Afghanistan: Einheimische Dolmetscher erhalten 400 Dollar pro Monat

Militärdolmetscher in Afghanistan
Ein Dolmetscher (Mitte) übersetzt für den neben ihm sitzenden Col. Kenneth F. McKenzie Jr. von der 22nd Marine Expeditionary Unit beim Treffen mit Jon Mohammed, dem Gouverneur der afghanischen Provinz Oruzgan. Das Foto wurde am 09.04.2004 von Gunnery Sgt. Keith A. Milks aufgenommen.

Siegfried Rapp gehörte vor acht Jahren zu den ersten deutschen Offizieren, die nach Afghanistan in den Krieg geschickt wurden. Heute ist Rapp Kanzler der Universität der Bundeswehr in München. In einem Zeitungsinterview berichtet er unter anderem über die Zusammenarbeit mit den Sprachmittlern vor Ort: „Ohne Dolmetscher ging ich nie in die City von Kabul.“ Die Augsburger Allgemeine schreibt:

Überrascht war Siegfried Rapp, dass er bei seiner Mission, Afghanen für die Aufbauarbeit einzustellen, viele kennengelernt hat, die relativ gut deutsch sprechen. Bei einem Teil handelte es sich um frühere Soldaten Afghanistans, die in der ehemaligen DDR ihre Ausbildung absolvierten und dabei deutsch gelernt haben.

Wer von Rapp als Dolmetscher eingestellt wurde, dem ging es finanziell gut. 400 US Dollar wurden pro Monat bezahlt. Wer „nur“ für Hand- und Spanndienste gebraucht wurde, für den gab es 140 Dollar.

Für afghanische Verhältnisse sind 400 USD überaus viel Geld, nämlich das Zehnfache dessen, was ein Lehrer verdient. Afghanistan gehört zu den ärmsten Ländern der Welt. Laut Wikipedia liegt das Bruttoinlandsprodukt bei lediglich 350 USD (2006) pro Einwohner, in Deutschland sind es 44.660 USD (2008).

[Text: Richard Schneider. Quelle: Augsburger Allgemeine, 2010-03-10. Bild: Pressedienst US Marine Corps.]