Seit zwei Monaten ist Lothar Matthäus (44) Trainer des brasilianischen Fußballvereins Atlético in Curitiba, der Hauptstadt des Bundesstaats Paraná. „Loddar“ beherrscht zwar die Landessprache nicht, aber wofür gibt es denn Sprachmittler? Aus 50 Bewerbern für den interessanten Job des Fußballdolmetschers konnte er seine Auswahl treffen.
Hauptdolmetscher ist Klaus Junginger (31), der vor einer Woche vom Schiedsrichter des Feldes verwiesen wurde. Der Dolmetscher saß während des Matches auf der Spielerbank und war dort der zwölfte Mann – offiziell sind aber nur elf erlaubt. Dass Junginger gar kein Kicker ist, war dem Mann in Schwarz egal, denn Vorschrift ist Vorschrift – auch in Brasilien. Die Pedanterie des Schiris brachte den Trainer derart in Rage, dass er gegenüber dem Unparteiischen laut wurde. Die Folge: Matthäus musste sich vor dem Sportgericht verantworten – noch mehr Arbeit für Junginger.
Für die Trainingsarbeit wurde zusätzlich ein Sportfachmann mit Portugiesischkenntnissen verpflichtet: Der Hamburger Jost Vieth (32) ist Diplom-Sportwissenschaftler und hat die Sprache in Intensivkursen und bei der mehrjährigen Arbeit für einen Sportvermarkter in Brasilien gelernt. Zuletzt war Vieth Sportlehrer an einer deutsch-portugiesischen Schule in Hamburg. Da er auch eine Trainerlizenz besitzt, wurde er offiziell als „Assistenztrainer und Übersetzer“ eingestellt. Nach brasilianischen Medienberichten ist Vieth aber nach nur vier Wochen wieder entlassen worden.
Nachtrag 2006-03-19: Wie soeben bekannt wurde, hat Lothar Matthäus seinen Job als Trainer bei Atlético fristlos gekündigt. Grund: Seine in Budapest lebende Frau habe ihm gefehlt. Damit sind auch die eigens für ihn eingestellten Dolmetscher nach nur zwei Monaten wieder arbeitslos.
[Text: Richard Schneider. Quelle: Welt, 2006-02-27; Bild, 2006-03-08; www.furacao.com, 2006-02-23.]