Das Jugendwort des Jahres 2020 steht fest: „Lost“ hat die von Langenscheidt initiierte Wahl gewonnen. Fast die Hälfte aller Wähler – 48 Prozent – hat im Rahmen eines Online-Votings für das Siegerwort gestimmt.
In der finalen Abstimmungsrunde standen zwei weitere Begriffe zur Auswahl: „Cringe“ erreichte mit 28 Prozent Platz zwei. Für „wild/wyld“ stimmten 24 Prozent. Mehr als eine Million Stimmen wurden in allen drei Phasen des Wettbewerbs, der am 9. Juni startete, insgesamt abgegeben.
„Lost“ im Sinn von ahnungslos, unsicher oder unentschlossen
Wörtlich bedeutet das englische „lost“ ins Deutsche übersetzt „verloren“. In der Jugendsprache ist damit jemand gemeint, der ahnungslos, unsicher oder unentschlossen ist.
„Mit ‚lost’ ist in diesem Jahr ein Jugendwort gewählt worden, das zum aktiven Sprachgebrauch der 10-bis 20-Jährigen gehört“, erklärt Sarah Bartl, die die Online-Kampagne gemeinsam mit Kristina Baketaric bei Langenscheidt verantwortet hat. „Mit unserem neuen Abstimmungs-Verfahren haben wir unser Ziel erreicht: Wir wollten den Jugendlichen die Wahl überlassen – schließlich sind sie die echten Experten und Expertinnen“, ergänzt Baketaric.
Jugendwort-Wahl gibt es seit 2008
2008 hatte Langenscheidt die Wahl ins Leben gerufen und damit regelmäßig eine Diskussion über (Jugend-)Sprache angeregt. Bei den Wahlen der vergangenen Jahre wurde das Jugendwort durch eine Jury bestimmt.
Um so nah wie möglich an der gängigen Alltagssprache von Jugendlichen zu sein, entschloss sich Langenscheidt in diesem Jahr für ein neues Format. Im Rahmen eines 3-stufigen Online-Wahlverfahrens konnten zunächst unter www.jugendwort.de Begriffe eingereicht werden.
Aus diesen Vorschlägen ermittelte die Langenscheidt-Jury die Top 10. Auswahlkriterien waren hierbei insbesondere der „Verbreitungsgrad des Wortes“, aber auch „Originalität“ sowie „gesellschaftliche und kulturelle Ereignisse“.
Aus den Top 10 konnten die Teilnehmer des Online-Votings dann die Top 3 bestimmen. Fast 100.000 Votings wurden in der finalen Wahlphase vom 20. September bis 10. Oktober abgegeben. 48 Prozent stimmten dabei für „lost“.
Manipulationsversuche von Spaßvögeln wurden abgewehrt
Der Begriff „Hurensohn“ wurde ebenfalls zur Wahl eingereicht, aber von Langenscheidt nicht zugelassen. Wie unter anderem der Bayerische Rundfunk berichtete, hatte auf Reddit eine 165.000 Mitglieder starke Memeliebhaber-Community dazu aufgerufen, das uralte Schimpfwort zum Jugendwort des Jahres zu wählen.
„Wir wissen, dass dieses Wort durchaus auch im jugendlichen Sprachgebrauch und zum Teil auch sarkastisch verwendet wird. Jedoch sehen wir uns in der Verantwortung, die Verbreitung von diskriminierenden Wörtern nicht zu unterstützen. Da wir aber ein umfassendes Bild über die Jugendsprache vermitteln wollen, nehmen wir das Wort ‚Hurensohn’ mit in die aktuelle Ausgabe unseres Buches 100 % Jugendsprache auf“, so die Langenscheidt-Redaktion.
Nachdem Hurensohn disqualifiziert war, versuchte ein Instagram-Account mit 34.000 Followern vergeblich, das Wort Mittwoch zum Sieger zu küren.
2019 fiel die Aktion aus, weil Langenscheidt von PONS übernommen wurde
Im vergangenen Jahr konnte die Suche nach dem Jugendwort nicht durchgeführt werden. Denn der Verlag war auf dem Tiefpunkt seiner 163-jährigen Geschichte angelangt und wurde im April 2019 abgewickelt.
Überlebt haben nur ausgewählte physische und digitale Verlagstitel, die Rechte daran und die weltbekannte Marke Langenscheidt, die vom zur Klett-Gruppe gehörenden PONS-Verlag aufgekauft wurden. Die damals noch verbliebenen 50 Mitarbeiter (von 2010 noch 250) wurden nicht übernommen.
Das Buch zum Wort
Das Jugendwort findet sich – mit vielen anderen originellen und schrägen Wortschöpfungen – im Buch 100 % Jugendsprache, das bei Langenscheidt im Oktober erscheint.
Hier werden 700 Wörter und Redewendungen vorgestellt, die zum aktuellen Sprachgebrauch von Jugendlichen gehören. Natürlich mit entsprechender Erklärung – damit Erwachsene in Sachen Jungendsprache nicht länger „lost“ sind.
rs, Langenscheidt