Allein für Sprachdienstleistungen werden die Streitkräfte der USA in den kommenden Jahren 5,52 Milliarden US-Dollar (4,35 Mrd. Euro) ausgeben. Dabei entfallen auf den Kriegsschauplatz Irak 4,6 Mrd., auf Afghanistan 703 Mio. und auf das Foltergefängnis Guantánamo 66 Mio. US-Dollar. Entsprechende Ausschreibungen laufen zurzeit, die Zuschläge sollen im November erfolgen. Auf welchen Zeitraum (vermutlich mehrere Jahre) sich dieses Budget bezieht, ist den Medien nicht zu entnehmen.
Bei der Ausschreibung im Jahr 1999 lag das Gesamtvolumen noch bei lediglich 10 (zehn) Mio. US-Dollar. Inzwischen haben sich die Sprachdienstleistungen zu einem lukrativen Milliardengeschäft entwickelt, das sich branchenfremde Konzerne des militärisch-industriellen Komplexes unter den Nagel gerissen haben.
Zu den Großen im Markt gehören der Militärdienstleister DynCorp International, der Rüstungskonzern Northrop Grumman (Flugzeuge, Schiffe), der Elektronikkonzern L-3 Communications und Dienstleister wie McNeil Technologies. Inzwischen haben sogar Finanzinvestoren die Übersetzungsbranche für sich entdeckt: Seit Kurzem mischen Finanzinvestoren wie die New Yorker Beteiligungsgesellschaft Veritas kräftig mit, die bei DynCorp und McNeil eingestiegen ist.
Aber nicht nur die Geschäftemacher, sondern auch die einzelnen Übersetzer und Dolmetscher profitieren von dem Boom. Denn der Bedarf an Sprachmittlern für zum Beispiel Arabisch, Farsi und Paschtu kann nach wie vor nicht gedeckt werden. Dadurch sind die Gehälter vergleichsweise hoch. Vor wenigen Wochen bot DynCorp bei einer Stellenausschreibung im Internet Arabischdolmetschern ein Jahresgehalt von 176.000 US-Dollar an. Einsatzort: Irak.
[Text: Richard Schneider. Quelle: Welt, 2006-10-05. Bild: Archiv; USMC, Cpl. Michael Nease, Sgt. Enrique S. Diaz.]