Bremen feiert dreiwöchiges Festival der Sprachen

Festival der Sprachen

Es ist weltweit einmalig: das „Festival der Sprachen“, das vom 17.09. bis 07.10.2009 in Bremen stattfindet. Für 21 Tage wird Bremen zur Welthauptstadt der Sprachen. Die Schirmherrschaft hat die UNESCO übernommen. Die Macher haben ein umfangreiches Programm zusammengestellt. So wird die Allgegenwart der Sprache und der Sprachen durch mehr als 100 populäre und informative Aktionen – unter Beteiligung aller gesellschaftlichen Gruppen – anschaulich vermittelt.

Dazu gehört ein akademischer Konferenzmarathon mit zwölf internationalen Tagungen. Noch nie wurde eine solche Themenvielfalt am selben Ort in einem so engen Zeitrahmen auf so hohem wissenschaftlichem Niveau angesprochen. Unter den Konferenzen befinden sich auch solche, mit denen von Bremen aus neue Forschernetzwerke geschaffen werden sollen. Dazu gehört die Tagung zu Deutschlands Koloniallinguistik (23.-24.9.), auf der erste Schritte zur Aufarbeitung des sprachwissenschaftlichen Erbes Deutschlands in seinen ehemaligen Kolonien getan werden. Ebenfalls erstmalig treffen sich auch Sprachforscher, um über die besonderen Eigenschaften von Einsilbern (Monosyllables, 28.-30.9.) oder über die Auswirkungen des Sprachkontakts auf das System der Wortformen von Sprachen (Morphologies in Contact, 1.-3.10.) zu sprechen. 

Darüber hinaus sollen Bremische Schüler den „Turmbau zu Bremen“ durchführen – mit 6.500 Holzklötzen, die mit den Namen der zurzeit existierenden Sprachen beschriftet sind. Außerdem wird die größte Weltsprachenkarte als Pflastermalerei entstehen, ein „Friedhof der toten Sprachen“ eingerichtet und die „schönste Sprache der Welt“ ermittelt.

Jeder Tag des dreiwöchigen Festivals ist einer anderen Sprache gewidmet, so dass es neben dem Niederdeutsch-Tag (29.09.2009) auch Tage für Maltesisch, Baskisch, Polnisch, Spanisch und viele andere mehr geben wird. In den Räumlichkeiten des Überseemuseums, im Haus der Wissenschaft, in der Volkshochschule Bremen, in der Tanzschule Renz und an vielen anderen Orten der Stadt finden Ausstellungen, Tagungen, Vorträge, Aufführungen, Lesungen und Begegnungsmöglichkeiten für die Bürger statt.

Sprachgemeinschaften aus zwei Dutzend Staaten stellen sich und ihre Sprachen vor. Die Probleme und Chancen mehrsprachiger Gesellschaften, die Situation von Migrantensprachen, viele (vom Aussterben bedrohter) Minderheiten- und Regionalsprachen und Dialekte in schulischer, sozialer und rechtlicher Hinsicht werden ebenso thematisiert wie die Beziehungen zwischen Sprache und Tanz, Sprache und Kunst, Sprache und Identität. Kulinarische und ästhetische Aspekte von Sprache werden nicht vernachlässigt.

Bremer Kultureinrichtungen sind dabei

Die Kulturinstitute im Land Bremen und andere im Bereich der Sprachvermittlung tätige Institutionen beteiligen sich mit vielfältigen Aktionen und Serviceleistungen am Festival der Sprachen. So wird es kostenlose Schnupperkurse in zahlreichen Fremdsprachen geben, eine Beratungshotline rund um das Thema Fremdsprachenlernen sowie eine Sprachenrallye und einen Wettbewerb „Bremens multilingualste Straße“. Zu den nachhaltig wirkenden Maßnahmen gehört die Gründung eines Sprachenrates, der alle Institutionen vereint, die sich in Bremen mit dem Thema Fremdsprachen befassen und der ein fachkompetentes Beratungsgremium für Politik und Gesellschaft in Sprachenfragen sein soll. Insgesamt unterstützen das Festival gegenwärtig 55 Organisationen und Institutionen aus aller Welt als Kooperationspartner.

Die European Musical Academy und das Waldautheater unter der Intendanz von Thomas Blaeschke bereichern das Festival der Sprachen mit einer ganzen Reihe von musikalischen Highlights. Dazu gehören u. a. das Komponieren und Intonieren einer Festivalhymne, eines abendfüllenden Musicals und einer Chordarbietung, die allesamt enge Bezüge zum Thema Sprache, Sprachen, Sprachwissenschaft haben.

Warum das alles?

Thomas StolzInitiator Professor Thomas Stolz (Bild) vom Fachbereich Sprach- und Literaturwissenschaften der Universität Bremen, Vorsitzender des Instituts für Allgemeine und Angewandte Sprachwissenschaft, erklärt: „Wir wollen in der Öffentlichkeit das Bewusstsein dafür schärfen, dass Sprache das gesamte menschliche Leben entscheidend bestimmt. Nur mittels Sprache sind die Formen menschlicher Gesellschaft sowie Kultur, Politik, Recht, Wissenschaft, Religion und Wirtschaft überhaupt erst möglich. Die grundlegende Bedeutung von Sprache für uns Menschen macht es erforderlich, dass ihr erhöhte Aufmerksamkeit – etwa in Schule und Universität – zukommt.“

Zwei Gespräche mit Thomas Stolz können Sie sich auf der Website von Radio Bremen anhören; eines über das Festival der Sprachen (3:03 Minuten), ein anderes über des Professors Vorliebe für exotische Sprachen (3:27 Minuten). Ausführliche Infos zum Festival finden sich unter www.festival.uni-bremen.de.

[Text: Eberhard Scholz. Quelle: Pressemitteilung Uni Bremen, 2009-02-20; 2009-09-02. Bild: Uni Bremen.]