Kulturpreis Deutsche Sprache für Mai Thi Nguyen-Kim, Deutsches Gymnasium Tallinn, Digitales Wörterbuch Deutsche Gebärdensprache

Mai Thi Nguyen-Kim
Mai Thi Nguyen-Kim (2017) - Bild: Viet Nguyen-Kim (CC BY-SA 3.0 DE)

Die Wissenschaftsjournalistin Dr. Mai Thi Nguyen-Kim, das Deutsche Gymnasium in Tallinn und das Digitale Wörterbuch Deutsche Gebärdensprache werden mit dem „Kulturpreis Deutsche Sprache 2023“ ausgezeichnet. Nguyen-Kim ist die erste Naturwissenschaftlerin, die den hoch dotierten Hauptpreis erhält. Die Preisverleihung findet am 30. September in Baden-Baden statt.

Mit klarer Sprache Wissenschaft vermitteln

„Ich freue mich, dass wir mit Dr. Mai Thi Nguyen-Kim eine Wissenschaftlerin ehren, die mit ihrer klaren, verständlichen und modernen Sprache in den vergangenen Jahren einem breiten Publikum komplexe wissenschaftliche Inhalte sehr gut vermitteln konnte“, so Prof. Dr. Wolf Peter Klein, Sprecher der Jury des Kulturpreises.

Das sei gerade in Zeiten der Krise und Verunsicherung von unschätzbarem Wert. „Zudem hat sie einen wichtigen Beitrag zur Weiterentwicklung der deutschen Wissenschaftssprache für die Bedürfnisse sozialer Medien geleistet und damit auch sehr viele junge Menschen erreicht“, so Klein weiter.

Die promovierte Chemikerin und Wissenschaftsjournalistin betreibt den YouTube-Kanal „maiLab“ und schreibt populärwissenschaftliche Bücher. Seit Anfang 2021 arbeitet sie beim ZDF, wo sie kürzlich in der Reihe „Terra X: MaiBrain – Reise ins Gehirn“ zu sehen war und sich auch in „MaiThink X“ mit wissenschaftlichen Themen beschäftigt.

Bundesweit bekannt wurde Nguyen-Kim zur Zeit der Corona-Pandemie als „Impfluencerin“. Für die zuverlässige Verbreitung der jeweiligen Regierungsnarrative unter Jugendlichen wurde sie von der Politik bereits im Herbst 2020 mit dem Bundesverdienstkreuz belohnt.

Schule in Estland fördert Deutsch

Den „Initiativpreis Deutsche Sprache 2023“ erhält das Deutsche Gymnasium Tallinn. Mit zahlreichen Initiativen und phantasievollen Ideen fördert die Schule die deutsche Sprache über den schulischen Kontext hinaus und sichert ihr somit einen besonderen Stellenwert innerhalb der estnischen Bildungslandschaft, so die Begründung der Jury.

Die Schüler lernen ab der ersten Klasse Deutsch als Fremdsprache. In den Klassen 7 bis 12 werden die Fächer Mathematik, Geschichte, Physik und Biologie auch in deutscher Sprache angeboten. Damit kann neben dem estnischen Abschluss auch das deutsche Abitur erworben werden. Das Baltikum ist sprachlich seit vielen Jahrhunderten eng mit der deutschen Sprache und Kultur verbunden.

Ein Wörterbuch der Deutschen Gebärdensprache

Der „Institutionenpreis Deutsche Sprache 2023“ geht an das Digitale Wörterbuch Deutsche Gebärdensprache (DW-DGS), das als Projekt der Akademie der Wissenschaften in Hamburg am Institut für Deutsche Gebärdensprache und Kommunikation Gehörloser an der Universität Hamburg angesiedelt ist.

Das Projekt widmet sich der Dokumentation und Erforschung der Deutschen Gebärdensprache (DGS), sammelt gebärdensprachliche Texte von tauben Menschen und stellt diese der Öffentlichkeit zur Verfügung. Auf Grundlage dieser repräsentativen Daten entsteht ein digitales Wörterbuch, das die Alltagssprache der tauben Menschen in ganz Deutschland widerspiegelt. So wird auch sichtbar gemacht, dass sich die DGS von Region zu Region unterscheidet. Mit dem Wörterbuch wird eine Brücke zwischen DGS und der deutschen Sprache geschlagen und allen zugänglich gemacht.

Der Jury imponierten nicht zuletzt die differenzierte und lebendige Darstellung und Analyse der zahlreichen Gebärden und ihrer Bedeutungen.

Kulturpreis Deutsche Sprache wird seit 2001 verliehen

Der Kulturpreis Deutsche Sprache wird seit 2001 von der Eberhard-Schöck-Stiftung verliehen, 2023 erstmals gemeinsam mit der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung. Ausgezeichnet werden Personen, Institutionen und Initiativen, die sich in besonderem Maße um die deutsche Sprache verdient gemacht haben.

Der Jacob-Grimm-Preis ist mit 30.000 Euro dotiert und ging bisher an bekannte Persönlichkeiten wie Udo Lindenberg, Cornelia Funke, Loriot, Ulrich Tukur und die Fantastischen Vier.

Mit dem Initiativpreis, der mit einem Preisgeld von 5.000 Euro verbunden ist, werden Personen, Vereine oder Projekte ausgezeichnet, die neue Ideen umsetzen, um die deutsche Sprache zu fördern.

Der undotierte Institutionenpreis geht an Einrichtungen, die sich in besonderem Maße um die deutsche Sprache verdient gemacht haben.

red