Jürgen Klopp auf Pressekonferenz in Russland: „Wir sind besser vorbereitet als der Dolmetscher“

Jürgen Klopp
Jürgen Klopp – Bild: BVB

Auf einer Pressekonferenz vor dem Champions-League-Spiel Zenit St. Petersburg gegen Borussia Dortmund hat BVB-Trainer Jürgen Klopp am 24.02.2014 den russischen Dolmetscher in bester „Stromberg“-Manier vor der internationalen Presse bloßgestellt und vorgeführt.

Klopp zu den Journalisten: „Ich hoffe, dass halbwegs der Sinn dessen, was ich sage, rüberkommt im Russischen – bei der Übersetzung eines Menschen, der offensichtlich Champions League noch nie gesehen hat.“

Der Dolmetscher überträgt die Aussage pflichtbewusst ins Russische, wendet sich dann an Klopp und sagt verhalten: „Ja, stimmt.“ Gelächter bei den deutschen Journalisten. Der Trainer weiter: „Also wir sind besser vorbereitet als der Dolmetscher, was aber auch nicht schwer ist.“

Im Verlauf der Pressekonferenz war deutlich geworden, dass der Dolmetscher kaum etwas von Fußball verstand und über die Situation der beiden Vereine nicht informiert war.

So begann Klopp einen Satz mit „In der Champions-League-Gruppenphase …“. – „Wo?“, fragte der Dolmetscher dazwischen. „Gruppenphase!“, herrschte Klopp ihn an.

Die Frage eines russischen Journalisten zur Verletzungsserie bei den Dortmundern übertrug der Dolmetscher ziemlich holprig mit „Epidemie von Trauma“ ins Deutsche.

Als es darum ging, ob der Abwehrchef Mats Hummels bereits wieder so weit fit sei, dass er werde spielen können, erläuterte Klopp dem Dolmetscher vorab: „Mats Hummels ist ein Spieler von uns.“

Im Konsekutivdolmetschen ungeübt

Klopp war auch genervt, weil der Dolmetscher ihn stets schon nach zwei Sätzen unterbrach und zu dolmetschen begann, statt sich Notizen zu machen und erst nach Ende der Antwort alles ins Russische zu übertragen. Die Rheinische Post schreibt: „Immer, wenn Klopp einen Satz beginnt, grätscht der Dolmetscher dazwischen und übersetzt eifrig.“

Der Dolmetscher mittleren Alters schien sprachlich fit, aber im Konsekutivdolmetschen ungeübt zu sein. Er agierte eher im Stil eines Simultandolmetschers, was die Teilnehmer der Pressekonferenz irritierte.

Klopp trug seinen Spott lachend und mit einem Augenzwinkern vor. Am Ende klopfte er dem Dolmetscher auf die Schulter und reichte ihm demonstrativ die Hand.

Was dieser von der Klopp-Vorstellung hielt, ist nicht bekannt. Er machte gute Miene zum bösen Spiel und lächelte gequält.

„Bizarr, aber amüsant“ – Breites Presseecho

In der Berichterstattung der Medien über die „bizarre, aber auch sehr amüsante Pressekonferenz“ (Spox) stand der Dolmetscher im Mittelpunkt, wie folgende Überschriften zeigen:

  • „Lost in translation – Jürgen Klopps PK-Show in St. Petersburg“, Zwischenüberschrift: „Witze auf Kosten des Dolmetschers“ (Spox.com)
  • „Wir sind besser vorbereitet als der Übersetzer – Klopp veräppelt russischen Dolmetscher“ (Focus)
  • „Klopp vs. Übersetzer – BVB-Coach: ‚Sind besser vorbereitet als der Dolmetscher'“ (Hamburger Morgenpost)
  • „Klopp nimmt ahnungslosen Dolmetscher auf den Arm“ (Rheinische Post)
  • „Klopp veräppelt russischen Dolmetscher“ (Bild)

Klopp schon mehrfach verhaltensauffällig geworden

Sicherlich war dies nicht die feine englische Art, Kritik am Dolmetscher zu üben. Aber „Kloppo“ ist für sein aufbrausendes Temperament gleichermaßen berühmt wie berüchtigt. Vor allem die Schiedsrichter im In- und Ausland haben ihn schon mehrfach des Platzes verwiesen und sich über ihn beschwert, weil er die Unparteiischen anschrie und aggressiv an sie heranrückte.

Vom Deutschen Fußball-Bund (DFB) wurde der Trainer wegen seines Verhaltens schon sechsmal zu Geldstrafen verurteilt (2004: 2.500 Euro, 2007: 12.500 Euro, 2008: 12.000 Euro, 2010: 5.000 Euro und 10.000 Euro, 2012: 6.000 Euro). Vom europäischen Fußballverband UEFA wurde er für ein Spiel der Champions League gesperrt, nachdem er in Neapel einen Schiedsrichter bedroht hatte.

Links zu Videomaterial

Das Video zur Pressekonferenz mit allen den Dolmetscher betreffenden Ausschnitten können Sie sich bei spox.com (9:56 Min.) und bild.de (1:15 Min.) ansehen.

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In der Regel sind es an Testosteron-Überschuss leidende Alphatiere, die sich einen Spaß daraus machen, den Dolmetscher vorzuführen – wie etwa Ryanair-Chef Michael O’Leary:

Oder auch Spaßvogel Stefan Raab:

[Text: Richard Schneider. Quelle: spox.com, bild.de, focus.de, Hamburger Morgenpost, Rheinische Post, alle 2014-02-24.]

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