Am Wochenende vom 24. bis 26. Mai 2019 findet in Wolfenbüttel bei Braunschweig wieder die Jahrestagung der organisierten Literaturübersetzer statt. Ausrichter ist der „Verband deutschsprachiger Übersetzer literarischer und wissenschaftlicher Werke e. V. Bundessparte Übersetzer des Verbands deutscher Schriftstellerinnen und Schriftsteller (VS) in ver.di“, der gemeinhin unter der Kurzbezeichnung VdÜ (Verband deutschsprachiger Übersetzer) auftritt.
Auf dem Programm stehen 22 Workshops zu Themen wie „Herausforderung Teamübersetzung“, „Twang, Groove, Riff, Jangle – Die Sprache der Musik und ihre Übersetzung“, „Anregungen zum Übersetzen von Dialekten“, „Onlinereputation – Sichtbarkeit im Internet für Übersetzer“, und natürlich auch „Das liebe Geld“. Hinzu kommen Vorträge wie „Übersetzen ist nichts für Feiglinge“ sowie verbandsinterne Besprechungen und berufspolitische Diskussionen.
Am Samstagabend steht die feierliche Übergabe des Hieronymus-Rings auf dem Programm. Bei dieser Ehrung von Übersetzern für Übersetzer wählt alle zwei Jahre der gegenwärtige Träger seinen Nachfolger bzw. die Nachfolgerin selbst aus und begründet die Wahl in einer Festrede. Den Abschluss bildet am Sonntag eine Podiumsdiskussion, bei der eine Autorin ihre Übersetzerinnen trifft.
Das Rahmenprogramm wartet mit Programmpunkten wie Stadtführung, Führung durch die Herzog-August-Bibliothek, Lauftreff und Lounge auf. Die gemeinsamen Abende am Freitag und Samstag bieten weitere Möglichkeiten, alte Bekanntschaften aufzufrischen und neue zu schließen.
Wie immer wird die Fachtagung für belletristische Übersetzer von einem Lesefest für die Bürger der Stadt begleitet. Durch das Vortragen von Übersetzungen wird der Beruf vorgestellt und die Tätigkeit des Übersetzens begreifbar gemacht.
Gute Erfahrungen mit Mittelstädten als Veranstaltungsort
Die Jahrestagung des Literaturübersetzerverbandes fand nie in einer Metropole wie Hamburg, Berlin oder München statt. Nach dem ersten Veranstaltungsort 1968 hieß sie lange Zeit „Esslinger Gespräch“, später – im Bergischen Land – „Bergneustädter Gespräch“. 1999 bis 2003 tagte man in Bensberg bei Köln. Seit 2004 ist Wolfenbüttel Gastgeberin.
Mit der Grundsatzentscheidung, die Jahrestreffen in kleineren Städten abzuhalten, haben die Literaturübersetzer offenbar gute Erfahrungen gemacht:
- In Mittelstädten wie Wolfenbüttel (52.000 Einwohner) sind die Kosten für die Tagung selbst und auch die Übernachtungskosten für die Tagungsteilnehmer günstiger.
- Die gastgebende Stadt freut sich über das Kommen von mehreren Hundert Intellektuellen, berichtet in ihrer Öffentlichkeitsarbeit darüber und greift den Organisatoren helfend unter die Arme.
- Durch das begleitende Lesefest im Stadtzentrum wird die Fachtagung als Bereicherung des städtischen Lebens wahrgenommen und hat einen festen Platz im Jahreskalender der Stadt. Im Vorjahr würdigte der persönlich anwesende Bürgermeister in seinem Grußwort die Tagung ausdrücklich als „Gewinn für das kulturelle Angebot in der Stadt“.
In einer Großstadt hingegen würde die Veranstaltung von der kommunalen Verwaltung und der Bevölkerung gar nicht wahrgenommen.
Das 16. Wolfenbütteler Gespräch findet mit Unterstützung von ver.di, der Bundesakademie für kulturelle Bildung Wolfenbüttel, dem Deutschen Übersetzerfonds e. V. und der Stadt Wolfenbüttel statt.
Mehr zum Thema auf UEPO.de
- 2019-04-15: VdÜ begrüßt EU-Urheberrechtsreform: Stärkt Rechte von Übersetzern, sorgt für angemessene Vergütung
Weiterführender Link
- Programm des 16. Wolfenbütteler Gesprächs 2019 (PDF, 13 Seiten)
[Text: Richard Schneider.]