Synchronisation von Fernsehserien und Spielfilmen: Für Übersetzer interessant, aber kaum lukrativ

Das „Hauptstadtmagazin“ zitty beleuchtet unter der Überschrift „Ich schau Dir auf die Lippen, Kleines!“ die deutsche Synchronbranche. Der Arbeitsplatz des Synchronregisseurs wird wie folgt beschrieben:

Auf dem Tisch zwei dicke Manuskriptordner – in dem einen die Rohübersetzung, in dem anderen die für die Synchronfassung. Die Rohübersetzung gibt grob die Dialoge wieder, die Synchronübersetzung ist genau getimt, achtet auf Lippensynchronität und bietet manchmal zwei Versionen an. Die Synchronspieler entscheiden gemeinsam mit der Regie, was besser passt.

Das Erstellen der Rohübersetzung ist durchaus eine Aufgabe für Berufsübersetzer. Die Arbeit ist interessant, aber kaum lukrativ. Um in die kleine Branche, in der jeder jeden kennt, hineinzukommen, braucht man vor allem eines: Beziehungen.

„Im Augenblick ist Synchronisation fast ein Nullsummenspiel”, sagt Matthias Müntefering, Herstellungsleiter der Deutschen Synchron. Der Zeit- und Finanzdruck sei enorm. Es gebe viele Billiganbieter, die mit den Preisen auch das Renommee zu ruinieren drohten.

Die großen Verleiher schenken der Synchronisierung laut zitty keine sonderliche Aufmerksamkeit und wollen möglichst wenig Geld dafür ausgeben. Auch bei einem sicheren Kassenschlager werde in die Werbung mindestens zehnmal so viel investiert wie in die Synchronfassung.

Die Synchronisierung eines Spielfilms kostet 15.000 bis 60.000 Euro, eine Untertitelung 3.000 bis 6.000 Euro. Die in Deutschland am häufigsten bearbeitete Sprache ist Englisch mit 80 Prozent, gefolgt von Französisch, „Indisch“ und Spanisch. Vier Fünftel der Aufträge entfallen bei der Deutschen Synchron auf Fernsehserien, weniger als ein Fünftel auf Kinofilme. Außerdem stellt das Studio Hörbücher her.

In Deutschland gibt es rund 45 Synchronstudios, mehr als die Hälfte davon sitzt in Berlin. Weitere bedeutende Standorte sind die Film- und Fernsehhochburgen München, Hamburg und Köln. Die Branche setzt pro Jahr zwischen 90 und 115 Millionen Euro um.

Mehr dazu auf der zitty-Website in den Artikeln „Ich schau Dir auf die Lippen, Kleines!“ und „Synchron im Überblick“.

[Text: Richard Schneider. Quelle: zitty, 2007-01-30, 2007-02-01.]