Die Frankfurter Rundschau hat mit dem Verleger, Fotografen und Übersetzer Joachim Unseld gesprochen. Er ist am 20. September 1953 als Sohn von Siegfried Unseld, dem Chef des Suhrkamp-Verlags, in Frankfurt am Main geboren. Im Jahre 1994 übernahm er die Frankfurter Verlagsanstalt, die er seither leitet.
In Bezug auf Jean-Philippe Toussaint erklärte Joachim Unseld in dem Interview Folgendes:
Toussaint ist der herausragende Schriftsteller für Menschen, die schon alles gelesen haben. [ ] Die trägt die Handlung wie in einem Film. Dazu kommt aber bei ihm das Palimpsest. [ ] Je tiefer man geht, auf desto mehr stößt man. [ ] Auf der Oberfläche ist er ganz einfach. Aber darunter spielt er mit Philosophie, mit Kunst, mit allem. Der Übersetzer muss so einen Text aus einander brechen und ihn auf der anderen Seite des Flusses wieder neu zusammengesetzt vorlegen.
Die Frage, wie er Zeit zum Übersetzen findet, beantwortete er wie folgt:
Ich bin schnell. [ ] Ich sitze bei der Arbeit vor zwei Computern. In den einen schreibe ich hinein. Mit dem anderen schlage ich nach. Dann geht es ab: zwölf Stunden am Tag. Nach vier Tagen ist so ein kleines Buch übersetzt. Es gibt dann noch ein paar kniffelige Stellen. Ich rufe Toussaint an, und so kriegen wir das ziemlich schnell hin. Für einen Roman brauche ich etwa zwei, drei Wochen. Das mache ich dann über Weihnachten. Das Buch, die Computer, nichts sonst. Man ist allein, kein Telefon. Ab und zu eine Tasse Kaffee. Zwölf Stunden am Tag eintauchen in ein anderes Leben. Das ist Erholung.
Das komplette Interview, in dem zudem über Samuel Beckett, die Frankfurter Verlagsanstalt und über das Übersetzen gesprochen wird, ist auf der Website der Frankfurter Rundschau nachzulesen.
[Text: Jessica Antosik. Quelle: fr-online.de, 09.10.2012.]