Am Rande der Spaltung? Sprachenstreit in Belgien eskaliert mal wieder

Unter der Überschrift „Belgien: Am Rande der Spaltung“ beleuchtet die Süddeutsche Zeitung in einer längeren Reportage die aktuelle Eskalation des Sprachenstreits in den Vororten von Brüssel. Das Blatt schreibt:

Die Flamen fühlen sich gedemütigt, weil die Frankophonen wenig Neigung zeigen, ihre Sprache zu lernen. Flämisch galt früher in Belgien als Sprache der „Dienstboten und der Haustiere“, spottet der Schriftsteller Geert van Istendael. Wer etwas darstellen wollte, sprach Französisch. Das hat man im flämischen Norden nie vergessen.

Ein französischsprachiger Bürgermeister versteht die Flamen hingegen nicht. Ständig täten sie so, als seien sie immer noch unterdrückt. „Die Flamen sind reich, dominieren alles. Sie sitzen an der Spitze der Banken und der Ministerien. Die Geschichte hat sich doch längst umgekehrt.“

Ein mit einer Flämin verheirateter Wallone meint: „Dieses Spiel wird langsam gefährlich.“ Und eine seit 30 Jahren in Belgien lebende Deutsche, ehemals Europaabgeordnete und belgische Gemeinderätin, wird mit den Worten zitiert: „Wir werden nie ein belgisches Volk sein.“

[Text: Richard Schneider. Quelle: Süddeutsche Zeitung, 2007-11-19.]