Andreas Rodemann im Alter von 56 Jahren gestorben

Andreas Rodemann
Andreas Rodemann - Bild: DVÜD

Andreas Rodemann ist im Alter von 56 Jahren gestorben, wie der DVÜD mitteilt. Durch sein Engagement als Verbandsgründer, Moderator des zeitweise größten Online-Forums der Branche (Übersetzer-Lounge auf Xing) und als Experte und Trainer für das Translation-Memory-System Across war er in der Branche weithin bekannt.

Ich selbst bin Andreas Rodemann nur ein einziges Mal persönlich begegnet – auf dem Kölner „LSP Day“ von Across im Februar 2019. Durch meine Teilnahme an der Übersetzer-Lounge von der Gründung 2009 bis zur Schließung aller Online-Foren auf Xing im Jahr 2022 hatte man sich gegenseitig aber dreizehn Jahre lang immer im Blick.

Der langjährige Moderator der Lounge war daher für mich – ebenso wie für viele Hundert weitere aktive Mitglieder – doch so etwas wie ein guter Bekannter. Die Nachricht von seinem Ableben hat mich daher betrübt. Ich hätte ihm noch mindestens zwanzig weitere aktive Jahre gewünscht.

Im persönlichen Umgang wird Andreas Rodemann von Freunden als kollegial und hilfsbereit geschildert. Viele werden sich noch lange dankbar an ihn und seinen Einsatz für die Berufsgruppe erinnern.

Auslandserfahrung in den USA, China und Korea

Auf seiner Website beschrieb Andreas Rodemann den eigenen Werdegang wie folgt:

Bereits in meiner Schulzeit …
… entdeckte ich meine Liebe zur deutschen Sprache und zu fremden Sprachen und so war es nur konsequent, dass ich mit 16 Jahren für ein Jahr in die USA ging, um dort die High School zu besuchen. In dieser Zeit festigte sich mein Wunsch mit Sprachen beruflich tätig zu sein.

Nach meiner Rückkehr nach Deutschland …
…begann ich Chinesisch zu lernen und schloss mein Abitur mit Englisch und Französisch als Prüfungsfächer ab. Danach verschlug es mich als „Hamburger Jung“ zum Studium ins schöne Rheinland, wo ich von 1987 bis 1994 insgesamt sieben Jahre Chinesisch und Koreanisch als Übersetzer studierte.

Von diesen sieben Jahren …
… lebte und lernte ich die chinesische Sprache und Kultur und das Leben anderthalb Jahre in Tianjin, China, am Fremdspracheninstitut Tianjin. Von dort zurückgekehrt widmete ich mich weiter meinem Studium, ging 1993 noch einmal für drei Monate nach Seoul, Korea und schloss dann 1994 mein Studium als Diplom-Übersetzer ab.

In den darauf folgenden Jahren …
… arbeitete ich in verschiedenen Branchen um mein Fachwissen und meine kaufmännischen Fähigkeiten zu erweitern, denn was nützen all die schönen Worte in fremden Sprachen, wenn ich nicht weiß, was sie beschreiben. Nebenher habe ich immer nebenberuflich übersetzt.

Im November 2009 …
… habe ich dann den Schritt aus der Nebenberuflichkeit in die Selbstständigkeit getan und arbeite nun freiberuflich als Übersetzer.

Abschlüsse

    • 1994 Diplomübersetzer der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn
    • 2009 Kaufmann für Bürokommunikation der IHK Bonn

Arbeitserfahrung

    • ab 1994 freiberuflicher Übersetzer, nebenberuflich
    • seit 2009 freiberuflicher Übersetzer, hauptberuflich
    • von 1994 bis 2009 verschiedene kaufmännische Tätigkeiten in folgenden Branchen:
      • Nutzfahrzeuge (Technik, Logistik)
      • Mineralöl
      • Immobilien
      • Elektronik (Halbleiter)
      • Maschinenbau
      • Metallverarbeitung

Sonstiges

    • seit 2014 Moderator und Ambassador der Übersetzer & Dolmetscher – XING Ambassador Community
    • seit 2015 Offizieller Trainer für die Across Translator Edition (ATE) v6.3 der Across Systems GmbH

Hobbys

Unser Hund, Mittelaltermärkte und Darstellung, Schottland, Greifvögel, natürlich Lesen (Fantasy, Historische Romane, Science Fiction)

‘S e latha math a th’ ann an-diugh airson a bhith beò

Auf der Website des DVÜD ist ein Nachruf von Imke Brodersen erschienen, in dem es abschließend heißt:

Sein Markenzeichen, der lange, zuletzt graue Bart, war eine Hommage an sein liebstes Hobby – Andreas nahm zum Abschalten gern in passender Kluft mit seiner Frau an Mittelaltermärkten teil, mal als Schausteller, mal als Gast. Der Bart gehörte untrennbar zu ihm, war sein Erkennungszeichen und eine weitere Facette seiner vielseitigen Persönlichkeit. Aus Liebe zu den schottischen Highlands lernte er zusätzlich zu seinen sonstigen Sprachen einfach aus Spaß nebenher noch Gälisch.

Für das DVÜD-Team war Andreas über all die Jahre hinweg eine wichtige Anlaufstelle in Satzungsfragen, in Sachen Fortbildung oder um eine neue Idee abzuklopfen. Vor allem aber war er ein treuer, engagierter Freund und Kollege, den wir schmerzlich vermissen werden.

Unser tiefes Mitgefühl gilt seinen Angehörigen und Freund:innen.

Und wenn ihr jetzt selbst an Begegnungen zurückdenkt, dann ehrt ihn mit dem gälischen Satz im Hinterkopf, den Andreas sich hat tätowieren lassen:

‘S e latha math a th’ ann an-diugh airson a bhith beò
(Heut’ ist ein guter Tag zum Leben)

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