Viktor Sukhodrev gestorben – Dolmetscher auf höchster Ebene von Chruschtschow bis Gorbatschow

Viktor Sukhodrev
Viktor Sukhodrev (links) im Jahr 1961 mit dem sowjetischen Außenminister Andrei Gromyko vor der Presse. Gromyko hatte zuvor eine Unterredung mit dem amerikanischen Präsidenten John F. Kennedy.

Der russische Englisch-Dolmetscher Viktor Sukhodrev (Виктор Михайлович Суходрев) ist am 16. Mai 2014 im Alter von 81 Jahren gestorben. Er dolmetschte von 1956 bis 1994 für das sowjetische Außenministerium auf höchster diplomatischer Ebene von Chruschtschow über Breschnew bis Gorbatschow. Dabei lernte er acht amerikanische Präsidenten persönlich kennen, am intensivsten Richard Nixon.

Nixon verzichtete 1972 bei einem Moskaubesuch darauf, einen eigenen Dolmetscher mitzubringen, so sehr vertraute er Sukhodrev. „There had been concern expressed that I should have a State Department translator present also“, schreibt Nixon in seinen Memoiren. „But I knew that Sukhodrev was a superb linguist who spoke English as well as he did Russian, and I felt that Brezhnev would speak more freely if only one other person was present.“

Viktor Sukhodrev
Viktor Sukhodrev dolmetscht am 19.06.1973 ein Gespräch zwischen dem sowjetischen Staats- und Parteichef Leonid Breschnew und dem amerikanischen Präsidenten Richard Nixon.

Viktor Sukhodrev, MemoirenSukhodrev wurde in Litauen geboren und verbrachte sechs Jahre seiner Kindheit (1939-45) in London – zusammen mit seiner Mutter, die als Sekretärin bei der sowjetischen Handelsvertretung arbeitete. Sein Vater war derweil under cover als Militärspion in den USA aktiv.

Nach Abschluss eines Fremdsprachenstudiums (Englisch und Französisch) an einer Hochschule des Militärs in Moskau wird er 1956 als Dolmetscher beim sowjetischen Außenministerium angestellt.

Nach 29 Jahren als aktiver Dolmetscher übernimmt er 1985 das Amt des stellvertretenden Leiters der Nordamerika-Abteilung im Außenministerium. Ab 1989 engagiert er sich als Sonderberater des UN-Generalsekretärs.

Mitte der 1990er Jahre zieht Sukhodrev sich ins Privatleben zurück und veröffentlicht 1999 seine Memoiren unter dem Titel „Meine Sprache – mein Freund“, Untertitel „Von Chruschtschow bis Gorbatschow“. 2012 wird er mit dem russischen Nationalpreis ausgezeichnet. Sukhodrev war zweimal verheiratet – mit der Schauspielerin Inna Kmit und mit Inga Okunevskaya.

Auf russischen Websites findet sich eine Fülle von Text- und Bildmaterial zum Leben Viktor Sukhodrevs. Nachrufe sind neben dem russischen vor allem im englischen Sprachraum erschienen:

Nachfolgend ein knapp halbstündiges Interview, das der Fernsehsender Russia Today 2009 in englischer Sprache mit Sukhodrev führte.

Weiterführende Links auf uepo.de

[Text: Richard Schneider. Quelle: wie oben angegeben. Bild: Russia Today, Robert L. Knudsen (aus Wikipedia).]