Empathische Menschen sind talentiertere Aussprachekünstler

Eine Sache ist über einen breit gefächerten Wortschatz in einer Fremdsprache zu verfügen und grammatikalisch fehlerfreie Sätze zu bilden. Eine völlig andere Sache ist jedoch den Akzent einer fremden Sprache zu imitieren.

Forscher vom Institut für Linguistik der Universität Stuttgart haben nun herausgefunden, dass ein Zusammenhang zwischen Sprachtalent und Empathiefähigkeit besteht. So sollen empathische und offene Menschen talentiertere Aussprachekünstler sein als verschlossene Personen.

Der Linguist Dr. Matthias Jilka und seine Kollegen analysierten das Aussprachetalent von 102 deutschen Muttersprachlern. Dafür erfassten die Wissenschaftlicher zunächst Informationen u.a. zur Persönlichkeit, zu Sprachkenntnissen sowie zu kognitiven Fähigkeiten der Versuchspersonen. Anschließend hatten die Teilnehmer die Aufgabe, eine Bildergeschichte auf Englisch nachzuerzählen, einen englischen Text vorzulesen sowie den angelsächsischen Akzent zu imitieren.

Um allerdings die wahren Aussprachetalente zu finden, die ein angeborenes Potential für die außergewöhnliche Aussprachefähigkeit haben, führten die Forscher das Experiment zudem in der Sprache Hindi durch, die keine Versuchsperson beherrschte. „Wenn jemand beim Spracherwerb in kurzer Zeit so gut ist, wie ein Muttersprachler, dann kann man sagen, diese Person ist talentiert“, so Jilka. Wenn jemand aber beispielsweise bereits seit zehn Jahren in den USA lebt und nach wie vor mit einem deutschen Akzent Englisch spricht, dann habe diese Person kein Talent für Fremdsprachen.

Das Talent zum schnellen Spracherwerb und zu guter Aussprache sei weder von einer besonderen Intelligenz abhängig noch schichtenspezifisch. Die Forscher fanden lediglich eine Korrelation zwischen Emphatiefähigkeit und Sprachtalent. Dr. Matthias Jilka spricht sich dafür aus, dem Erlernen von Sprachmelodien im Fremdsprachenunterricht mehr Zeit zu widmen.

[Text: Jessica Antosik. Quelle: teachersnews.net, 24.06.2011. Bild: Universität Stuttgart.]