Der Börsenverein des deutschen Buchhandels hat auf seiner Wirtschaftspressekonferenz am 5. Juli 2023 auch wieder Zahlen zur Entwicklung des Übersetzungsmarkts präsentiert.
Zahl der Übersetzungen um 8 Prozent gestiegen
In der Bilanz heißt es:
Die Anzahl der Übersetzungen an den Erstauflagen nahm nach zwei Jahren mit abgeschwächter Tendenz wieder zu: Im Jahr 2022 erschienen insgesamt 9.403 Titel aus anderen Sprachen (2021: 8.703) neu auf dem deutschen Buchmarkt.
Anteil Übersetzungen an Neuerscheinungen um 7 Prozent erhöht
Der Anteil übersetzter Titel an der Gesamtzahl der Neuerscheinungen ist von 13,6 Prozent (2021) auf 14,6 Prozent im Jahr 2022 gestiegen. Der Zuwachs von 1 Prozentpunkt entspricht einer Steigerung um 7,35 Prozent.
Lizenzverkäufe ins Ausland: minus 14 Prozent
Der Lizenzverkauf knickte 2022 deutlich ein: Deutsche Verlage verkauften mit 6.655 Lizenzen 14,4 Prozent weniger Buchrechte ins Ausland als 2021.
Lizenzverkäufe nach Russland: minus 65 Prozent
Einen beispiellosen Absturz verzeichnen 2022 die Literaturübersetzungen aus dem Deutschen ins Russische: minus 65,09 % gegenüber dem Vorjahr. Die Einnahmeausfälle durch ausbleibende Lizenzverkäufe schaden den deutschen Verlagen.
Ursache sind die von der EU beschlossenen Wirtschaftssanktionen gegen Russland und die allgemeine Ächtung des Landes auf allen gesellschaftlichen Ebenen.
Der Börsenverein schreibt:
2021 kamen noch 676 Lizenzabschlüsse deutscher Verlage mit Russland zustande, 2022 waren es noch 236. Damit rutscht Russland, bislang großer Abnehmer – gerade von Kinder- und Jugendbuchtiteln – von Platz 2 der Lizenznehmer auf Rang 10 ab.
Ein ähnlicher Einbruch dürfte auch in der Gegenrichtung bei der Übersetzung russischer Literatur ins Deutsche zu verzeichnen sein. Denn normale Geschäftsbeziehungen sind wegen der Sanktionen kaum noch möglich. Hinzu kommt, dass Russland, nachdem es zu Gorbatschow-Zeiten lange ein Lieblingsland der Deutschen war, inzwischen wieder als „Reich des Bösen“ gilt.
Zahlen dazu könnte die russische Verlagsbranche liefern. Entsprechende Statistiken sind uns aber nicht bekannt.
Lizenzverkäufe nach China: minus 37 Prozent
„In Folge der Null-Covid-Strategie Chinas war auch das Lizenzgeschäft mit diesem Land 2022 noch großen Einschränkungen unterworfen“, heißt es beim Börsenverein. Die Folge:
Die Zahl der Lizenzabschlüsse mit China ging von 1.318 in 2021 auf 825 im Jahr 2022 zurück.
Wichtigste Lizenznehmer: China, Italien und Tschechien
Trotz des starken Rückgangs der Lizenzverkäufe nach China bleibt das Reich der Mitte auch 2022 der weltweit größte Lizenznehmer, gefolgt von Italien und Tschechien.
- 2022-08-01: Literaturübersetzungen 2021 ins Deutsche minus 5 %, Lizenzverkäufe ins Ausland plus 2,4 %
Richard Schneider