FTSK Germersheim: Festakt zum 70-jährigen Bestehen

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Prof. Dr. Wolfgang Pöckl von der Universität Innsbruck hielt den Hauptvortrag beim Festakt des FTSK Germersheim. Pöckl lehrte von 1997 bis 2003 selbst in der Pfalz. – Bild: Rosilene Alvares

Am 07.07.2017 fand um 16:00 Uhr im Audimax des FTSK Germersheim ein zweistündiger Festakt zum 70-jährigen Bestehen des Fachbereichs Translations-, Sprach- und Kulturwissenschaft der Universität Mainz statt.

Prof. Dr. Michael Schreiber begrüßte als Dekan des Fachbereichs die zahlreich erschienenen Gäste und vermittelte einige Rück- und Ausblicke auf die Entwicklung des weltweit größten universitären Ausbildungsinstituts für Dolmetscher und Übersetzer.

Der Präsident der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Prof. Dr. Georg Krausch, richtete ebenso wie der Bürgermeister der Stadt Germersheim, Marcus Schaile, ein Grußwort an die Anwesenden.

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AStA-Vorsitzender Aurélien Jauch, die Vize-Präsidentin des Studierendenparlaments, Heike Schroers, und dessen Präsidentin Jennifer Vardaro (von links nach rechts) sprechen zum Thema „Germersheim 21 – Baustellen aus studentischer Sicht“. – Bild: Rosilene Alvares

Programmhöhepunkt war der humorvolle Beitrag von Prof. Dr. Wolfgang Pöckl vom Institut für Translationswissenschaft der Universität Innsbruck. Er sprach unter der Überschrift „Internationalität und Provinz – ein unabschließbarer Lernprozess“ über seine eigenen Erfahrungen als Dozent in der „Welthauptstadt der Translationswissenschaft“. Die Spannung zwischen Metropole und Provinz, zwischen Zentrum und Peripherie, sei ein Kreativitätspotential, das man nicht geringschätzen solle.

„Spionage am ADI – das Studium in Germersheim zu Zeiten des Kalten Krieges“ war die Ansprache von Heidrun Kokkinis-Brotz überschrieben. Als Absolventin des Abschlussjahrgangs 1967 hatte sie Interessantes aus ihrer Studienzeit zu berichten.

Der AStA-Vorsitzende Aurélien Jauch sowie die Präsidentin bzw. Vize-Präsidentin des Studierendenparlaments, Jennifer Vardaro und Heike Schroers, hatten ihre Anmerkungen zur Situation am Fachbereich mit „Germersheim 21 – Baustellen aus studentischer Sicht“ überschrieben.

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Wolfgang Rhiel ist Vorsitzender der Ehemaligenvereinigung. Er studierte in den 1960er Jahren am damaligen Auslands- und Dolmetscherinstitut (ADI) und schloss anschließend noch ein Volkswirtschaftsstudium ab. Nach 12 Jahren im Management von Verlagen machte er sich 1981 als Übersetzer von Sach- und Fachbüchern sowie von Belletristik selbstständig. – Bild: Rosilene Alvares

Abschließend wandte sich Wolfgang Rhiel, der Vorsitzende der Ehemaligenvereinigung „Bund der Germersheimer e. V.“, an das Auditorium.

Das Vortragsprogramm wurde vom Ensemble Vocalize musikalisch mit Stücken von Michael Bublé, Bonnie Tyler und U2 umrahmt.

Im Anschluss wurde die im Foyer des Neubaus aufgebaute Ausstellung „70 Jahre FTSK“ eröffnet, die verschiedene Originaldokumente aus der Anfangszeit des Instituts zeigte.

Ab 19:00 Uhr klang der Tag dann mit dem traditionellen Sommerfest des Fachbereichs aus.

Rückgang der Studentenzahlen um mehr als 20 Prozent in weniger als 10 Jahren

Die Stimmung war heiter und gelöst, denn die Entwicklung des Instituts im Verlauf von sieben Jahrzehnten kann zweifellos als Erfolgsgeschichte betrachtet werden. Sowohl im nationalen als auch internationalen Vergleich steht Germersheim mehr als gut da. Dennoch sind Entwicklungen zu beobachten, die Anlass zur Sorge bereiten.

Für viele Ehemalige überraschend war der in einigen Vorträgen angesprochene Rückgang der Studierendenzahl. Während diese über Jahrzehnte stabil bei 2.200 lag und in einigen Fächern durch Numerus Clausus begrenzt werden musste, zeichnet sich seit gut 10 Jahren eine gegenläufige Entwicklung ab.

Zurzeit sind am FTSK Germersheim lediglich 1.700 junge Leute eingeschrieben. Das sind 500 weniger als vor 10 Jahren, was einem Schwund von 22 Prozent entspricht.

Ursache: Umwandlung der Diplom- in BA- und MA-Studiengänge

Ursache dieser Entwicklung ist offenbar die Umstellung der in Deutschland früher üblichen Diplom-Studiengänge auf die international verbreiteten Bachelor- und Master-Abschlüsse.

Diese (erwünschte) höhere Flexibilität in der Gestaltung des Studiums führt dazu, dass viele Studenten ihr Studium nach dem Bachelor-Abschluss an einer anderen Universität fortsetzen oder einen weiteren Bachelor oder einen Master in einem völlig anderen Fach wie Betriebswirtschaft anhängen.

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Wiedersehen macht Freude: Klaus von Schilling (links) hat gut vier Jahrzehnte lang am Germanistischen Institut des heutigen FTSK Studenten aus der ganzen Welt die Feinheiten der deutschen Sprache beigebracht. Darunter waren auch Rosilene Alvares aus Brasilien, Kbeya Kasongo aus dem damaligen Zaire (seit 1997 Demokratische Republik Kongo) und Pablo Pérez Torres (im grünen Hemd). – Bild: Rosilene Alvares

Andreas Gipper: „Zu wenige Einschreibungen im Master-Studiengang“

Georg Krausch
Der Präsident der Uni Mainz, Prof. Dr. Georg Krausch, bei seinem Grußwort. – Bild: Rosilene Alvares

Prof. Dr. Andreas Gipper hat den Studierendenschwund bereits im Jahr 2011 in einem Interview beschrieben, das Jessica Antosik für uepo.de mit ihm führte. Gipper war damals Dekan des Fachbereichs:

Es ist im Moment so, dass die Einschreibezahlen im Bachelor denen des Diploms entsprechen. Das heißt, da haben wir keine Veränderungen. Das Einzige ist, dass die Studierenden im Bachelor natürlich früher aufhören. Das bedeutet, die Studierenden sind nach sechs, sieben oder acht Semestern fertig. Und wir haben tatsächlich ein strukturelles Problem, denn wir haben bislang zu wenige Einschreibungen im Master.

Aus meiner Sicht gibt es zwei Hauptgründe. Der eine Grund ist, glaube ich, dass wir ein strukturelles Problem haben: Unsere eigenen Studierenden, die hier sechs, sieben Semester studiert und den Bachelor gemacht haben, möchten einfach etwas anderes sehen als Germersheim. Und deshalb gehen auch leider gute Studenten nach dem Bachelor weg. Und die Leute, die von außerhalb kommen, kompensieren das nicht vollständig.

Wir haben also nach dem Bachelor einen Studierendenverlust, der dazu führt, dass unsere Gesamtstudierendenzahl gesunken ist. Wir hatten früher Gesamtstudierendenzahlen von 2.300, manchmal auch 2.400. Jetzt sind es nur noch 2.000. Das liegt vor allem auch daran, dass die Einschreibezahlen im Master noch nicht so sind, wie wir uns das vorstellen.

Michael Schreiber
Der Dekan des FTSK Germersheim, Prof. Dr. Michael Schreiber, bei seinem Eröffnungsvortrag. – Bild: Rosilene Alvares

AStA und StuPa weisen auf „finanziell prekäre Situation“ des Fachbereichs und Rückgang der Studierendenzahlen hin

Dieses Phänomen wurde auf dem Festakt auch von den Studierendenvertretern thematisiert, die in der Sommersemesterausgabe 2017 der Fachbereichszeitschrift „06-Magazin“ bereits geschrieben hatten:

Neben der finanziell nach wie vor prekären Situation des Fachbereichs fällt insbesondere der Rückgang der Studierendenzahlen dramatisch ins Gewicht. Der Rückgang um über 500 Studis in so kurzer Zeit müsste längst alle Alarmglocken schrillen lassen und zu der Frage führen, ob es neben allen geographischen Gründen – nein, Germersheim wird nie sein wie Hamburg oder Berlin – und Veränderungen im „Studierverhalten“ der heutigen Generation nicht auch strukturelle Probleme gibt, die mitverantwortlich dafür sind, dass junge Menschen sich gegen ein Studium am FTSK entscheiden oder warum so viele Studis nach dem BA-Abschluss Germersheim den Rücken kehren und ihre Zukunft woanders sehen.

 

Rainer Kohlmayer, Klaus von Schilling
Prof. Dr. Rainer Kohlmayer und Klaus von Schilling, ehemalige Dozenten am Germanistischen Institut. Kohlmayer gründete 1980 die Uni-Bühne, auf der Studierende bis heute unter seiner Leitung deutsch- und fremdsprachige Theaterstücke einüben und aufführen. – Bild: Rosilene Alvares
Rainer Torka
Wie immer mit der für ihn typischen Fliege: Dipl.-Ing. Rainer Torka, der über viele Jahre das Sachfach Technik unterrichtete. – Bild: Rosilene Alvares

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[Text: Richard Schneider.]