Das von Langenscheidt in einer mehrstufigen Online-Abstimmung ermittelte Jugendwort des Jahres 2023 lautet goofy / Goofy [ˈɡuːfi]:
- Goofy, s: tollpatschige, alberne Person oder Verhaltensweise, die andere amüsiert
- goofy, adj: auf Personen bezogen: tollpatschig; Er ist richtig goofy!
In der Endrunde der letzten drei Kandidatenwörter setzte sich „goofy“ mit rund 39 Prozent der Stimmen durch. Auf den Plätzen 2 und 3 folgen „Side eye“ und „NPC“.
Damit hat ein Begriff das Rennen gemacht, der vor vielen Jahren schon mal zum Sprachgebrauch der Jugendlichen gehörte und offenbar ein klassisches Revival geschafft hat. Als „Goofy“ wird auch heute wieder eine tollpatschige oder alberne Person bezeichnet, die andere zum Lachen bringt.
„Side eye“ meint einen skeptischen Blick gegenüber einer Person oder Situation, und „NPC“ steht für „Non-player character“, eine Person, die nur passiv wahrnimmt, was um sie herum passiert.
Verkündung erstmals vor Publikum auf Frankfurter Buchmesse
Es handelte sich um die 15. Jugendwort-Wahl. Aus diesem Anlass hatte sich der Verlag entschieden, das Jugendwort erstmals live vor Publikum auf der Frankfurter Buchmesse bekannt zu geben. Zuvor hatte man stets nur eine kurze Pressemitteilung ins Netz gestellt.
Nach der Vorstellung der ursprünglich zehn Kandidatenwörter in einem Filmbeitrag betrat der Poetry Slammer Sebastian Rabsahl die Bühne (in der Szene als „Sebastian 23“ bekannt) und gab das Jugendwort 2023 in Reimform bekannt (Video: Richard Schneider):
Expertenrunde diskutiert Thema
Nach der Bekanntgabe diskutierten auf dem Podium Prof. Dr. Petra Schulz (lehrt Deutsch als Zweitsprache an der Goethe-Uni Frankfurt), Poetry Slammer Sebastian 23, Patricia Kunth (Marketing-Managerin bei PONS Langenscheidt), Nikolas Hoenig (Marketingleiter PONS Langenscheidt) und Prof. Dr. Helmut Weiß (lehrt historische Linguistik an Uni Frankfurt).
Allgemein betont wurde der große Einluss der Social-Media-Kanäle auf die Sprachentwicklung der jungen Generation.
Goethe: „Das Neue klingt, das Alte klappert“
In seiner Einführung hatte Moderator Bastian Zarske Bueno zuvor schon einen Bogen zu Johann Wolfgang von Goethe (1749 – 1832) gespannt, der einst geschrieben hat:
Ich hör es gern, wenn auch die Jugend plappert;
Das Neue klingt, das Alte klappert.
(Gedichte, Ausgabe letzter Hand, 1827. Zahme Xenien, 1.)
Online-Beteiligung so hoch wie nie
Begonnen hatte das diesjährige Voting bereits am 7. Juni mit der Ermittlung der Top 10. Die Anzahl der Teilnehmer lag in diesem Jahr insgesamt im hohen sechsstelligen Bereich – und damit so hoch wie noch nie.
Bei der Abstimmung mitmachen durfte jeder. Gewertet wurden jedoch nur die Stimmen von Teilnehmern zwischen 11 und 20 Jahren, damit die Wahl ganz in den Händen der Jugendlichen liegt.
Ein Gremium des Verlags PONS Langenscheidt prüfte in der ersten Phase lediglich die Einhaltung bestimmter Kriterien, die vorab bekannt gegeben worden waren. Einreichungen mit beleidigendem, rassistischem, sexistischem und homophobem Bezug sowie offensichtliche Kampagnen einzelner Personen(gruppen) oder Organisationen, deren Wörter nicht als repräsentativ für die Jugend in Deutschland anzusehen sind, wurden ausgeschlossen.
Schon seit 2008 wählt Langenscheidt das Jugendwort des Jahres. Viele Begriffe sind seitdem generationsübergreifend in den Wortschatz übergegangen. So wird „cringe“, das Jugendwort 2021, bereits von Älteren genutzt. Und auch an die „Gammelfleischparty“ können sich sicher viele noch erinnern.
Social Media schlägt Legacy Media
UEPO.de war in Frankfurt vor Ort und konnte die Information in Bewegtbild und Ton per Twitter (das zurzeit X heißt) schneller verbreiten als Spiegel, Tagesschau und FAZ. Andere Zuschauer luden Fotos und Videos direkt von der Messe nach Instagram und TikTok hoch.
Richard Schneider resümiert:
Das war eine sehr gelungene erste öffentliche Verkündung des Jugendworts. Geboten wurde ein kurzweiliges Programm bei vollem Haus und launiger Moderation. Was will man mehr? Da fragt man sich, warum das erst beim 15. Jugendwort so gehandhabt wurde. Ab jetzt bitte immer so.
Die Frankfurter Buchmesse scheint der richtige Rahmen dafür zu sein. Es waren tatsächlich auffallend viele Jugendliche unter den Zuschauern.
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Richard Schneider