Tiere und Sprache: 5 Säugetier- und 3 Vogelarten können „stimmlich nachahmen“

Delfin
Die Pfeiflaute, mit denen Delfine untereinander kommunizieren, sind so komplex, dass sie noch nicht vollständig entschlüsselt werden konnten. Hinzu kommt ihre Fähigkeit, mit "Klicks" ein akustisches Abbild ihrer Umgebung zu erzeugen. - Bild: Claudia14, Lizenz CC0 (gemeinfrei) / Pixabay

Dass Tiere miteinander kommunizieren, steht außer Frage. Das gilt selbst für Zierfische im Aquarium und Ameisen im Garten. Auch eine Kommunikation mit dem Menschen ist möglich: Hunde interpretieren menschliche Gesten und Gesichtszüge, Menschenaffen können die Zeichensprache erlernen.

Kann man die hochentwickelte akustische und gestische Kommunikation bestimmter Tierarten als Sprache bezeichnen? Nutzen Tiere ein Vokabular und eine Art Syntax? Wie verhält es sich mit dem Spracherwerb und der Sprachentwicklung? Gibt es Parallelen zur menschlichen Sprache?

Warum können Kanarienvögel Kompositionen der klassischen Musik nachpfeifen, Schimpansen aber nicht einmal Ja oder Nein sagen, sondern Ablehnung nur gestisch signalisieren?

Mit diesen Fragen beschäftigt sich eine zweiteilige Dokumentation zum aktuellen Stand der Wissenschaft, die der deutsch-französische Fernsehsender Arte ausgestrahlt hat.

Schimpansen müssten sprechen können, wenn bestimmte „Verdrahtungen“ im Gehirn vorhanden wären

Manche Forschungsergebnisse sind neu und revidieren den bisherigen Erkenntnisstand. So ging man bisher davon aus, dass Menschenaffen deshalb nicht sprechen können, weil die Lage des Kehlkopfes und die mangelnde Beweglichkeit der Zunge dies unmöglich machen.

Neueste Erkenntnisse nach filmischen Röntgenaufnahmen bei der Lautbildung und Untersuchungen des Gehirns zeigen jedoch, dass nicht eine ungeeignete Hardware (Kehlkopf und Zunge), sondern eine unzureichend ausgebildete Software unsere nächsten Verwandten am Sprechen hindert. Ihnen fehlen leistungsfähige „Verdrahtungen“ bestimmter Areale im Gehirn.

Das fehlende Sprechvermögen hat nichts mit mangelnder Intelligenz zu tun, sondern sie sind nicht in der Lage, ihre Sprechwerkzeuge so fein zu steuern, dass silbenähnliche Laute dabei herauskommen. Zur Kommunikation mit Primaten wird man daher auch künftig auf die Zeichen- und Gebärdensprache zurückgreifen müssen.

Intelligenzbestie Delfin

Beobachtungen zum Kommunikations- und Lernverhalten von Delfinen legen zum wiederholten Mal den seit Jahrzehnten bekannten Schluss nahe, dass die Meeressäuger eine mit Menschen mindestens vergleichbare (wenn nicht gar überlegene) Intelligenz besitzen. Ihr akustisches Nervensystem ist zehnmal leistungsfähiger als das des Menschen.

Die Verständigung über Pfeiflaute gibt noch viele Rätsel auf. Fest steht aber zum Beispiel, dass sich Delfine Namen geben.

Sensationell sind neueste Untersuchungen zum „Echolot“ der Delfine, das in der Lage ist, bildliche Darstellungen zu übermitteln. Es dient bei der Jagd auch der Kommunikation der Tiere untereinander.

Akustisches Sehvermögen der Delfine
Das akustische Abbild ihrer Umwelt, das Delfine mit ihren Klicklauten erzeugen, kann mit neuen Verfahren erstmals sichtbar gemacht werden. – Bild: UEPO.de (Montage Screenshots)
Akustisches Abbild Blumentopf
Ein Blumentopf, wie ihn Delfine auch bei völliger Dunkelheit mit ihrem „Echolot“ wahrnehmen. Nur einer in der Gruppe der Delfine sendet die Klicklaute aus, aber alle empfangen das akustische Abbild. – Bild: Screenshot

Weitere Erkenntnissplitter:

  • Meerkatzen benutzen deutlich unterscheidbare Warnlaute für Gefahren von oben und unten („Hok“ bedeutet Adler, „Kraak“ Leopard). Durch Anhängen einer Nachsilbe machen sie kenntlich, ob es sich um eine allgemeine Warnung oder akute Gefahr handelt, sodass man hier von einer Proto-Syntax sprechen könnte.
  • Mäuse sind nicht stumm, sondern überaus geschwätzig. Sie kommunizieren auf für Menschen nicht oder kaum hörbaren, sehr hohen Frequenzen miteinander.
  • Der Spracherwerb erfolgt bei Fledermäusen wie bei Menschenkindern durch Brabbeln und Nachahmung.
  • Vögel zwitschern in regional unterschiedlichen Dialekten.
  • Hausschweine können lügen.

Von dem Ansatz, Tieren die Menschensprache beizubringen (z. B. Zeichensprache bei Schimpansen), ist man inzwischen abgekommen. Die Forschung konzentriert sich darauf, die Sprache der Tiere zu entschlüsseln und mit technischen Hilfsmitteln den Menschen in die Lage zu versetzen, mit Tieren zu kommunizieren.

Papagei
„Was ist das?“ – Papagei: „Wolle.“ „Welche Farbe?“ – „Orange.“ Papageien plappern nicht nur nach, sondern können abstrakt denken. – Bild: Screenshot

Fähigkeit zum „stimmlichen Lernen“ bei 5 Säugetier- und 3 Vogelarten

Folgende Tierarten sind zu einer komplexen stimmlichen Nachahmung in der Lage, sodass man ihr Kommunikationsverhalten am ehesten als Sprache bezeichnen kann:

Säugetiere:

  • Delfine
  • Wale
  • Robben/Seelöwen
  • Fledermäuse
  • Elefanten
Vögel:

  • Papageien
  • Singvögel
  • Kolibris

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[Text: Richard Schneider.]