UEPO 300: Fakten zur Entwicklung von Übersetzungsbranche und Sprachdienstleistern in Deutschland

Uepo.de, das Nachrichtenportal für die Übersetzungsbranche, hat die Rangfolge der 300 größten als Kapitalgesellschaften (GmbH, AG) verfassten Sprachdienstleister Deutschlands (UEPO 300) völlig neu strukturiert, aufgehübscht und jahrweise in Form von PDF-Dateien veröffentlicht.

Erstmals existieren nun für jedes Jahr separate Rangfolgen, bei denen alle Unternehmen auf Grundlage derselben Jahreszahlen gerecht miteinander verglichen werden können.

In der alten, von November 2010 bis August 2013 geführten Liste wurden die Einträge fortlaufend aktualisiert, was den Nachteil hatte, dass nicht alle Zahlen auf demselben Stand waren. Dadurch wurde zum Beispiel die Bilanzsumme 2012 des einen Unternehmens mit der Bilanzsumme 2010 eines anderen Unternehmens in Relation gesetzt.

Knick in Summe der Bilanzsummen eine Auswirkung der Finanzkrise?

UEPO 300
Summe der Bilanzsummen aller in der Liste enthaltenen Sprachdienstleister (in Euro)

Schaut man sich die Summe der Bilanzsummen aller UEPO-300-Unternehmen an, ergibt sich eine interessante Kurve, die einerseits insgesamt eine Aufwärtsentwicklung, andererseits aber auch einen Einbruch in den Bilanzen des Jahres 2007 zeigt.

Möglicherweise markiert dieser Einschnitt die Auswirkungen der weltweiten Finanzkrise, die im Jahr 2007 mit der US-Immobilienkrise begann und 2008 mit dem Zusammenbruch von Lehman Brothers ihren Höhepunkt erreichte.

Bemerkenswert ist die schnelle Erholung der Übersetzungsbranche, die sich noch während der Krise 2008 deutlich erholte und 2009 den vorübergehenden Rückgang vollständig wieder ausgeglichen hatte.

Stetiger Aufwärtstrend erkennbar

Insgesamt betrachtet deuten die Zahlen auf ein stetiges Wachstum sowohl der einzelnen Sprachdienstleister als auch der Übersetzungsbranche insgesamt hin.

Zur Verdeutlichung nachfolgend die Kurve der Entwicklung der Bilanzsummen aller Unternehmen mit einer Bilanzsumme von mehr als 2 Mio. Euro.

In der Grafik nicht enthalten ist der größte deutsche Sprachdienstleister Lionbrige, weil das Unternehmen eine völlig aus dem Rahmen fallende Entwicklung durchlaufen hat.

UEPO 300
Aufwärtstrend: Entwicklung der Bilanzsummen von 13 der 14 Unternehmen, die 2010 eine Bilanzsumme von mehr als 2 Mio. Euro aufwiesen (Lionbridge fehlt)

Lionbridge Deutschland GmbH bleibt größter Sprachdienstleister

Lionbridge
Innerhalb von 6 Jahren Bilanzsummen-Absturz auf ein Sechstel, Umsatzrückgang auf die Hälfte – Trotzdem bleibt Lionbridge die Nr. 1

Gleich in mehrfacher Hinsicht ungewöhnlich verlief die Bilanzsummen-Entwicklung der Lionbridge Deutschland GmbH.

Zum einen ist bei ihr die Bilanzsumme höher als der Umsatz. Bei den meisten anderen Sprachdienstleistern ist es umgekehrt – der Umsatz ist mehrfach höher als die Bilanzsumme.

Zum anderen verringerte sich die Bilanzsumme von fast 120 Mio. Euro im Jahr 2006 auf weniger als 30 Mio. Euro im Folgejahr.

Dessen ungeachtet bleibt Lionbridge nach wie vor der größte deutsche Sprachdienstleister.

tolingo und techtrans weit überdurchschnittlich erfolgreich

Während die meisten deutschen Sprachdienstleister eine stetige, aber eher gemächliche Aufwärtsentwicklung vollziehen, fallen einzelne Unternehmen positiv wie negativ aus dem Rahmen.

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Entwicklung der Bilanzsumme der erst 2007 gegründeten tolingo GmbH

Eine rasante Aufwärtsentwicklung legte die erst 2007 in Hamburg gegründete und mit enormen Summen Risikokapital finanzierte tolingo GmbH hin.

Die Zahl der festangestellten und freien Mitarbeiter des sich als Internet-Sprachdienstleister verstehenden Unternehmens entwickelte sich ebenso sprunghaft nach oben wie die Bilanzsumme.

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techtrans GmbH: Verfünffachung der Bilanzsumme innerhalb von fünf Jahren

Ein weiteres Beispiel für Unternehmen, die sich überdurchschnittlich gut entwickeln, ist die techtrans GmbH in Boppard südlich von Koblenz.

Mit der Veröffentlichungspflicht nehmen es manche nicht so genau

Gerne hätten wir auch schon die Rangfolgen für die Jahre 2011 und 2012 erstellt. Doch das ist nicht möglich, weil rund ein Dutzend der rund 300 Unternehmen ihre Bilanzzahlen 2011 trotz Veröffentlichungspflicht noch nicht dem Bundesanzeiger gemeldet haben.

Offenbar verschleppen einige Unternehmen die Veröffentlichung ihrer Geschäftszahlen, um die Konkurrenz über die eigene wirtschaftliche Lage möglichst lange im Unklaren zu lassen und die Eintragungsgebühr von 120 Euro zu sparen.

Uepo.de-Herausgeber Richard Schneider erklärt: „Der bisher krasseste Fall war ein millionenschwerer Sprachdienstleister aus Norddeutschland, der seine Zahlen der Jahre 2005 – also seit die Veröffentlichungspflicht im elektronischen Bundesanzeiger besteht – bis 2012 überhaupt noch nie gemeldet hatte. Er holte dies erst nach, als wir das zuständige Handelsregister darauf aufmerksam gemacht hatten.“

Der Jahresabschluss ist an sich „unverzüglich nach seiner Vorlage an die Gesellschafter“ beim Bundesanzeiger elektronisch einzureichen, „jedoch spätestens vor Ablauf des zwölften Monats des dem Abschlussstichtag nachfolgenden Geschäftsjahrs“, wie es im Handelsgesetzbuch (HGB) heißt.

Verstöße gegen diese nach § 325 HGB bestehende Offenlegungspflicht können vom Bundesamt für Justiz mit Ordnungsgeldverfahren und Strafen zwischen 2.500 und 25.000 Euro geahndet werden.

Vielfältige Auswertungen des Zahlenmaterials denkbar

Das von uepo.de erstmals für die Übersetzungsbranche zusammengestellte Zahlenmaterial harrt der Auswertung durch wirtschaftswissenschaftlich bewanderte Branchenexperten.

Denkbar wären auch Analysen oder eine Weiterentwicklung der UEPO 300 im Rahmen von Abschlussarbeiten an den Hochschulen für Übersetzer und Dolmetscher.

Kostenlos auf uepo.de herunterladen

Alle sechs bisher erschienenen Rangfolgen (2005-2010) können Sie über die nachfolgenden Links oder oben im Menü „UEPO 300“ direkt aufrufen oder herunterladen.

Dass die Listen hier kostenlos für jedermann verfügbar sind, bedeutet nicht, dass uepo.de auf sein Urheberrecht verzichtet. Wenn Sie die Rangfolgen an anderer Stelle veröffentlichen möchten, setzen Sie sich bitte mit uns in Verbindung. Eine E-Mail an rs@uepo.de genügt.

Weiterführende Links

Danksagungen

Idee und Konzept UEPO 300: Richard Schneider. Die praktische Umsetzung übernahmen im Verlauf von zwei Jahren Jessica Antosik, Viktoria Rybczynski, Nina Neumann, Janine Fischer und Zaira Fiori.

[Text: Richard Schneider. Bild: Zaira Fiori.]

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