Hochschule Fresenius: Berufsbegleitender Master Gebärdensprachdolmetschen

Hochschule Fresenius, Idstein

Die Hochschule Fresenius (HSF) in Idstein/Taunus (40 Minuten nordwestlich von Frankfurt) will im kommenden Wintersemester erstmals einen Master-Studiengang Gebärdensprachdolmetschen anbieten. Das berufsbegleitende Studium, das insgesamt fünf Semester dauert, führt zum Titel Master of Arts. Nach erfolgreichem Abschluss ist es darüber hinaus möglich, im Verfahren der Einzelfallprüfung die Anerkennung zum staatlich geprüften Dolmetscher zu erwerben.

Mit dem derzeit in der Akkreditierung befindlichen Programm bietet die Hochschule Fresenius das deutschlandweit erste berufsbegleitende Master-Studium für Gebärdensprachdolmetscher für Deutsche Gebärdensprache an. Dieser Studiengang ist ein nicht-konsekutives Masterprogramm, es ist also kein auf Gebärdensprache ausgerichtetes Erststudium im Vorfeld nötig. Der Studiengang hat einen linguistischen Schwerpunkt, d.h. sprachwissenschaftliche Kenntnisse im Bereich Deutsche Laut- und Deutsche Gebärdensprache werden im Laufe des Studiums erworben und vertieft.

Die Bewerbung um einen Studienplatz setzt ein abgeschlossenes Hochschulstudium auf Bachelor-Niveau im Umfang von 180 ECTS-Creditpoints voraus, darüber hinaus Kenntnisse der Deutschen Gebärdensprache (DGS) auf mindestens B2-Niveau (Gemeinsamer Europäischer Referenzrahmen für Sprachen laut Europarat), d.h. es sind bereits gute Alltagskompetenzen notwendig, da einige Lehrveranstaltungen bereits in DGS abgehalten werden. Die Eignung wird durch einen individuellen Eignungstest festgestellt. Die Lehrveranstaltungen finden an Wochenenden sowie in Blockwochen statt.

Berufschancen

Gebärdensprachdolmetscher sind tätig, um eine reibungslose Kommunikation zwischen hörenden und gehörlosen Menschen zu ermöglichen. Die Tätigkeitsfelder der künftigen Absolventinnen und Absolventen sind deshalb so vielfältig wie die Lebenssituationen: Dolmetschtätigkeiten finden statt im Bildungsbereich in Schule, Ausbildung und Studium, im Arbeitsleben bei Personalgesprächen, Einarbeitungen, Besprechungen und Betriebsversammlungen. Im Gesundheitswesen werden Dolmetscher bei Arztbesuchen, im Krankenhaus und als Begleitung in der Therapie gebraucht, aber auch in der öffentlichen oder privaten Verwaltung wie Behörden und Institutionen, in Einrichtungen der Wirtschaft oder im Sozialbereich sowie bei Gericht, Polizei oder Rechtsanwaltskonsultationen. Gebärdensprache wird ebenfalls im kirchlichen Leben genutzt, beispielsweise bei Gottesdiensten, Taufen und Eheschließungen, und zunehmend in den Medien, bei politischen oder kulturellen Veranstaltungen, im Freizeitbereich und auch im Rahmen von Konferenzen. Gebärdensprachdolmetscher arbeiten freiberuflich oder im Angestelltenverhältnis.

In Deutschland besteht ein großer Bedarf an qualifizierten Gebärdensprachdolmetschern. Auf rund 200.000 Gebärdensprachnutzer kommen nur etwa 450 Dolmetscher. Betroffenenverbände wie die Deutsche Gesellschaft der Hörgeschädigten-Selbsthilfe und Fachverbände ev. (DG) und der Deutsche Gehörlosenbund (DGB) fordern eine Mindestversorgung pro Nutzer von 4 – 5 Dolmetschstunden pro Monat, bislang werden jedoch lediglich etwa 30 bis 60 Minuten pro Monat erzielt. Der Bundesverband der Gebärdensprachdolmetscher sieht weiterhin – bei wachsenden Dolmetscheinsätzen und Anforderungen – in der qualifizierten Ausbildung die einzige Lösung, den Bedarf zu decken. Bundes- und Landesgesetze bieten Gebärdensprachnutzern eine Grundlage, die Kommunikation per Gebärdensprachdolmetscher einzufordern.

Studienverlauf und Inhalte

In den ersten beiden Semestern erwerben und erweitern die Studierenden ihre Kenntnisse in Deutscher Gebärdensprache (DGS) und Gebärdensprachlinguistik. Außerdem erwerben sie Kenntnisse zu den grundlegenden Theorien, Techniken und Strategien des Dolmetschens. Überdies stehen die linguistische Struktur der DGS und deren Verwendung im Übersetzungskontext im Vordergrund. Im zweiten Studienjahr liegt neben der Vertiefung der sprachwissenschaftlichen Kenntnisse und der Vervollkommnung der Dolmetsch-Techniken ein besonderes Augenmerk auf der Auseinandersetzung mit den gesellschaftspolitischen Rahmenbedingungen für gehörlose Menschen.

Eine Besonderheit der ersten beiden Studienjahre stellen die Module dar, die mit ihren Wahl-Anteilen auf Praxisfelder des Gebärdensprach-Dolmetschens vorbereiten und den Studierenden das Einüben von Techniken und Kompetenzen bei realen Aufgaben aus dem Arbeitsalltag ermöglichen. Mit der hier möglichen Auswahl von berufsspezifischen Anforderungen und Aufgaben wird eine Spezialisierung auf bestimmte Themen- und Handlungsfelder ermöglicht.

Im dritten Studienjahr/fünften Semester erfolgen die Vorbereitung und Durchführung der Master-Prüfung. Die Studierenden weisen mit der Anfertigung der Masterthese ihre wissenschaftlichen und gebärdensprach-linguistischen Kompetenzen nach. Der Studiengang schließt mit 120 ECTS und dem Abschlussgrad „Master of Arts“ ab. Für das Studium werden monatliche Gebühren in Höhe von 295 Euro erhoben. Die Leitung des Studiengangs hat Frau Prof. Dr. Carla Wegener, die sich als Klinische Linguistin seit Jahren mit dem Thema Spracherwerb und Sprachstörungen befasst.

Infoabende

Der Fachbereich Gesundheit bietet Infoabende für den berufsbegleitenden Masterstudiengang Gebärdensprachdolmetschen an. Diese finden an folgenden Terminen statt:
07.08.2009 um 16 Uhr, 04.09.2009 um 19.30 Uhr, 05.09.2009 um 16.30 Uhr. Um eine vorherige verbindliche Anmeldung unter wegener@hs-fresenius.de wird gebeten.

Hochschule Fresenius
Mit über 3.000 Studierenden und Berufsfachschülern an sieben Standorten ist die Hochschule Fresenius (HSF) einer der größten und renommiertesten privaten Bildungsträger in Deutschland. Praxisnähe, innovative und zugleich auf die Anforderungen des Arbeitsmarktes ausgerichtete Studien- und
Ausbildungsinhalte sowie kleine Studiengruppen sind nur einige der vielen Vorteile der Bildungsangebote der HSF. Die HSF mit ihrem Stammhaus in Idstein bei Wiesbaden kann auf eine über 160-jährige wissenschaftliche Tradition im Bildungsbereich zurückblicken. 

Weitere Informationen finden sich auf der Website der Hochschule Fresenius.

[Text: Antonie Binder. Quelle: Pressemitteilung Hochschule Fresenius, 2009-07-17. Bild: Hochschule Fresenius.]