Eva Schweikart erhält Christoph-Martin-Wieland-Übersetzerpreis 2019

Eva Schweikart, Christoph Martin Wieland
Eva Schweikart und der Namensgeber des Preises, Christoph Martin Wieland (1733-1813). - Bild: Roeland Fossen, Gemälde: gemeinfrei

Die in Hannover lebende Übersetzerin und Lektorin Eva Schweikart wird mit dem Christoph-Martin-Wieland-Übersetzerpreis 2019 ausgezeichnet. Sie erhält die mit 12.000 Euro dotierte Ehrung für ihre Übertragung des packenden Kinderromans Emilia und der Junge aus dem Meer aus dem Niederländischen ins Deutsche. Der 400 Seiten starke Roman der Niederländerin Annet Schaap erschien im Februar 2019 im Thienemann Verlag.

Die fünfköpfige Jury, der die Literaturübersetzer Friederike Buchinger, Andreas Jandl und Tobias Scheffel sowie die Germanistin Jutta Heinz und Lothar Schröder von der Rheinischen Post angehörten, schreibt in der Begründung:

BuchtitelAnnet Schaaps Roman für junge Leser ab 10 Jahren verbindet Märchen- und Fabelhaftes, knüpft an die verwunschenen Welten von Hans Christian Andersen an und verbindet Meeresmotivik mit Seeräuber-Jennyesker Selbstbehauptung ihrer jungen Heldin. Emilia ist eine Figur, die auf ermutigende Weise für Menschlichkeit, Toleranz und Vielfalt steht.

Annet Schaap findet für die Einsamkeit, die Härte und scheinbare Ausweglosigkeit ihrer Protagonistin, der jungen Leuchtturmwärtertochter Emilia, im Niederländischen einen knappen, klaren Ton, der sich im Lauf des Romans um weitere Stimmen weitet und sich mit zunehmender Reife und Sicherheit der Protagonistin wandelt. Stimmung, Ton, Atmosphäre sind wesentliche Charakteristika des Romans.

Es galt bei der Übersetzung, für einen ganzen Chor die jeweils passenden Stimmen zu entwickeln und die beschriebene Stimmung im Deutschen in all ihrer Vielfalt, Härte, Knappheit wiederzugeben.

Eva Schweikart hat diese Herausforderung bravourös gemeistert. Ihr deutscher Text ist zunächst bedrückend, intensiv, karg, dann hoffnungsvoll schimmernd und märchenhaft magisch wie das Original. Die Stimmungen überzeugen, an keiner Stelle meint man, eine Übersetzung zu lesen, sondern zum Leser spricht eine reife, souveräne deutsche Vielstimmigkeit.

Beeindruckt von dieser Souveränität der Übersetzungsleistung hat die Jury Eva Schweikart einmütig den Christoph-Martin-Wieland Übersetzerpreis 2019 zugesprochen. Der Preis wird seit 1979 alle zwei Jahre für ein wechselndes Genre verliehen.

Logo FreundeskreisDer Freundeskreis zur Förderung literarischer und wissenschaftlicher Übersetzungen e. V. hatte den Preis in diesem Jahr erstmals für die Übersetzung eines Kinderbuches ausgeschrieben.

Der mit 12.000 Euro dotierte Preis wird vom Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg finanziert. Die Preisverleihung findet am 7. November 2019 unter der Regie der Christoph-Martin-Wieland-Stiftung in Biberach an der Riß statt, der Heimatstadt des Namenspatrons.

Über den Christoph-Martin-Wieland-Übersetzerpreis

Christoph Martin Wieland (1733-1813) war Schriftsteller, Übersetzer, Journalist, Herausgeber und gilt als der Wegbereiter der Weimarer Klassik.

Der Christoph-Martin-Wieland-Übersetzerpreis wird seit 1979 alle zwei Jahre, alternierend mit dem Helmut-M.-Braem-Preis, vom Freundeskreis ausgeschrieben. Er wird für die herausragende Übersetzung eines Werkes aus wechselnden literarischen Gattungen vergeben. Die Preisverleihung wird von der Christoph-Martin-Wieland-Stiftung organisiert und findet in der Wieland-Stadt Biberach statt.

Die Übersetzung muss im Jahr der Ausschreibung oder in den drei vorausgegangenen Jahren in einem deutschsprachigen Verlag erschienen sein. Eigenbewerbungen sind möglich. Darüber hinaus können auch deutschsprachige Verlage preiswürdige Übersetzungen einreichen.

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Weiterführender Link

[Text: Freundeskreis zur Förderung literarischer und wissenschaftlicher Übersetzungen. Quelle: Pressemitteilung Freundeskreis, 2019-07-18.]

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