Genoveva Ruiz Calavera wird neue Generaldirektorin der GD Dolmetschen

EU-Flagge
Bild: pixel2013 / Pixabay

Weißer Rauch stieg am 27. Januar 2021 über Brüssel auf. „Habemus directorem generalis!“ – Das hätte man wie bei der Papstwahl erleichtert und freudig ausrufen können, als Dubravka Šuica, eine von acht Vizepräsidenten der Europäischen Kommission, verkündete, für wen sich das Gremium entschieden hat:

Neue Generaldirektorin der Generaldirektion Dolmetschen der EU-Kommission wird Genoveva (Veva) Ruiz Calavera.

Genoveva Ruiz Calavera
Auf Twitter präsentiert sich Genoveva Ruiz Calavera mit diesem Foto und dem Account @CalaveraRuiz.

Ruiz Calavera ist seit 2016 Direktorin in der Generaldirektion für „Europäische Nachbarschaftspolitik und Erweiterungsverhandlungen“ (GD NEAR) und dort für die westlichen Balkanländer zuständig. Für sie ist der Wechsel mit einem Karrieresprung von der Direktorin zur Generaldirektorin verbunden.

Weitere Informationen über den persönlichen Hintergrund von Genoveva Ruiz Calavera sowie ihre Qualifikationen und ihren Werdegang wurden noch nicht mitgeteilt. Unklar ist auch, wann genau sie ihren Dienst als Verwaltungschefin der Dolmetschtruppe antreten wird.

Suche hat fast fünf Monate gedauert

Fast fünf Monate hat es gedauert, eine Nachfolgerin für die Juristin Florika Fink-Hooijer zu finden, die Ende August 2020 überraschend ihren Posten aufgegeben hatte und zur GD Umwelt gewechselt war.

Mit der „Wahrnehmung der Geschäfte“ bei der GD Dolmetschen wurde daraufhin Carlos Alegria beauftragt. Der Stellvertreter Fink-Hooijers saß lange Jahre selbst in der Dolmetschkabine. Für den Posten des Generaldirektors kam er trotz translatorischer Fachkompetenz nicht infrage. Aus Gründen des Geschlechterproporzes wurde gezielt eine Frau gesucht.

Generaldirektion = Behörde, Generaldirektor = Amtschef (nicht Minister)

Die dreiunddreißig Generaldirektionen der EU-Kommission sind Behörden und mit nationalen Ministerien vergleichbar. Die Generaldirektoren entsprechen jedoch nicht Ministern, sondern stehen lediglich der Verwaltung vor, sind also mit Ministerialdirektoren oder Staatssekretären vergleichbar. Daher werden die Posten nicht mit Politikern besetzt, sondern mit Karrierebeamten.

Diese dürfen nicht dieselbe Staatsangehörigkeit besitzen wie der EU-Kommissar, dem die Generaldirektion zugeordnet ist. Außerdem werden sie gut alle vier Jahre ausgetauscht. Das soll einer Verfilzung entgegenwirken und verhindern, dass in einer Generaldirektion die Interessen eines Mitgliedstaates vorrangig berücksichtigt werden.

Die ständige Rotation der Generaldirektoren unterbindet aber auch den Aufbau von Fachkompetenz auf der höchsten Verwaltungsebene. In der Regel sind Generaldirektoren Juristen und Generalisten. Sie werden als Allzweckwaffe immer dort eingesetzt, wo gerade Verwaltungsfachleute benötigt werden.

Vom Themenfeld der jeweiligen Generaldirektion haben sie oft nicht die geringste Ahnung. Politisch halten sie sich aus allem heraus und beten lediglich EU-Gemeinplätze wie „United in diversity“ oder „Stronger together“ nach.

GD Dolmetschen untersteht EU-Kommissar Johannes Hahn

Politisch ist die Generaldirektion Dolmetschen dem EU-Kommissar (Minister) Johannes Hahn (Österreich) unterstellt, der innerhalb der EU-Kommission (Regierung) für die Bereiche Haushalt und Verwaltung zuständig ist.

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Richard Schneider