Verletzte Dolmetscherin im künstlichen Koma

Vier Tage nach dem verheerenden Anschlag im nordafghanischen Talokan befindet sich die schwer verletzte deutsche Dolmetscherin weiterhin in kritischem Zustand. „Sie schwebt aber nicht mehr in akuter Lebensgefahr“, sagte ein Sprecher des Sanitätsführungskommandos am Mittwoch im Bundeswehrzentralkrankenhaus in Koblenz. Die 56-Jährige habe bereits einige operative Eingriffe hinter sich, liege aber im künstlichen Koma und müsse beatmet werden. Es handle sich um die bisher erste Bundeswehrsoldatin, die bei einem Auslandseinsatz derart schwer verwundet wurde, so der Sprecher des Sanitätsführungskommandos.

Bei dem Sprengstoffanschlag auf den Gouverneurspalast in Talokan waren am Samstag, den 28. Mai 2011 gegen 14.10 Uhr mitteleuropäischer Sommerzeit (16.40 Uhr afghanischer Ortszeit), zwei deutsche Soldaten im Alter von 31 und 43 Jahren sowie fünf Afghanen, darunter zwei Polizeichefs, getötet und sechs weitere Bundeswehrsoldaten, u.a. Generalmajor Markus Kneip, verletzt worden. Drei Tage zuvor war ein 33-jähriger Hauptmann bei einem Anschlag auf eine deutsche Patrouille bei Kundus gefallen. Die Leichen der drei Toten wurden am Montag nach Deutschland überführt, mit einer gemeinsamen Trauerfeier am 3. Juni in Hannover soll ihrer gedacht werden. Die deutsche Soldatin war mit zwei weiteren Kameraden am Dienstag in die Koblenzer Klinik eingeliefert worden.

Nach vorläufigen Erkenntnissen der internationalen Schutztruppe ISAF und des afghanischen Geheimdienstes NDS benutzten die Taliban einen fern gezündeten, hochexplosiven Sprengsatz, der mit „Kugellagerkugeln“ versetzt und an einer Mauer im Gebäude „platziert“ war. Anfangs wurde angenommen, dass ein Selbstmordattentäter in Polizeiuniform der Täter war.

[Text: Jessica Antosik. Quellen: bundeswehr.de; n-tv.de; schwaebische.de, 01.06.2011. Bild: wikipedia.de.]