber auch unsere Mitglieder können auf das Ranking und – wichtiger noch – die fünf Kriterien als Anhaltspunkte bei der Suche nach Auftraggeber:innen und fairen Agenturen zurückgreifen.

Der DVÜD gehe als Branchenpionier eine Kooperation mit Fairwork ein, um die Position von Selbstständigen insbesondere gegenüber Kunden und Agenturen zu stärken.

Zukünftig will der Verband auf seiner Website aktiv auf die Ergebnisse des Rankings hinweisen und Auftraggeber damit für eine Zusammenarbeit auf Augenhöhe sensibilisieren.

DVÜD-Vorstand
Der Vorstand des DVÜD: Lyam Bittar (Präsident), Olga Müller (Vizepräsidentin) und Carolin Veiland (Schatzmeisterin). – Bild: DVÜD

Weitere Zusammenarbeit mit Fairwork geplant

Das Verbandsteam denkt schon weiter und schmiedet gemeinsam mit Fairwork am weiteren Ausbau der Zusammenarbeit. So waren die Beirätin Imke Brodersen und Präsident Lyam Bittar Anfang März zum Fairwork Stakeholder Meeting eingeladen. Darüber hinaus will der Verband seine Initiative ‚Runder Tisch Agenturen‘ neu beleben.

Der DVÜD-Vorstand fordert:

Preisdruck und Zeitdruck lassen sich nur bedingt durch technologische Beschleunigung auffangen. Automatisierte Prozesse können für Effizienzgewinne sorgen – keine Frage. Aber wenn Automatisierung in algorithmisches Management mündet, ist eine Grenze erreicht.

Technische Fortschritte sollten allen Beteiligten zugutekommen – auch uns, die mit ihrer sprachlichen und fachlichen Expertise die entscheidende Leistung beisteuern.

Ein Kernanliegen des Verbands sei es, mehr Sichtbarkeit für faires Wirtschaften zu schaffen:

Das gelingt natürlich am besten, wenn wir unsere Kräfte mit anderen Verbänden im Rahmen von Fairwork bündeln. Wir hoffen deshalb, dass wir andere ermutigen können, sich uns aktiv anzuschließen.

Je zahlreicher wir sind, desto leichter kommen wir mit den tonangebenden Agenturen ins Gespräch – um dann hoffentlich für bessere Spielregeln zu sorgen.

Weiterführende Links

PM DVÜD, rs