Die Arbeit des Übersetzens, die einen zentralen Bestandteil interkulturellen Austauschs und internationaler Wissenszirkulation darstellt, gilt landläufig als ein einsames Geschäft. In jüngster Zeit wird jedoch auf vielen Ebenen daran gearbeitet, den Austausch unter Übersetzern zu verstärken.
Im Zuge dieser Vernetzungstendenzen lässt sich ein Paradigmenwechsel innerhalb der Übersetzungstheorie und -praxis beobachten: die Prozessualität des Übersetzens rückt in den Vordergrund. Experimentelle und kollektive Übersetzungsprojekte gewinnen an Bedeutung und der grenzüberschreitenden Funktion des Übersetzens wird mehr Aufmerksamkeit geschenkt.
Die Frankfurter Tagung „Übersetzen vernetzen“ (23.-25. November 2023) ist eine Kooperation zwischen dem Fachinformationsdienst Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft, den Instituten für Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft in Frankfurt und Berlin sowie der Maison des Sciences de l’Homme und der École des hautes études en sciences sociales in Paris.
Sie bringt erstmals kollektive europäische Übersetzungsprojekte zusammen und diskutiert im Dialog mit Übersetzern, Übersetzungsförderung, Wissenschaftlern und Bibliothekaren die Möglichkeiten besserer Vernetzung.
Reflektiert werden u. a. der kritische Mehrwert eines mehrstimmigen Übersetzens, Fragen der Abbildung der Prozessualität des Übersetzens, aktuelle politische und ethische Implikationen des Übersetzens sowie der Aufbau digitaler Vernetzungsstrukturen.
Veranstaltungsprogramm
Donnerstag, 23.11.2023
Ort: Goethe-Universität Frankfurt am Main, Campus Bockenheim, Gräfstraße 50-54, Hörsaaltrakt Bockenheim, H14
- 19:00 Uhr: Tagungseröffnung. Moderation: Judith Kasper (Goethe-Universität Frankfurt), Volker Michel und Arne Mrotzek (Fachinformationsdienst Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft).
- Lesen und Schreiben zwischen den Sprachen – Komparatistische Überlegungen zur Übersetzung als Denkform. Keynote-Vortrag von Marco Baschera (Universität Zürich).
Freitag, 24.11.2023
Ort: Goethe-Universität Frankfurt am Main, Campus Bockenheim, Gräfstraße 50-54, Neue Mensa, K III
- 9:30 Uhr: Registrierung und Begrüßung
- 10:30 Uhr: Workshop „Übersetzen verzeichnen“. Digitale Infrastrukturen für das kollektive Übersetzen. Mit Volker Michel und Arne Mrotzek (Fachinformationsdienst Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft). Moderation: Inga Frohn (Übersetzerin Französisch-Deutsch, intertextuel{l}), Esther von der Osten (Freie Universität Berlin), Gesine Schröder (Übersetzerin Englisch-Deutsch, Babelwerk).
- 14:00 Uhr: Rassismuskritisches Übersetzen: Werkstattgespräche. Moderation: Judith Kasper (Goethe-Universität Frankfurt).
- 1) Die Sprachen, das Kollektiv, der Verlag: Aushandlungsprozesse beim Übersetzen des Sammelbands Les Mondes de l’esclavage. Mit Inga Frohn (Übersetzerin Französisch-Deutsch, intertextuel{l}) und Esther von der Osten (Freie Universität Berlin).
- 2) Zur kollektiven Übersetzung von Richard Wright, Blueprint for Negro Writing. Mit Andrea Hartmann, Mandy Gratz, Brandon Kaaz, Larissa Krampert (Goethe-Universität Frankfurt)
- 18:30 Uhr: Podiumsdiskussion Übersetzen entgrenzen – An der Sprachfront: Übersetzen im Krieg. Mit Jürgen Jakob Becker (Geschäftsführer des Deutschen Übersetzerfonds), Dilek Dizdar (Professorin für Interkulturelle Germanistik/Translationswissenschaft, Johannes Gutenberg-Universität Mainz), Nelia Vakhovska (Übersetzerin Deutsch-Ukrainisch, Netzwerk „Translators in Action“), Kateryna Rietz-Rakul (Leiterin der Auslandsrepräsentanz des Ukrainischen Instituts, Berlin). Moderation: Susanne Strätling (Freie Universität Berlin).
Samstag, 25.11.2023
Ort: Goethe-Universität Frankfurt am Main, Campus Campus Westend, IG-Farben-Nebengebäude, NG 1.741
- 10:00 Uhr: Prozessualität des Übersetzens: Werkstattgespräche. Moderation: Andreas Gipper (Johannes Gutenberg-Universität Mainz) & Bettina Sund (École des hautes études en sciences sociales /Fondation Maison des sciences de l’homme, Paris).
- 1) Übersetzen gegen das Vorurteil. Zur kollektiven Translationsarbeit an Max Horkheimer, Über das Vorurteil. Mit Diane Dessalles-Martin, Sami Lamhangar, Philippe Persiaux und Bettina Sund (École des hautes études en sciences sociales Paris/Fondation Maison des sciences de l’homme, Paris).
- 2) Zur kollektiven Übersetzung von Émile Durkheim, Le dualisme de la nature humaine et ses conditions sociales. Mit Guilia Marie Castiglione, Andreas Gipper, Lucas Saifi und Janina Schäfer (Johannes Gutenberg-Universität Mainz).
- 13:30 Uhr: Abschlussdiskussion.
Teilnahme
Die Teilnahme an der Veranstaltung ist kostenlos. Da die Teilnehmerzahl jedoch begrenzt ist, bitten wir spätestens bis zum 17. November 2023 um Anmeldung unter info@avldigital.de.
Förderer
Die Konferenz wird gefördert von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG), vom Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) aus Mitteln des Auswärtigen Amtes (AA) sowie mit großzügiger Unterstützung des Institut franco-allemand de sciences historiques et sociales (IFRA-SHS) / Institut français Frankfurt und der Freien Universität Berlin.
AVL, rs