„Aber was der Wille erstrebt, erreicht er“ – Museum für Disney-Übersetzerin Dr. Erika Fuchs eröffnet im Dezember

Erika-Fuchs-Museum
Entwurf des Architekturbüros für das Entrée des Dr.-Erika-Fuchs-Hauses. Dies ist die Schmalseite des Hauses, das etwa viermal länger als die Frontseite ist und an das sich hinten ein Freigelände anschließt.

Am 7. Dezember 2014 soll das Erika-Fuchs-Haus – Museum für Comic und Sprachkunst seine Pforten öffnen, wie die Dr.-Erika-Fuchs-Stiftung soeben bekannt gab. Am Tag der Eröffnung würde Fuchs, die 2005 starb, 108 Jahre alt.

Damit setzt die Stadt Schwarzenbach an der Saale, in der Dr. Erika Fuchs ein halbes Jahrhundert lang gelebt und gewirkt hat, der legendären Übersetzerin der Disney-Comics ein weiteres Denkmal.

Einzige Übersetzerin mit eigener Stiftung und eigenem Museum

Damit dürfte Fuchs zumindest im deutschen Sprachraum die einzige Vertreterin ihrer Zunft sein, nach der eine Stiftung und ein Museum benannt wurden. (In Freiburg versucht eine private Initiative, das der Stadt gehörende Wohnhaus der renommierten Russisch-Übersetzerin Swetlana Geier zu einem literarischen und übersetzerischen Zentrum auszubauen. Allerdings scheinen die Bemühungen nicht so recht voranzukommen.)

Ständige Ausstellung auf mehr als 600 Quadratmetern

Im Erika-Fuchs-Haus soll ihre Leistung als Übersetzerin gewürdigt und die Welt der Comics interaktiv aufbereitet werden. Eine Bibliothek soll wissenschaftliches Arbeiten ermöglichen.

Die ständige Ausstellung soll eine Fläche von 520 Quadratmeter umfassen, hinzu komme ein Sonderausstellungsraum mit 100 Quadratmetern. Als Zielgruppe werden „Touristen, regionales Publikum, Einzelbesucher, Familien, Schulklassen, Reisegruppen, Kinder, Jugendliche, Erwachsene, Erstleser, Donald-Kenner und Comic-Experten“ angepeilt.

Nach einem Architekturwettbewerb war 2012 ein marodes Haus in der Altstadt abgerissen und durch einen architektonisch interessanten Neubau ersetzt worden. Mittlerweile sei der Innenausbau weitgehend abgeschlossen, so dass ab September mit dem Aufbau der Ausstellung begonnen werden könne, so die Stiftung.

Carl Barks und Erika Fuchs
Erika Fuchs mit Carl Barks, dem wichtigsten Autor und Zeichner des Entenhausener Universums.

Erfinderin des „Erikativs“ hatte „prägenden Einfluss auf Alltagssprache“

In einer Informationsbroschüre der Stiftung wird Fuchs wie folgt gewürdigt:

Fast 40 Jahre lehrte sie die Bewohner Entenhausens Deutsch und prägte damit zugleich die Sprache mehrerer Leser-Generationen: Erika Fuchs, geboren am 7. Dezember 1906 in Rostock. Von 1951 bis 1988 übersetzte die promovierte Kunsthistorikerin für den ursprünglich in Stuttgart ansässigen Ehapa-Verlag im Range einer Chefredakteurin mit dem ihr eigenen Wortwitz die amerikanischen Disney-Comics ins Deutsche.

Besondere Berühmtheit erlangte Fuchs auf Grund ihrer kongenialen Übertragungen sämtlicher Donald-Duck-Geschichten aus der Feder von Zeichner-Legende Carl Barks (1901 – 2000), der noch heute weltweit zu den bekanntesten Comiczeichnern gehört.

Die besondere Qualität der Fuchsschen Übersetzungen liegt neben ihrem Wortwitz, dem Sinn für Ironie, den eigenen Wortschöpfungen sowie der Einbeziehung – manchmal leicht abgewandelter – klassischer Zitate u. a. in der Verknüpfung der Welt Entenhausens mit Schwarzenbach a. d. Saale. Hier lebte Erika Fuchs mit ihrem Mann Günter und ihren beiden Söhnen von 1933 bis 1984.

Kein Wunder, dass es in vielen Geschichten von lokalen Bezügen nur so wimmelt: So tauchen etwa das Café Rheingold, das Paulahölzchen, der Kornberg, der Schiedateich oder das Fichtelgebirge in diversen Micky Maus-Heften auf.

Noch weit größeren Ruhm hat Erika Fuchs jedoch mit etwas erlangt, das inzwischen unter Kennern als „Erikativ“ bekannt ist: Die Verkürzung von Verben auf ihren Wortstamm. Lautmalerische Ausdrücke wie „seufz!“, „ächz!“ oder „stöhn!“ sind inzwischen nicht allein Standard in deutschen Comics geworden, sondern bereichern die Alltagssprache quer durch alle Bevölkerungsschichten.

Was ihre Leistung aber in ganz besonderer Weise ausmacht, ist die Fähigkeit, jeder Figur durch eine für sie spezifische Ausdrucksweise einen Charakter zu verleihen, der so im Original nicht erkennbar ist. Diese Gabe erhebt Fuchs weit über alles, was eine Übersetzerin üblicherweise leistet.

Erika Fuchs starb am 22. April 2005 im Alter von 98 Jahren in München und wurde auf dem Friedhof in Schwarzenbach a. d. Saale neben ihrem 1984 verstorbenen Mann Günter Fuchs bestattet.

Dr.-Erika-Fuchs-Stiftung zur Förderung der bildenden und darstellenden Comic-Kunst

Schon früh war in Schwarzenbach die Idee gereift, ein Museum einzurichten, um die Fuchsschen Leistungen für die deutsche Comic-Kultur zu würdigen. Aus dieser Intention heraus ist 2007 die Dr.-Erika-Fuchs-Stiftung gegründet worden. Die Aufgabe der Stiftung ist die Förderung der bildenden und darstellenden Comic-Kunst. Dabei stehe die „Förderung des Aufbaus und der Betrieb eines Comic-Museums in Schwarzenbach a. d. Saale“ im Mittelpunkt, heißt es in einer Informationsbroschüre.

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[Text: Richard Schneider. Quelle: Dr.-Erika-Fuchs-Stiftung. Bild: Ehapa.]