Übersetzung von Geschäftsberichten: Qualifizierte Übersetzer Mangelware

FORIS linguaDie Saison der Geschäftsberichte läuft zurzeit auf Hochtouren. Und damit auch die Hochsaison für die kleine Zahl der Übersetzer, die in bilanzieller Rechnungslegung geschult sind. „Von Februar bis Mai suchen Kommunikationsagenturen und Investor Relations-Abteilungen händeringend nach Fachübersetzern, die Jahresabschlüsse nach HGB, IAS oder US-GAAP vom Deutschen ins Englische übertragen können, denn Übersetzungsfehler können Konsequenzen haben“, sagt Steffi Brettschneider (Bild unten), Key Account-Managerin von FORIS lingua. Der Bonner Spezialist für juristische und finanztechnische Fachübersetzungen ist Teil der börsennotierten juristischen Finanzdienstleistungsgruppe FORIS AG.

WennSteffi Brettschneider die Saison der Hauptversammlungen beginnt, steigt der Bedarf an Fachübersetzern jedes Jahr aufs Neue sprunghaft an. Allein der Prime Standard der Deutschen Börse zählt 352 Unternehmen. Um sich für die Auswahlindizes DAX, MDAX, TecDAX und SDAX zu qualifizieren, haben diese sich verpflichtet, europaweit die höchsten internationalen Transparenzanforderungen zu erfüllen. Dazu gehört auch, Quartalsfinanzberichte zeitgleich in deutscher und englischer Sprache zu veröffentlichen. Hinzu kommen unzählige börsen- und nicht börsennotierte Exportunternehmen aus dem Mittelstand, die ihre Geschäftsberichte zum Jahresbeginn ebenfalls übersetzen lassen wollen, um ihre internationalen Geschäftspartner von ihrer Leistungskraft zu überzeugen.

„Wenn der saisonale Engpass an finanztechnisch geschulten Fachübersetzern durch Übersetzer überbrückt wird, die die Materie nicht beherrschen, weil sie zum Beispiel selbst nicht einmal eine Bilanz lesen können, ist die Gefahr von Pannen groߓ, warnt Brettschneider, Spezialistin für rechtskonforme Fachübersetzungen. „Die Finanzberichterstattung ist ein hochsensibles Feld. Übersetzungsfehler sind im besten Fall peinlich, im schlimmsten Fall können sie rechtliche Konsequenzen für das Unternehmen und sein Management haben“, urteilt Prof. Dr. Ulrich Tödtmann, Rechtsanwalt und Vorstand der FORIS AG.

Das musste zum Beispiel ein Internetdienstleister aus München feststellen. In der deutschen Fassung einer Ad hoc-Meldung zu den Zahlen des Jahresabschlusses hatte das Unternehmen eine Steigerung des Gewinns um 300 Prozent vermeldet. Ein Übersetzungsfehler – denn die Steigerung betraf in Wirklichkeit nur das Bruttoergebnis, wie es die englische Originalfassung der Mitteilung auch korrekt dargestellt hatte. Die fehlerhafte Übersetzung sorgte dafür, dass der Börsenkurs binnen weniger Stunden um 50 Prozent hochschnellte. Prompt reichte die Schutzgemeinschaft der Kleinaktionäre unter Berufung auf das Börsengesetz Strafanzeige gegen das Unternehmen ein, und der Fall ging an die Presse. Der Vorwurf: Das Start-up habe unrichtige Angaben gemacht und seine Aktionäre bewusst getäuscht. Die Behörden für Wertpapieraufsicht leiteten offizielle Ermittlungen ein. Diese wurden später eingestellt. Der Imageschaden aber war da.

In der Krise wirken solche Übersetzungspannen doppelt. Mangelhaft übersetzte Geschäftsberichte führen nicht nur zur Verunsicherung bei Analysten und Anlegern, sondern unmittelbar auch dazu, dass Investments abgezogen werden. „Ungereimtheiten im öffentlichen Auftritt werden zurzeit von Investoren, Kunden und Lieferanten besonders kritisch bewertet. Wer in Krisenzeiten anderen sein Kapital anvertraut, erwartet höchste Professionalität“, so Tödtmann. „Wer jetzt patzt, verspielt Vertrauen und möglicherweise Investorengelder, die das Unternehmen für den Aufschwung gut gebrauchen kann.“

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Interview mit Steffi Brettschneider im Handelsblatt:
Geschäftsberichte: Wenn Übersetzungsfehler Millionen kosten

[Text: Pia Preuß. Quelle: Pressemitteilung FORIS lingua, 2010-03-16. Bild: FORIS lingua.]