Der „Preis für sorbische Sprache“ (Zejler-Preis) wird in diesem Jahr an Jěwa-Marja Čornakec (Eva-Maria Zschornack) verliehen. Die siebenköpfige Jury des Preises hatte die Preisträgerin wegen ihrer herausragenden Verdienste auf dem Gebiet der sorbischen Literatur empfohlen.
Der mit 5.000 Euro dotierte Zejler-Preis der Sächsischen Staatsministerin für Kultur und Tourismus im Sächsischen Staatsministerium für Wissenschaft, Kultur und Tourismus prämiert herausragende oder beispielhafte Leistungen auf dem Gebiet des Erwerbs, des Gebrauchs sowie der Vermittlung der sorbischen Sprache.
Staatsministerin Barbara Klepsch:
Ich gratuliere der neuen Preisträgerin herzlich und freue mich, dass mit diesem Preis ihr umfassendes Engagement offiziell gewürdigt wird. Mit der Vergabe des Preises für sorbische Sprache Zejler-Preis wird regelmäßig ein Teil des Zweiten Maßnahmenplanes der Staatsregierung zur Ermutigung und zur Belebung des Gebrauchs der sorbischen Sprache umgesetzt. Das Wirken von Jěwa-Marja Čornakec / Eva-Maria Zschornack zeigt beispielhaft, wie die Vermittlung und der Gebrauch der sorbischen Sprache durch Kreativität, Engagement und Zielstrebigkeit fortentwickelt werden kann.
Der Preis, der seit 2014 alle zwei Jahre verliehen wird, trägt den Namen des Dichters, Publizisten und Theologen Handrij Zejler (1804-1872), der als Begründer der modernen sorbischen Literatur gilt. Die Veranstaltung zur Preisverleihung ist für Montag, 17. Juni 2024, 18.00 Uhr in der Klosterkirche und Sakralmuseum St. Annen in Kamenz geplant.
Jěwa-Marja Čornakec / Eva-Maria Zschornack hat sich langjährig in Studium sowie in beruflichen und freischaffenden künstlerischen Tätigkeiten der sorbischen Literatur und Bühnenkunst und damit der sorbischen Sprache gewidmet.
Sie wurde 1959 geboren und ist in Ostro / Wotrow aufgewachsen. Nach dem Studium an der Fachschule für wissenschaftliches Bibliothekswesen in Leipzig war sie zunächst von 1980 bis 1984 wissenschaftliche Bibliothekarin am Sorbischen Institut für Lehrerbildung in Bautzen und arbeitete anschließend am Institut für sorbische Volksforschung, das zur Akademie der Wissenschaften der DDR gehörte.
Von 1985 bis 1990 studierte sie an der Universität Leipzig Kulturwissenschaften und Sorabistik. Ihre Diplomarbeit verfasste sie zum Thema Serbske pismowstwo mjez 1937–1945 (Sorbische Literatur zwischen 1937 und 1945). Nach ihrem Studium kehrte sie an das Institut für sorbische Volksforschung zurück. 1992 wurde sie Chefredakteurin der in Bautzen / Budyšin erscheinenden sorbischen Kulturzeitschrift Rozhlad (Umschau). Am 1. August 2011 wechselte sie als Entwicklungsdramaturgin an das Sorbische National-Ensemble in Bautzen. Seit 2023 ist sie im Ruhestand.
Neben publizistischen Beiträgen veröffentlichte sie bis Anfang der 1990er Jahre vor allem Kurzprosa für Erwachsene. Mit dem Erscheinen ihres ersten Kinderbuches im Jahr 1994 begann sich ihre Schreibtätigkeit auch auf dem Gebiet der Kinderliteratur zu entwickeln. Sie veröffentlichte fünfzehn Kinder- und Jugendbücher in sorbischer Sprache, die einen hohen Bekanntheitsgrad haben.
Kennzeichnend für ihre Literatur ist die sprachliche Qualität des Sorbischen. Insbesondere die Kinderliteratur ist nicht nur für Muttersprachler, sondern ebenso für Leser, die die sorbische Sprache erlernen, geeignet. In zahlreichen Lesungen aus ihren Kinderbüchern vermittelt sie die obersorbische Sprache einem breiten Publikum.
Für das Sorbische National-Ensemble verfasste die Preisträgerin unter anderem acht Kindermusicals, sieben Libretti für die Spreewälder Sagennächte in Burg / Bórkowy in sorbischer und deutscher Sprache, sowie neun sorbische Vogelhochzeitsprogramme für Erwachsene. 2023 gestaltete sie zuletzt die Sagennächte des Sorbischen National-Ensembles in Burg / Bórkowy als Dramaturgin und Autorin.
Die von ihr verfassten Kindermusicals wurden als CDs vom Sorbischen National-Ensemble herausgegeben. Zudem erschienen einige ihrer Kindergeschichten auch als Hörbuch im Domowina-Verlag.
Für das Deutsch-Sorbische Volkstheater Bautzen verfasste Čornakec zwei Theaterstücke und ein musikalisches Drama für die große Bühne: W sćinje swěčki (Im Schatten der Kerze), Za sydom durjemi, (Sieben Türen) ein Familiendrama anlässlich des 100. Geburtstages der Domowina, und Chodźić po rukomaj (Auf Händen gehen), ein musikalisches Drama anlässlich des 100. Geburtstages des seliggesprochenen Alojs Andritzki).
Bezeichnend für ihre Arbeit hierbei ist eine geschickte Verknüpfung bedeutender sorbischer Persönlichkeiten mit deren historischem Kontext. Für das Sorbische Kindertheater am Deutsch-Sorbischen Volkstheater Bautzen verfasste sie das Kindertheaterstück Kuzłarski kłobuk (Der Zauberhut) sowie ein Drehbuch hierzu, das unter dem sorbischen Titel Matej a kuzłarski kłobuk (Matej und der Zauberhut) als DVD des Sorabia-Filmstudios Bautzen herausgegeben wurde.
Darüber hinaus hat sie auch zwei Stücke für die sorbische Laientheaterbewegung verfasst, die beide mit Erfolg aufgeführt wurden, 2004 das Lustspiel Čumpjelic wowcyne wotkazanje (Oma Tschumpjelas Vermächtnis) und 2022 auf der Open-Air Bühne in Crostwitz / Chrósćicy mit 130 Laienspielern Mór a lubosć (Pest und Liebe), ein historischer Abriss zum 600-jährigen Gründungsjubiläum der St.-Sebastian-Bruderschaft im Auftrag des Cyrill-Methodius-Vereins e.V.
Anfang 2021 initiierte sie während der Einschränkungen des kulturellen und gesellschaftlichen Lebens wegen der Corona-Pandemie den Kompositions-Wettbewerb „Kocor 2.0“ im Vorfeld des Zejler-Kocor-Jahres. Aufgabe des Wettbewerbs war es, sorbischsprachige Gedichte von Handrij Zejler in zeitgenössischem Stil musikalisch zu bearbeiten, um somit junge musikalische Talente zu entdecken, zu fördern sowie einen Beitrag zur Ermutigung zum Gebrauch der sorbischen Sprache zu leisten.
Für das jüngste Werk des sorbischen Komponisten Jan Cyž, Wótče njebjeski, pomhaj nam (Gott im Himmel, wir loben Dich), das im Rahmen einer Weihnachtsandacht am 28. Dezember 2023 im Wallfahrtsort Rosenthal uraufgeführt wurde, verfasste sie den Text.
Neben ihrer beruflichen Aufgabe als Dramaturgin des Sorbischen National-Ensembles ist Jěwa-Marja Čornakec langjähriges Mitglied im Vorstand der Gesellschaft zur Förderung des Sorbischen National-Ensembles, den Vereinsvorsitz hat sie im Jahr 2023 übernommen.
Sie ist zudem aktives Mitglied im Sorbischen Künstlerbund und in der Maćica Serbska, der sorbischen wissenschaftlichen Gesellschaft. Sie war langjähriges Mitglied des Domowina-Bundesvorstands und wirkt derzeit noch als Mitglied des Schiedsausschusses der Domowina.
Jörg Förster (Kulturministerium)