Jüdische Übersetzer als Akteure interkultureller Transformationen

Davidstern
Bild: tatutati / Pixabay

Nicht mit dem Übersetzen an sich, sondern mit der Rolle jüdischer Übersetzer in der Kultur- und Zeitgeschichte beschäftigt sich ein im April 2019 erschienenes Buch mit wissenschaftlichen Aufsätzen zum Thema „Jüdische Übersetzer als Akteure interkultureller Transformationen“. Der Universitätsverlag Winter schreibt dazu:

Buchtitel "Jüdische Übersetzer"Im Mittelpunkt des Sammelbandes stehen Personen und Gruppen, die aus einer jüdisch geprägten Situation heraus Übersetzungen angefertigt haben und als transformierende Akteure zwischen Sprachen und Kulturen zu begreifen sind.

Sie übertragen nicht einfach nur Texte in eine andere Sprache, sondern wirken durch ihre übersetzerische Tätigkeit modifizierend auf den ursprünglichen Textgehalt ein und passen ihn der Zielsprache beziehungsweise den kulturellen Bedingungen sowie dem Lesepublikum an.

Beiträge von Forschern unterschiedlicher Fachrichtungen (Judaistik, Theologie, Geschichtswissenschaft, Germanistik, Slawistik und Romanistik) werfen ein Licht auf ausgewählte jüdische Übersetzerpersönlichkeiten und eröffnen einen Blick vom 3. Jahrhundert vor christlicher Zeitrechnung bis ins 20. Jahrhundert, der geographisch vom hellenistischen Alexandria über Sefarad und Aschkenas bis ins amerikanische Exil nach New York reicht.

Inhaltsverzeichnis

  • Martin Rösel: Das Weltende kommt später – Die aktualisierte Eschatologie des griechischen Danielbuches
  • Rafael D. Arnold: Die jüdischen Übersetzer in Sefarad und ihr Beitrag zum Ausbau der kastilischen Wissenschaftssprache
  • Albrecht Buschmann: Andere Stimmen in Miguel de Cervantes’ Don Quijote – Juden und Übersetzen in der spanischen Literatur um 1600
  • Annett Martini: Ein pythagoreisches Missverständnis – Flavius Mithridates als „Übersetzer“ jüdischer Mystik in die Gedankenwelt der Renaissance
  • Dorothea M. Salzer: Die pädagogische Utopie der Zweisprachigkeit – Die Funktion der Übersetzung in der Pädagogik der Maskilim
  • Hans-Joachim Hahn: Übersetzung, Vermittlung und Transfer – David Friedländer als kulturpolitischer Akteur
  • Carsten Schapkow: Das iberisch-sephardische Judentum in der Wissenschaft des Judentums – Aneignung, Abgrenzung, kulturelle Vermittlung
  • Olaf Terpitz: Sprachkulturelle Transformationen im Russländischen Reich des 19. Jahrhunderts – Vermittlungen des Literarischen und Sakralen durch Lev Binštok und Lev Mandel’štam
  • Petra Ernst: Übersetzer und Übersetzen im Ersten Weltkrieg in den Autobiographien von Sammy Gronemann und Alexander Granach
  • Michael Studemund-Halévy: A City in Love with the Theatre – Rafael Farin and the Judezmo Theatre in Shumen
  • Daniel Hoffmann: Retranslationen in die jüdische Welt – Eine jüdische Lektüre von Joseph Roths „Das falsche Gewicht“
  • Shlomo Berger: Modes of Translation and their Cultural Implications – On Two Yiddish Renditions of Shakespeare’s Sonnets

Bibliografische Angaben

  • Rafael D. Arnold (Hg.): Jüdische Übersetzer – als Akteure interkultureller Transformationen. Heidelberg: Universitätsverlag Winter, 2019. 251 Seiten, gebunden, 40,00 Euro, ISBN: 978-3-8253-4613-3.

[Text: Richard Schneider.]