„Wieso Vargas Llosa? Der hat den Nobelpreis doch schon.“ Sollte man meinen. Doch 2010 erst erhält Mario Vargas Llosa den lang ersehnten Literaturnobelpreis. Der Autor, Politiker und engagierte Weltbürger, der neben der peruanischen auch die spanische Staatsbürgerschaft besitzt, hat nahezu alle wichtigen Auszeichnungen für Literatur in spanischer Sprache erhalten. Der Nobelpreis krönt nun ein überaus vielseitiges Werk. „die tageszeitung“ spricht von einer „späten Ehre für einen Dinosaurier aus Peru“.
Der Meister des realistischen Erzählens wurde am 28. März 1936 in Arequipa, der zweitgrößten Stadt Perus, geboren. Zunächst arbeitete er als Journalist, bevor er sich ganz dem Schreiben widmete. Derzeit lehrt er an der Princeton University in New Jersey. Vargas Llosa ist nicht nur einer der meistgelesenen Schriftsteller Lateinamerikas, sondern seit längerem die führende intellektuelle Figur seines Kontinents.
Vargas Llosa stellt eine wichtige demokratische Stimme dar. Er ist für seine literarischen Analysen von Machtmissbrauch und Korruption, Verteidigung der freien Marktwirtschaft sowie für seinen Spott für die Revolution bekannt. In seinen Büchern ergreift er immer wieder Partei für die Geknechteten. Zudem hat er sich für die Einhaltung der Menschenrechte nicht nur in Lateinamerika eingesetzt. Das Nobelkomitee würdigt seine „Kartographie von Machtstrukturen und seine scharf gezeichneten Bilder von Widerstand, Revolte und Niederlage des Individuums“. Inhaltlich und formal ist Mario Vargas Llosa einer der kompromisslosesten Romanciers überhaupt.
Außerdem ist er politisch sehr engagiert. Im Jahr 1990 kandidierte er für den Präsidentenamt in Peru, unterlag allerdings Alberto Fujimori. 1996 wurde der Schriftsteller mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels ausgezeichnet. Damals wurde er zudem für sein gesellschaftliches Wirken geehrt. Vor zwei Jahren wurde ihm auch der Friedenspreis der Friedrich-Naumann-Stiftung für sein „Bekenntnis zu Demokratie, Rechtsstaatlichkeit und Marktwirtschaft“ verliehen.
Vargas Llosa hat mehr als 30 Romane, Theaterstücke, Essays und journalistische Arbeiten veröffentlicht, die den lateinamerikanischen „Boom“ prägen. Zu seinen bekanntesten Werken gehören „Die Stadt und die Hunde“ (1980), „Tod in den Anden“ (1996), „Das Fest des Ziegenbocks“ (2001) sowie „Das böse Mädchen“ (2006). Das umfangreiche Werk auf Deutsch ist im Suhrkamp Verlag erschienen.
Der letzte lateinamerikanische Preisträger war im Jahr 1990 der Mexikaner Octavio Paz.
[Text: Jessica Antosik. Quelle: Frankfurter Allgemeine Zeitung, Frankfurter Rundschau, die tageszeitung, 08.10.2010. Bild: Wikipedia.]