QUADA: VHS Wien startet fünfmonatigen Lehrgang für Dolmetscher in Asylverfahren

Schwimmwesten und Rettungsboote an griechischem Strand
Berge von Schwimmwesten und Schlauchbooten als Hinterlassenschaften der Völkerwanderung über das Mittelmeer. - Bild: Jim Black / Pixabay

Logo VHS AlsergrundAb 16. September 2019 bietet die Volkshochschule (VHS) im Wiener Stadtteil Alsergrund erneut eine als QUADA bezeichnete Fortbildung für Dolmetscher an, die im Rahmen von Asylverfahren tätig sind (QUADA: Qualifizierungsmaßnahme für Dolmetscher im Asylverfahren).

Der Lehrgang wurde von Experten in einem multidisziplinären Team in Zusammenarbeit mit dem Hohen Flüchtlingskommissar der Vereinten Nationen (UNHCR) entwickelt. Das Angebot wird vom Europäischen Flüchtlingsfonds und dem Bundesministerium für Inneres kofinanziert.

Praxisorientiert und auf Anforderungen der Asyldolmetscher ausgerichtet

Im QUADA-Lehrgang werden die spezifischen Rahmenbedingungen für das Dolmetschen im Asylverfahren vermittelt und die Teilnehmer professionell auf die Praxis vorbereitet. Im Verlauf von fünf Monaten werden die Teilnehmer in rechtlichen Grundlagen sowie Dolmetschtechniken geschult. Im Blended-learning-Format wird ein Teil der Lehrgangsinhalte per E-Learning eigenständig zuhause erarbeitet und ein anderer Teil gemeinsam mit den anderen Teilnehmern.

Die Teilnehmerzahl beläuft sich auf 6 bis 15. Der in drei Blöcke mit jeweils mehreren Modulen eingeteilte Lehrgang kann berufsbegleitend absolviert werden. Die weiter unten aufgeführten Blöcke können auch einzeln gebucht werden.

Der QUADA-Lehrgang richtet sich in erster Linie an Personen, die bereits in Asylverfahren dolmetschen und ihre Qualifikationen verbessern möchten sowie an Menschen mit Dolmetscherfahrung in anderen Bereichen.

Verantwortungsvolle Tätigkeit

Dolmetschen beinhaltet mehr als das bloße Übersetzen von Wörtern und gerade für ein faires Asylverfahren ist gelungene Kommunikation zentral. Dazu braucht es in der Regel Dolmetscher mit hoher professioneller Handlungskompetenz.

„Dolmetschen im Asylverfahren ist eine verantwortungsvolle Tätigkeit. Der QUADA-Lehrgang ist besonders praxisorientiert und auf die speziellen Anforderungen des Bereichs ausgerichtet. Damit werden Dolmetscher in ihrer Professionalisierung unterstützt“, erläutert Monika Reif, Direktorin der VHS Alsergrund.

Der in Österreich einzigartige Ausbildungslehrgang wird seit 2015 von den Wiener Volkshochschulen angeboten. Ein vergleichbares Angebot besteht seit 2016 an der VHS Mainz.

Übersicht QUADA-Lehrgang

Inhalte der Lernmodule

Block 1: Das Asylverfahren und die Rolle der Dolmetscher in diesem Bereich

Asyl und Flüchtlingsschutz:

  • Zentrale Aspekte von Flucht und Asyl
  • Österreichisches Asylverfahren (Strukturen, Abläufe etc.)
  • Formen des Schutzes und Aufenthalts in Österreich

Die Einvernahme im Asylverfahren:

  • Die Einvernahme ist das Herzstück des Asyl-Verfahrens
  • Dolmetscher sollen die Einvernahmetechnik der Referenten kennen und verstehen
  • Dolmetscher sollen sich an die Einvernahmetechnik anpassen können
  • Die Kenntnis der Rechte und Pflichten des Asylwerbers ist eine wichtige Vorkenntnis

Dolmetschen für vulnerable Antragsteller:

  • Zentrale Aspekte von Vulnerabilität im Allgemeinen und speziell im Asylverfahren
  • Rechtliche Implikationen von Vulnerabilität
  • Indikatoren von Vulnerabilität
  • Anforderungen an Dolmetscher im Umgang mit vulnerablen Asylwerbern

Grundlegende Aspekte des Dolmetschens:

  • Tätigkeit, Einsatzgebiete und Kompetenzen von Dolmetscher (inkl. Asylverfahren)
  • Subjektives Recht auf Beiziehung eines Dolmetschers
  • Rechtstellung, Bezahlung, Befangenheit und Haftung

Block 2: Grundlegende Kompetenzen und Herausforderungen für Dolmetscher im Alsylverfahren

Die Rolle von Dolmetschern im AsylverfahrenPsychisches Erleben von Dolmetschern:

  • Anforderungen an Dolmetscher im Asylverfahren
  • Die „Rolle“ im Asylverfahren
  • Rollenkonflikte und Strategien im Umgang mit diesen sowie Möglichkeiten zur Abgrenzung

Berufsethische Prinzipien:

  • Allgemeine Grundlagen der dolmetschspezifischen Berufsethik
  • Zentrale Aspekte professionellen Verhaltens und deren Anwendung
  • Einschlägige Berufskodizes
  • Dilemma-Situationen

Dolmetscher als Experten für mehrsprachige und transkulturelle Kommunikation:

  • Reflexion der eigenen Mehrsprachigkeit und der eigenen (Migrations-)Biografie
  • Professioneller Einsatz von transkulturellen und mehrsprachigen Kompetenzen in der Rolle als Dolmetscher

Psychisches Erleben von Dolmetschern:

  • Bewusstsein über psychodynamische Aspekte des Dolmetschens
  • Kennen der Phänomene der Übertragung und Gegenübertragung
  • Gefahr der sekundären Traumatisierung
  • Wissen über präventive und qualitätssichernde Maßnahmen im Sinne der Psychohygiene

Block 3: Translationstechniken und andere relevante Fähigkeiten beim Dolmetschen

Dolmetschtechnik:

  • Kennenlernen der wichtigsten simultanen und konsekutiven Dolmetschtechniken
  • Verstehen der Teilbereiche des Dolmetschprozesses (Hören – Verstehen – Speichern – Wiedergeben – Koordination)
  • Zusatzaspekte (z. B. Para- und Nonverbales, „korrekte“ Wiedergabe)
  • Anwendung im Asylbereich

Vom-Blatt-Dolmetschung der Niederschrift:

  • Reflexion des Begriffs Rückübersetzung
  • Anforderungen ans Vom-Blatt-Dolmetschen
  • Entstehungsprozess einer Niederschrift
  • Vom-Blatt-Dolmetschung als dialogische Handlung
  • Kritische Interaktionsfaktoren und Gestaltungsmöglichkeiten

Notizentechnik:

  • Voraussetzungen fürs Verstehen: aktives Zuhören und Strukturieren der Inhalte
  • Notizentechnik als Gedächtnisstütze im Asylverfahren
  • Eigene Notiergewohnheiten
  • Notatsstruktur: Wissen über Kürzungsmöglichkeiten (systematische Symbolik und grafische Zeichen)

Wissenserwerb:

  • Persönlicher Wissensbedarf
  • Bedeutung von Fachterminologie
  • Recherchier-Techniken und -Tools
  • Nachschlagewerke
  • Bewertung von Quellen

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Weiterführende Links

Mag.a Nadja Pospisil