Arabisch-Übersetzerin Larissa Bender mit Scheich-Hamad-Preis ausgezeichnet

Scheich-Hamad-Preise für Übersetzung und internationale Verständigung 2025
Gruppenfoto aller Preisträger des Jahres 2025. Bender ist in der hinteren Reihe als Vierte von links zu sehen. In der Mitte: Schirmherr Scheich Thani bin Hamad Al Thani, ein Bruder des Emirs. - Bild: Scheich-Hamad-Preise

Das Bundesverdienstkreuz hat sie schon lange. Jetzt hat Larissa Bender auch den höchstdotierten Übersetzerpreis der Welt abgeräumt und ist um eine sechsstellige Summe reicher.

Die Literaturübersetzerin belegte bei der 11. Vergabe der „Scheich-Hamad-Preise für Übersetzung und internationale Verständigung“ in Doha, der Hauptstadt des Emirats Katar, den ersten Platz in der Sprachrichtung Arabisch ins Deutsche. Die Plätze zwei und drei wurden in dieser Kategorie nicht vergeben.

Larissa Bender
Larissa Bender – Pressefoto Scheich-Hamad-Preis

Ausgezeichnet wurde sie für ihre Übersetzung des Romans Das Schneckenhaus – Tagebuch eines Voyeurs des syrischen Schriftstellers Mustafa Khalifa (geboren 1948). Die deutsche Ausgabe erschien im Mai 2025 bei Weidle, einem Imprint des Wallstein Verlags.

Larissa Bender wurde 1958 in Köln geboren. Sie studierte Islamwissenschaft, Ethnologie, Soziologie und Kunstgeschichte in Köln und Berlin mit Studienaufenthalten in Damaskus.

Seit Jahrzehnten engagiert sie sich über die übersetzerische Arbeit hinaus für die Berufsgruppe: als Dozentin an der Universität Köln, Seminarleiterin in Verbänden und Organisationen, Moderatorin von Informations- und Fortbildungsveranstaltungen sowie als Fachjournalistin und Herausgeberin.

Larissa Bender, Scheich-Hamad-Preis
Bild: Scheich-Hamad-Preis
Larissa Bender, Katar, Ansprache
Larissa Bender bei ihrer Ansprache in Doha. – Bild: Qatar News Agency

Bender: „Übersetzungen Notwendigkeit und kein Luxus“

Wie katarische Medien berichten, wies Bender in einer Ansprache darauf hin, dass Übersetzen ein kultureller und menschlicher Akt sei, der Brücken der Verständigung zwischen den Völkern baue, auch wenn er oft hinter den Kulissen stattfinde.

Sie bemängelte einen ihrer Ansicht nach feststellbaren Rückgang der sozialen und materiellen Wertschätzung der übersetzerischen Arbeit und verwies dabei auf die Situation der arabischen Literaturübersetzung in Deutschland, die von einer spürbaren Stagnation bei Verlagen und Medien geprägt sei. Diese Faktoren, erklärte sie, schränkten die Verbreitung der arabischen Literaturen ein und schwächten die Möglichkeiten für ein tieferes Verständnis der arabischen Welt.

Darüber hinaus verwies sie auch auf die existenziellen Herausforderungen durch die maschinelle Übersetzung und künstliche Intelligenz und plädierte für eine größere Wertschätzung der menschlichen Übersetzung, die es zu bewahren gelte.

Bender bekräftigte, dass Übersetzungen auch weiterhin eine Notwendigkeit und kein Luxus seien. Sie seien eine Botschaft der Hoffnung, brächten die Kulturen einander näher und belebten den interkulturellen Dialog.

Sie lobte den 2015 erstmals vergebenen Scheich-Hamad-Preis für Übersetzung und internationale Verständigung, dem inzwischen eine weltweite Bedeutung beikomme.

Mustafa Khalifa, Das Schneckenhaus - Tagebuch eines Voyeurs
Larissa Bender wurde für diese Übersetzung des bekanntesten Werks des syrischen Romanciers Mustafa Khalifa ausgezeichnet. – Bild: Weidle

Preisträger Sprachrichtung Deutsch ins Arabische

In der Kategorie „Übersetzungen aus dem Deutschen ins Arabische“ wurden drei Übersetzer ausgezeichnet. Platz 1 wurde nicht vergeben. Platz 2 belegen Mohamed Ahmed Abu Zeid mit seiner Übersetzung eines Werks des deutschen Theologen, Orientalisten und Sprachwissenschaftlers Gustaf Dalman (1855 – 1941), der als Begründer der Palästina-Kunde gilt, sowie Omar Al Ghoul für seine Übersetzung eines weiteren Werks desselben Autors. Haroun Ahmed Suleiman Ahmed errang den dritten Platz für seine Übersetzung des Buchs Zeit der Zauberer – Das große Jahrzehnt der Philosophie 1919-1929 von Wolfram Eilenberger.

Scheich-Hamad-Preis für Übersetzung und internationale Verständigung
2023 wurde den Preisträgern offenbar zum ersten Mal eine Skulptur überreicht, eine Art Turm aus Schriftzeichen aller möglichen Alphabete. Zuvor waren immer nur Urkundenmappen ausgehändigt worden. – Bild: Veranstalter
Scheich-Hamad-Preise, Symposion
Der Verleihung der Übersetzerpreise ging auch in diesem Jahr ein Symposion zu translatorischen Fragen voran. – Bild: Scheich-Hamad-Preise

Deutsche Sprache nach 2018 bereits zum zweiten Mal dabei

Die Preise wurden 2025 in den Sprachen Englisch, Deutsch, Türkisch, Albanisch und Thai vergeben. Englisch ist stets gesetzt, die übrigen Sprachen wechseln jährlich. Deutsch war nach 2018 jetzt bereits zum zweiten Mal dabei.

Höchstdotierter Übersetzerpreis der Welt

Mit typischerweise 100.000 US-Dollar für den 1. Platz in einer der vielen Kategorien sind die Scheich-Hamad-Preise außerordentlich hoch dotiert. Platz 2 wird in der Regel mit 60.000 und Platz 3 mit 40.000 US-Dollar honoriert. Pro Kategorie stehen somit 200.000 US-Dollar zur Verfügung, insgesamt beläuft sich das Preisgeld auf 2.000.000 US-Dollar.

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Richard Schneider