Die Sprachindustrie leidet weniger stark unter der Wirtschaftskrise als andere Branchen, so das Fazit einer Studie, die im Auftrag der Europäischen Kommission vom britischen Unternehmen The Language Technology Centre Ltd durchgeführt wurde. Die Studie, die erstmals den Umfang der Sprachindustrie in der gesamten EU untersucht, beschäftigt sich mit Übersetzen und Dolmetschen, Lokalisierung und Globalisierung, Untertitelung und Synchronisierung, technischen Hilfsmitteln, Organisation mehrsprachiger Konferenzen sowie Sprachunterricht.
Der Umsatz der Branche wird auf EU-weit 8,4 Mrd. Euro im Jahr 2008 beziffert. Dieser Betrag wird in den nächsten fünf Jahren um mindestens 10 % Prozent jährlich steigen und bis 2015 eine Höhe von 16,5 bis 20 Mrd. Euro erreichen. Damit verzeichnet die Sprachindustrie eine der höchsten Wachstumsraten in der EU.
Die Sprachindustrie ist sowohl wirtschaftlich als auch strategisch wichtig. Wirtschaftlich wegen ihrer Größe, ihrer Widerstandskraft in der derzeitigen Krise und ganz besonders wegen ihres Entwicklungspotenzials. Strategisch, weil sie unverzichtbar ist für die Bewahrung der Identität und Kultur der Menschen und das Zurechtkommen in einer globalisierten Welt. Die vorliegende Studie zeichnet ein genaues Bild der Sprachindustrie in der EU und rückt sie in das Zentrum der Aufmerksamkeit auf dem Arbeitsmarkt, kommentierte Leonard Orban, EU-Kommissar für Mehrsprachigkeit.
Charakteristisch für den Sprachenmarkt sind einerseits die wachsende Konsolidierung bei den Großen der Branche und andererseits niedrige Eintrittsschwellen in den Bereichen Übersetzen und Dolmetschen. Dadurch sind viele Anbieter am Markt und es entsteht ein intensiver Wettbewerb. Außerdem erfordert die Globalisierung das Übersetzen und Dolmetschen in neue Sprachen sowie innovative sprachbezogene Dienstleistungen.
Die Branche hat sich in den letzten Jahren verändert. Neue Bereiche wie Untertitelung, Lokalisierung und Editing verzeichnen ein deutliches Wachstum. Somit müssen sich die Beschäftigten des Sprachsektors neue Qualifikationen aneignen. Die Europäische Kommission unterstützt die Entwicklung solcher Kompetenzen, z. B. durch die Förderung des European Masters in Translation , so Kommissar Orban.
Die Analyse stützt sich auf Fragebögen, die an Berufsverbände, nationale Behörden, Einzelpersonen, Anbieter von Sprachdienstleistungen sowie Sprachendienste verschickt wurden. Es gingen mehr als 1.000 Antworten ein. Die Studie umfasst auch länderspezifische Faktenblätter zu allen analysierten EU-Mitgliedstaaten.
Text der Studie (426 Seiten, liegt nur auf Englisch vor)
[Text: GD Übersetzung. Quelle: Pressemitteilung GD Übersetzung, 2009-11-27. Bild: EU.]